Familie
Personalmangel führt zu weniger Erziehungshilfe im Pinzgau

2.882 Mal mussten im vergangenen Jahr die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe (Jugendämter) in den Bezirken abklären, ob das Kindeswohl in Familien bedroht ist.  | Foto: Symbolfoto: pixabay.com
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  • 2.882 Mal mussten im vergangenen Jahr die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe (Jugendämter) in den Bezirken abklären, ob das Kindeswohl in Familien bedroht ist.
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In allen Bezirken steigt die Unterstützung für Kinder- und Jugendliche in schwierigen Verhältnissen an; nur im Pinzgau sinkt sie. Dort macht sich ein "heftiger Personalmangel bemerkbar", heißt es vom Land. Dringend benötigt werde auch eine Wohngemeinschaft mit Notschlafstelle.

SALZBURG. 2.882 Mal mussten im vergangenen Jahr die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe (Jugendämter) in den Bezirken abklären, ob das Kindeswohl in Familien bedroht ist. Damit ist die Anzahl der sogenannten Gefährdungsabklärungen um 23 Prozent im Vergleich zu 2020 angestiegen. Das geht aus dem Sozialbericht des Landes für das Jahr 2021 hervor. 

Kinder und Jugendliche in Erziehungshilfen, Stand: 19.07.2022 | Foto: Land Salzburg/Grafik
  • Kinder und Jugendliche in Erziehungshilfen, Stand: 19.07.2022
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Verdacht auf Misshandlungen oder Vernachlässigung 

Eine solche Abklärung findet statt, wenn Meldungen über den Verdacht auf Missbrauch, Misshandlungen oder Vernachlässigung bei der Kinder- und Jugendhilfe eingehen. Meldungen können anonym oder aus Kindergärten, Schulen, von Ärzten oder Nachbarn kommen. Mehr als 40 Prozent der Abklärungen betrugen Kinder zwischen sechs und 13 Jahren; Jede dritte Abklärung betraf ein Kind im Alter bis fünf Jahren.  

Auswirkungen der Pandemie

Der Anstieg dieser Zahl dürfte mit den sozialen Auswirkungen der Covid-19-Pandemiein Zusammenhang stehen, heißt es vom Land Salzburg. Aber auch ein stärkeres Bewusstsein wird der Bevölkerung attestiert: „Das Bewusstsein, dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nicht toleriert werden darf, ist offenbar gestiegen. Zusätzlich hat die landesweite Bewusstseinskampagne 'Gewaltschutz in der Erziehung' zur Sensibilisierung beigetragen“, sagt der Leiter der Sozialabteilung, Andreas Eichhorn. 

Der Leiter der Sozialabteilung, Andreas Eichhorn und Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (re.) | Foto: Julia Hettegger
  • Der Leiter der Sozialabteilung, Andreas Eichhorn und Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (re.)
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Mit der Zahl der Abklärungen stieg auch die Zahl der angebotenen Erziehungshilfen. 2.662 Kinder und Jugendliche befanden sich 2021 in Erziehungshilfe, das ist ein Anstieg um 8,1 Prozent gegenüber 2020.
Konkret handelt es sich bei "Erziehungshilfen" um Unterstützung der Erziehung durch beispielsweise: 

  • sozialpädagogische Familienbetreuung
  • therapeutisch ambulante Familienbetreuung 
  • oder mobile Familienberatung; 

Aber auch um "volle Erziehung", bei der das Kind –

  • an eine Pflegefamilie übergeben wird
  • in eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft (WG),
  • oder ins Kinderdorf kommt. 

Fehlendes Personal im Pinzgau stark spürbar

Währen die Zahl an Erziehungshilfen in allen Bezirken gestiegen ist, sank sie im Pinzgau um 4,8 Prozent. Während im Schnitt 25,5 Kinder je 1.000 Einwohner bis 18 Jahre in den Bezirken Erziehungshilfe erhalten, sind es im Pinzgau nur 10,8 Prozent. Das sei kein gutes Zeichen, heißt es von Soziallandesrat Heinrich Schellhorn: "Im Pinzgau ist das dem fehlenden Personal geschuldet." 2017 wurden im Pinzgau bereits mehr Familien betreut als im Jahr 2021. In keinem anderen Bezirk gab es so einen Rückgang in diesen vier Jahren.

Der Leiter der Sozialabteilung, Andreas Eichhorn und Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (re.) | Foto: Julia Hettegger
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Fehlende WG: Jugendliche bleiben trotz prekärer Verhältnisse 

Dass sich im Pinzgau ein "heftiger Personalmangel bemerkbar macht", bestätigt auch Roland Ellmer, Referatsleiter der Kinder- und Jugendhilfe im Land Salzburg. "Das teilweise fehlende Angebot trägt zu den geringen Fallzahlen mit bei", bestätigt dieser. "Beispielsweise müssten Jugendliche aus dem Pinzgau, um in eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft zu ziehen, derzeit den Bezirk verlassen und würden so das soziale Umfeld verlieren. Das bewegt manche dazu, trotz prekärer Verhältnisse, lieber bei den Eltern zu bleiben", sagt Ellmer. 

Derzeit bemüht sich eine Arbeitsgruppe um die Schaffung einer neuen Wohngemeinschaft mit Notschlafstelle in Zell am See nach Lungauer Vorbild. 

Der Leiter der Sozialabteilung, Andreas Eichhorn (li.) und Soziallandesrat Heinrich Schellhorn. | Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
  • Der Leiter der Sozialabteilung, Andreas Eichhorn (li.) und Soziallandesrat Heinrich Schellhorn.
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Fachpersonal mit neuem Tarifmodell anlocken

Natürlich sei man bemüht, speziell im Pinzgau gegenzusteuern; so konnte in den letzten Jahren ein "betreutes Wohnen" für Jugendliche etabliert werden; auch ein neues Tarifmodell für ambulante Angebote, dass es finanziell für Fachpersonal attraktiver machen soll, aus dem Zentralraum anzureisen, soll helfen – heißt es vom Referat für Kinder- und Jugendhilfe. 

Anstieg an Zahlen im Lungau 

Einen sprunghaften Anstieg an Erziehungshilfen verzeichnet hingegen der Lungau. Dort werden im Verhältnis mehr Familien unterstützt, als in allen anderen Bezirken außer der Stadt Salzburg*
*Je 1.000 Einwohner bis 18 Jahre erhalten im Lungau 38,5 Kinder- und Jugendliche Erziehungshilfe; 43,1 sind es in der Landeshauptstadt.

Neue Wohngemeinschaft zahlt ein

"Hier mache sich sich die im Vorjahr eröffnete Wohngemeinschaft samt Krisenstelle positiv bemerkbar", sagt Ellmer. "Dazu kommt, dass es, anders als im Pinzgau, doch eher vorkommt, dass Fachkräfte zwecks Annahme eines Jobangebotes in den Lungau übersiedeln", so der Leiter der Kinder- und Jugendhilfe. Auch die traditionell sehr gute Ausstattung des Lungaus mit Pflegeeltern sei positiv zu erwähnen.

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