Drogenkonsum im Bezirk Rohrbach
Wie sollen Eltern reagieren, wenn sie den Konsum bei den Kindern vermuten?
ROHRBACH-BERG (srh). "Drogen beeinträchtigen die Wahrnehmung, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit und sind eine erhebliche Gefahr im Straßenverkehr. Drogenlenker spielen nicht nur mit ihrem eigenen Leben, sondern auch mit dem der anderen Verkehrsteilnehmer", sagt Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner. Gemäß dem Bundestrend zeigt such ein starker Anstieg der nach Paragraph fünf der Straßenverkehrsordnung gerichteten Suchtgiftanzeigen. Gab es im Jahr 2016 noch 286 Anzeigen gegen Drogenlenker in Oberösterreich, so wird für das heurige Jahr der 800er Marke prognostiziert. Das entspricht einem Anstieg um 285 Prozent als knapp eine Verdreifachung der Anzeigen.
Polizist klärt auf
"Der Konsum von Cannabis nimmt stark zu. Crystal Meth hingegen wird wieder weniger genommen. Die Suchtgiftkonsumenten haben anscheinend bemerkt, dass diese Droge extrem gefährlich ist", erklärt Günther Hollin, stellvertretender Bezirkspolizeikommandat im Bezirk Rohrbach. Dem Polizisten ist allerdings unverständlich, warum das Rauchen von Cannabis von der Bevölkerung so verharmlost wird. Auf diesem Gebiet fehle den Bürgern das Unrechtsbewusstsein. Der Joint gehöre bei vielen schon zum Alltag. „ Die Hemmschwelle der Menschen sei erheblich gefallen. Wenn jemand zum Beispiel alkoholisiert mit dem Auto fährt, löst es bei den Menschen mehr Unmut aus, als wenn man 'eingeraucht' einen Pkw lenkt", beschreibt Hollin seinen Eindruck. „Drogenlenkern wird sofort der Führerschein entzogen. Zusätzlich ist mit einer Geldstrafe und Kosten für verkehrspsychologische Schulungen von mindestens 3.500 Euro aufwärts zu rechnen", erläutert der Exekutivbeamte. Dank des gut geschulten Personals der Polizeiinspektion Rohrbach werden sehr viele Drogendelikte (212 Fälle im Jahr 2018) aufgedeckt. "Ich kenne niemanden, der mit Heroin angefangen hat. Die meisten beginnen mit Cannabis als Einstiegsdroge", sagt Hollin. Es wurde festgestellt, dass viele bereits ab dem 15. Lebensjahr schon in Kontakt mit Drogen kommen. Generell könne der Konsum auf keine Altersgruppe festgelegt werden.
Amokfahrer aus Passau
"Vor einigen Jahren fuhr ein Drogenlenker aus Passau amok",erinnert sich der Polizist. Der Fahrer durchbrach mehrere Straßensperren in Deutschland und Österreich. In Oberkappel sperrten deutsche Polizisten mit ihren Dienstwagen die Brücke. "Das hielt den Lenker nicht auf. Er rammte das Auto der Kollegen und fuhr weiter", erklärt Hollin. In der Nähe des Rannastausees konnte der Täter gestellt werden. "Bei der Festnahme ging es noch richtig zur Sache: Beim gewaltsamen Widerstand zog er im Handgemenge einem deutschen Kollegen die Dienstwaffe. Er konnte aber an der Schussabgabe gehindert und schließlich überwältigt werden", sagt der Petringer.
"Crystalküche von Europa"
Dass Tschechien als "Crystalküche von Europa" bezeichnet wird hat einen Grund: Cannabis und Crystal Meth werden überwiegend dort produziert und nach Österreich, Bayern und den ostdeutschen Raum geschmuggelt. Drogenkonsum ist in Tschechien nicht legal. Der Besitz sehr geringer Mengen stellt eine Verwaltungsstrafe (Geldstrafe bis zu 600 Euro) dar. Der Besitz größerer Mengen wird härter bestraft als in Österreich.
Ausstieg ist immer möglich
"Man kann sagen, dass die Hälfte der Klienten freiwillig kommt. Die andere wird vom Gericht, der Staatsanwaltschaft, der Gesundheits- oder Führerscheinbehörde geschickt", erklärt Claus Veitl von der Drogenberatungsstelle in Rohrbach-Berg. Veitl erklärt, dass ein Ausstieg der Sucht immer möglich sei: "Einfach aufhören ist aber leider eine beliebte Illusion." Es werden Gesprächsmöglichkeiten in einem geschützten Rahmen geboten. Die Beratungsstelle ist eine nach dem Suchtmittelgesetz anerkannte Einrichtung. Alle Mitarbeiter sind somit der Verschwiegenheit verpflichtet. "Unsere Angebote sind kostenlos und können auch anonym in Anspruch genommen werden", sagt Veitl. Es wird eine professionelle Beratung und Begleitung angeboten, in der Betroffene und Angehörige in ihren Kompetenzen gestärkt werden. "Wir wollen suchtkranke und suchtgefährdete Menschen, aber auch Angehörige bei einem selbstbestimmten und selbstständigen Leben unterstützen. Die Lebensqualität soll gefördert werden, um ein möglichst gesundes und menschenwürdiges Leben zu führen", erläutert der Berater. Weitere Infos gibt es unter: drogensubstitution.at/point-suchtberatung-rohrbach
Die Reaktion der Eltern
Wie sollen Eltern reagieren wenn sie den Konsum bei den Kindern vermuten? Veitl rät: "Wichtig ist erstmal Panik zu vermeiden und nicht gleich mit Überreaktionen, Drohungen und Schuldzuweisungen die Kinder zu überfordern." Damit Eltern die Situation realistisch einschätzen können, ist ein Gespräch wichtig. Man sollte sich Zeit nehmen und eine vertrauensvolle Situation schaffen. "Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie sich sorgen machen und warum Sie das tun. Sprechen Sie die Veränderungen (im Verhalten, im Kontakt, Freundeskreis, Schule) die Sie bemerkt haben, so konkret wie möglich an und versuchen Sie nicht Überzeugungsarbeit zu leisten, wenn Ihr Kind die Situation anders sieht", sagt Veitl und ergänzt: "Hören Sie Ihrem Kind zu und zeigen Sie Interesse für seine Lebenswelt, für seine Sorgen und Ängste." Auf keinen Fall sollte man abwertend oder verurteilend reagieren, sonst entsteht beim Gegenüber der Eindruck sofort in Frage gestellt zu werden. Es sei wichtig, sich mit sachlichen Informationen auszustatten. Eltern sollen sich so früh wie möglich an eine Suchtberatungsstelle wenden. Dort erhält man wertvolle Unterstützung. Alle Angebote sind kostenlos und jedes Gespräch unterliegt der Vertraulichkeit
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