Helga Rauter
Gesünder essen anstelle von radikalen Fastenkuren
Ernährungsexpertin Helga Rauter rät von radikalen Fastenkuren ab. Besser sei es, Gewohnheiten langfristig verbessern.
PINZGAU. Mit dem Aschermittwoch beginnt für viele die Fastenzeit. Doch wann ist fasten eigentlich sinnvoll – und wofür? Wir haben bei Helga Rauter nachgefragt. Sie ist diplomierte Ernährungstrainerin mit eigener Praxis in Fusch und Expertin auf diesem Gebiet.
Frau Rauter, gibt es unterschiedliche Arten zu fasten?
HELGA RAUTER: Ja, und sie haben unterschiedliche Ursprünge. Der Normalbürger möchte durch Fasten in der Regel überflüssige Kilos loswerden. Menschen, die "heilfasten", wollen den Körper entschlacken. Religiöse Menschen wollen durch Verzicht ihren Glauben stärken und bewusst eine Entbehrung in Kauf nehmen.
Was empfehlen sie für die vorösterliche Fastenzeit?
Sinnvoll wäre es, seine Ernährungsgewohnheiten kritisch unter die Lupe zu nehmen. Denn nur durch eine bleibende Veränderung dieser Gewohnheiten kann man sich auf Dauer von Übergewicht befreien. Wenn man den Entschluss fasst, etwa Alkohol, Süßigkeiten oder Fastfood für eine Zeitlang zu meiden, ist das keine Fastenkur, sondern eine sinnvolle Korrektur und empfehlenswert.
Ist das für jeden geeignet?
Ja, jeder grundsätzlich gesunde Mensch kann eine vernünftige "Fastenkur" im Sinne einer verbesserten Ernährungssituation gebrauchen. Dabei ist es egal, ob man Kilos loswerden, die Gesundheit fördern oder Übergewichtsbildung vorbeugen möchte. Aber: Damit sind keine radikalen Kuren gemeint, sondern eine anhaltende Verbesserung des Essverhaltens und der -gewohnheiten.
Ist radikales Fasten schlecht?
Radikale Fastenkuren würde ich niemals empfehlen, sie sind mehr schädlich als nützlich. Würde man den Begriff "Fasten" durch "gesündere Ernährung" ersetzen, sähe die Sache anders aus. Denn dieses "Fasten" bewirkt eine Kalorienreduktion, bringt mehr Ballaststoffe und versorgt einen trotzdem ausreichend mit den notwendigen Mikronährstoffen. Das kann man fast jedem Menschen empfehlen.
Was sollte man dabei beachten?
Bei Fastenkuren sollte man unbedingt sicherstellen, dass die essentiellen Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in der Ernährung nicht fehlen. Eine Vernachlässigung dieser Komponente bewirkt mit Sicherheit gesundheitliche Nachteile, ganz zu schweigen von der verminderten Vitalität.
Wer sollte nicht fasten?
Schwangeren oder geschwächten Personen würde ich keinerlei Fastenkur empfehlen, ebenso wenig Personen mit gestörtem Essverhalten – das könnte durchaus üble Folgen nach sich ziehen. Für Schwangere gilt grundsätzlich: ausgewogene Ernährung, reich an Vitalstoffen. Bei Personen mit Ess-Störungen ist äußerste Vorsicht geboten und von jeglichen Fastenkuren strikt abzuraten.
Lässt sich der Jo-Jo-Effekt vermeiden?
Der Jo-Jo-Effekt ist nicht umsonst so gefürchtet, denn er tritt in der Regel nach Fastenkuren ein. Vorhandene Fettzellen sind ein Leben lang da – der Unterschied ist nur, ob sie gefüllt sind oder nicht. Und nach einer Fastenkur schreien sie geradezu nach Füllung. So ist in Kürze das alte Gewicht wieder erreicht – oder sogar etwas mehr. Ich empfehle daher, den Begriff "Fasten" mit "Gesünder ernähren" zu ersetzen und die Essmenge wenn, dann nur langsam zu reduzieren. So werden Sie Erfolg haben.
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