Leserbrief: "Ein- bis Dreiklassenmedizin, wohin gehst Du?
Die folgenden Zeilen stammen von Renate Ratzenböck aus Uttendorf
Ein- bis Dreiklassenmedizin, wohin gehst Du?
Die allgemeine Advents- und Weihnachtshektik mit Glühweinmassaker, Jingle bells und Co. lassen die aktuellen Probleme etwas in den Hintergrund rücken.
Das Thema „Medizinische Versorgung“ ist scheinbar auf Eis gelegt. Da klagt die Ärztekammer (ORF-Salzburg 7. 12.) über überfüllte Ambulanzen in den Spitälern und über oft stundenlange Wartezeiten, welche die Patienten (gilt nur für Otto-Normal-Verbraucher) auf sich zu nehmen haben, und auf der anderen Seite werden gut funktionierende Systeme, sprich Ordinationen wie die Radiologie in Zell am See – in einem eigens errichteten Ärztezentrum – in absehbarer Zeit geschlossen. In Kliniken müssen sogar Operationen wegen Personalmangels auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werden. Uns allen ist klar, um beste Arbeit leisten zu können, müssen Ärzte auch menschenwürdige Arbeitsbedingungen vorfinden, dieselben Bedingungen sollten aber auch für Patienten möglich sein.
Immer wieder ist zu hören, Schließung der Ordinationen, Umstrukturierungen, ja das ist Sache der Krankenkassen, da hat die Politik nichts zu sagen. Dem kann ich ganz und gar nicht zustimmen. Die Krankenkassen müssen sich mit all ihren Ansinnen und Vorhaben im gesetzlichen Rahmen bewegen. Und wer macht diese Gesetze und Verordnungen? Natürlich die österreichischen Gesetzgeber, nämlich Bund, Länder und Gemeinden. Sich abzuputzen, so zu tun als ginge dies einen gar nichts an und den Krankenkassen grünes Licht für jedwede Maßnahme zu geben, ist demnach ganz und gar nicht gesetzeskonform.
Der Oberpinzgau ist sehr stark von den Veränderungen betroffen. Es steht außer Frage, im KH Mittersill wird Mammographie angeboten werden und wohl niemand zweifelt daran, dass dieses nur aufgrund des starken Widerstandes aus der Bevölkerung zustande gekommen ist. Dann die Notversorgung während der Nacht und an den Wochenenden. Wie das Beispiel einer verzweifelten Frau aus Straßwalchen aufzeigt, die vor kurzem nachts den Notarzt aus Saalfelden am Telefon hatte, dem es natürlich nicht möglich war, von Saalfelden nach Straßwalchen zu fahren, ist hier noch vieles verbesserungswürdig, vielleicht sogar rückgängig zu machen. Ansonsten müsste die Bevölkerung mittels eines Rundschreibens informiert werden. „Krank werden und krank sein bitte nicht außerhalb der durch die Krankenkasse festgesetzten Zeiten!“
Vor allem in den Touristenprospekten wird der Oberpinzgau immer als lebens- und liebenswerte Region bezeichnet. Wird weiter so an der medizinischen Versorgung gespart, sollte man vielleicht besser nach Zell am See einen Schranken anbringen mit dem Hinweis. „Betreten und Wohnen im Oberpinzgau auf eigene Gefahr!“
Renate Ratzenböck,
5723 Uttendorf
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