Jugendreport
„Corona versaut uns unsere Jugend“

Alexander Mitter, Geschäftsführer von akzente Salzburg, Landesrätin Andrea Klambauer und Johannes Schindlegger von der akzente Regionalstelle Pinzgau (v.l.). | Foto: akzente Salzburg
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  • Alexander Mitter, Geschäftsführer von akzente Salzburg, Landesrätin Andrea Klambauer und Johannes Schindlegger von der akzente Regionalstelle Pinzgau (v.l.).
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Der Salzburger Jugendreport zeigt, dass sich Salzburgs 12- bis 20-Jährige mit ganz neuen Themen beschäftigen (müssen). Gesundheit, Krankheit und Zukunftssorgen sind die alters-untypischen Thematiken, die ihre Jugend verändern. 

SALZBURG. Salzburgs Jugendliche leiden unter der aktuellen Situation, das zeigt der Salzburger Jugendreport. An der Online-Umfrage von akzente Salzburg im Auftrag des Landes Salzburg haben 1.497 Jugendliche teilgenommen. Die 12- bis 20-Jährigen wurden über ihre Hoffnungen, Sorgen und Wünsche befragt. Die Umfrage hatten keinen Corona-Schwerpunkt, die Pandemie beeinflusste die Ergebnisse allerdings stark. 

Die auffälligsten Ergebnisse der Studie sind:

  • Jeder sechste Jugendliche hat suizidale Gedanken.
  • Mehr als ein Drittel gibt an, schlecht zu schlafen.
  • 70 Prozent fühlen sich gesund, 30 Prozent aber nicht.
  • 59 Prozent sind mit ihrem Leben "sehr" der "eher" zufrieden und sehen die Zukunft "sehr" oder "eher" positiv. 
  • 63 Prozent machen sich wegen Krankheiten Sorgen.
  • 55 Prozent mach das Thema Krieg Sorgen.
  • 40 Prozent fürchten sich vor Einsamkeit. 

"Solche Themen hatten wir noch nie" 

Akzente Salzburg hat bereits mehrere solcher Online-Umfragen in den vergangenen Jahren unter Jugendlichen durchgeführt. In keiner dieser Umfragen war die Angst vor Krankheit Thema, sagt Johannes Schindlegger von der akzente Regionalstelle Pinzgau. "Jugendliche fühlen sich normalerweise 'unzerstörbar'. Dass sich nur 70 Prozent der 12- bis 20-Jährigen gesund fühlen, ist ein viel zu niedriger Wert. Auch, dass vier von zehn Jugendlichen eine negative Sicht auf ihr Leben und die Zukunft haben, ist alarmierend." Aussagen wie: "Mir geht es nicht gut"; "Ich kann nicht schlafen"; "Ich habe suizidale Gedanken", habe es in anderen Umfragen nicht gegeben. Markant sei auch, dass sich mehr Jungen als Mädchen "sehr zufrieden" fühlen (Jungen: 71 Prozent; Mädchen 54 Prozent). 

Johannes Schindlegger von der akzente Regionalstelle Pinzgau: "Jugendliche fühlen sich normalerweise 'unzerstörbar'. Dass sich nur 70 Prozent der 12- bis 20-Jährigen gesund fühlen, ist ein viel zu niedriger Wert."
  • Johannes Schindlegger von der akzente Regionalstelle Pinzgau: "Jugendliche fühlen sich normalerweise 'unzerstörbar'. Dass sich nur 70 Prozent der 12- bis 20-Jährigen gesund fühlen, ist ein viel zu niedriger Wert."
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Wollen Gesundheit statt Spaß

Generell sei das Thema "Gesundheit" bzw. "Krankheit" stark in den Fokus der Kinder und Jugendlichen gerückt. Nach der Familie wurde die Gesundheit als zweitwichtigster Faktor im Leben der jungen Salzburger genannt. Die Sorgen vor Krankheit (63 Prozent), Klimaveränderung (62 Prozent), Krieg (55 Prozent), Arbeitslosigkeit (38 Prozent) zeichnen einen nüchternen Blick der Jugend auf ihr aktuelles Leben. 

