Leben im Ungewissen im Asylwohnheim
Die BezirksRundschau machte einen Lokalaugenschein im Asylantenwohnprojekt Pfarrkirchen.
PFARRKIRCHEN. Faschingsdienstag. Hinter den Fensterscheiben des ehemaligen Gasthauses winken neugierige Asylantenkinder vorbeiziehenden „Faschingsnarren“. Beim Eingang des Asylantenwohnheimes hängt ein alter Postkasten. „Der Gang zum Postkasterl ist für unsere Bewohner immer mit Ungewissheit verbunden. Kommt endlich der langersehnte Behördenbrief?“, sagt Stefan Kitzberger.
Seit einem Jahr ist er als Flüchtlings- und Migrantenbetreuer bei der Volkshilfe tätig. Vier Asylantenfamilien aus verschiedenen Ländern leben aktuell im Wohnheim: Iraker, Iraner, Syrer und Tschetschenen. Die Kinder tollen nun im Gang mit einem Spielzeugtraktor umher. Sie sind von drei verschiedenen Familien. „Kinder haben keine Berührungsängste.“
Spenden aus der Bevölkerung
Kitzbergers Büro: Ein Schreibtisch mit Laptop, ein FAX- Gerät, Ablagen und rundherum aufgestapelt: Kleider, Spielzeug, Schuhe und Plastiksackerl mit Alltagsutensilien. „Das sind alles Spenden aus der Bevölkerung. Kinder haben oft ja nicht einmal eine Jacke, wenn sie vom Auffanglager zu uns kommen“, erklärt Kitzberger. Jeweils fünf Stunden am Montag und Donnerstag ist er vor Ort. Er ist erster Ansprechpartner im Haus.
Viele Dinge „managen“
Der gebürtige Haslacher betreut bei Behördengängen, managt Arztbesuche und ist Kontaktperson zu Schule und Kindergarten. Zweimal im Monat zahlt er Verpflegungsgeld aus. Kitzberger setzt auf Kontaktpflege zwischen der heimischen Bevölkerung und den Asylantenfamilien. So organisierte er einen Begegnungsabend. „Die Leute im Ort sind sehr hilfsbereit. Sie sollen auch vom Schicksal unserer Bewohner erfahren. Sie flüchteten, weil sie in ihrem Land verfolgt werden.“ Beim Gang durch das Wohnheim kommt man ins Gespräch mit den Bewohnern. „Sie freuen sich über jeden Besucher“, sagt Kitzberger. Mit Englisch, Deutsch – einige besuchen einen Deutschkurs – und Zeichensprache verständigt man sich ganz gut. Islam aus dem Irak ist mit Frau und zwei Kindern seit vier Jahren hier. Ein Kind besucht die Volksschule, eines den Kindergarten. Ehsan (36) stammt aus dem Iran. Mit Ehefrau Nadia und Tochter Apameh (5) kam er vor zwei Wochen hierher. Er ist geflohen, weil seine Familie in Gefahr war. Er arbeitete als Techniker bei einer privaten Firma und spricht perfekt Englisch. Ein Deutsch-Englisch Wörterbuch liegt am Tisch.
Schock in Thalheim
Für seine Frau war die Ankunft im Flüchtlingslager in Thalheim wegen der vielen Leute ein Schock. In Pfarrkirchen fühlt man sich wohl. Die Leute seien nett. Gestern waren sie zu einem „Faschingsgschnas“ in der Pfarre eingeladen. Ehshan möchte gerne wieder arbeiten. Tochter Apameh fährt am Nachmittag zur Kindergarteneinschreibung. Sie hoffen nun, wie alle hier, auf einen positiven Asylbescheid. Der Postkasten am Eingang. Ob morgen der ersehnte Brief dabei ist?
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