Zitate der Jugendlichen aus den offenen Fragen zeigen ein ähnliches Bild:

  • "Corona versaut uns unsere Jugend.“
  • „Ich habe Angst, dass ich es nicht aus dem Bett schaffe, weil ich keinen Grund habe.“
  • "Ich möchte so gerne auf mein erstes Festival gehen."
  • "Kann das Scheiß-Corona endlich weggehen?!"
  • "Ich will endlich wieder leben."
  • "Warum wird so gegen die Jugend gebasht?"
  • "Momentan weiß ich nicht wirklich, wie die Zukunft aussehen soll."
  • "Online-Schule macht mir unglaublichen Stress."
  • "Die Politik sollte nicht über uns bestimmen, sondern mit uns." 

Landesrätin fordert umgehende Ermöglichung des Freizeit- und Vereinslebens

"Wir dürfen die Bedürfnisse der Jugendlichen nicht länger ausblenden. Das Vereinsleben muss rasch wieder ermöglicht werden", reagiert die zuständige Landesrätin Andrea Klambauer auf das Ergebnis der Umfrage. "Die negativen Corona-Testergebnisse aus der Schule müssen für die Dauer von 48 Stunden gelten und das Freizeit- und Vereinsleben ermöglichen." Es sei unverständlich, warum es trotz negativem Test in der Schule nicht möglich sein sollte, draußen Tennis oder Volleyball zu spielen, sagt die Landesrätin. "Es gibt bereits viele Ideen von Vereinen und Jugendzentren aus der Zeit nach dem ersten Lockdown. Wir müssen ihnen jetzt ermöglichen, etwas für die Jugend zu gestalten", so Klambauer.

Landesrätin Andrea Klambauer: "Die negativen Corona-Testergebnisse aus der Schule müssen für die Dauer von 48 Stunden gelten und das Freizeit- und Vereinsleben ermöglichen."
  • Landesrätin Andrea Klambauer: "Die negativen Corona-Testergebnisse aus der Schule müssen für die Dauer von 48 Stunden gelten und das Freizeit- und Vereinsleben ermöglichen."
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"Es ist normal sich aktuell so zu fühlen"

Für Johannes Schindlegger von der akzente Regionalstelle Pinzgau ist es wichtig, auf die Sprache zu achten: "Es ist nicht fair von der 'Lost Generation' zu sprechen. Diese Jugendlichen sind sehr reflektiert und interessiert, wie die weiteren abgefragten Themenfelder zeigen." Außerdem fordert Schindlegger den Jugendlichen und ihren Eltern besser zu vermitteln, welche Krisenkompetenzen sie im letzten Jahr erworben haben: "Es fehlt für mich die Information draußen, was normale Belastungsreaktionen in dieser Situation sind und, dass es keine dauerhaften pathologischen Erscheinungen sind, sondern, dass sie wieder weggehen. Darüber muss aufgeklärt werden", so Schindlegger.

Entschiedenes Auftreten gegen Rassismus gefordert

Neben den pandemiebedingt auffälligen Werten, haben die Jugendlichen aber ihren Heimatgemeinden und Familien tolle "Zeugnisse" ausgestellt. 76 Prozent von ihnen geben an, sich in ihrer Heimatgemeinde "wohl" oder "sehr wohl" zu fühlen. Von ihren Gemeinde wünschen sie sich vor allem den Ausbau des Freizeitangebotes, mehr gesellschaftliche Toleranz und ein entschiedenes Auftreten gegen Rassismus in jeglicher Form sowie Gleichberechtigung. Auch Locations um Party zu machen, aber auch Räume ohne Konsumzwang und ein besserer öffentlicher Verkehr stehen auf ihren Wunschlisten. 

Alexander Mitter, Geschäftsführer von akzente Salzburg: "Die Jugendlichen wollen gehört werden. Sie haben sehr konkrete Vorstellungen von ihrem Leben."
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Die Familie ist bei Sorgen da

Bei Sorgen geben 88 Prozent an, sich immer an ihre Familie wenden zu können (Freunde: 86 Prozent; Partner: 29 Prozent; Vereinskollegen 9 Prozent). Immerhin vier Prozent der Befragten geben aber an, bei Sorgen nicht unterstützt zu werden. "Für diese Befragten wären soziale Aktivitäten und Angebote in der Schule wie Schulpsychologen oder Sozialarbeiter besonders wichtig. Wie müssen diese Angebote wieder ermöglichen", sagt Landesrätin Klambauer dazu.

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