Sexualpsychologie / Sexualtherapie
Was ist Pornosucht?

- hochgeladen von Florian Friedrich
Was ist überhaupt eine Sucht nach Pornographie?
Pornosucht ist eher selten und der Begriff wird sehr vorschnell und pathologisierend verwendet. Nur wenn der betroffene Mensch unter seiner Sucht subjektiv leidet, ist die Pornosucht ein Anlass für eine Sexualtherapie oder Psychotherapie. Dabei gelten dieselben Kriterien wie bei anderen Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen, damit eine Pornosucht als behandlungsbedürftige psychische Erkrankung diagnostiziert werden darf.
Reportage: "Tabuthema Pornosucht: So ist es wirklich"
Unter Pornosucht versteht man in der Psychologie das suchtartige Verlangen nach pornografischem Material. Ein Mensch, der süchtig nach Pornos ist, erlebt Selbstbefriedigung beim Ansehen von Pornografie nicht als etwas Wertvolles, Entspannendes, Lustvolles, die Fantasie-Anregendes, Positives, Befreiendes oder Lebendiges, sondern er fühlt sich zwanghaft zur Pornografie gedrängt und getrieben. Er hat kein Gefühl von innerer Freiheit mehr und auch sein Zugang zu Pornos und Masturbation ist nicht mehr frei und entspannt. Er vernachlässigt seinen Freundeskreis, seine Familie, seine Partnerschaft, seine Ausbildung oder seine Arbeit, weil er ständig im Internet nach neuen, noch heißeren, noch besseren Pornos sucht – oft viele Stunden am Tag. Ein Mensch, der pornosüchtig ist, hat einen hohen Leidensdruck und ist mit seinem suchtartigen Verlangen nach Pornos äußerst unzufrieden und unglücklich. Er erlebt sich wie ferngesteuert, es fehlt ihm die innere Zustimmung zum Pornokonsum.
Was sind die Gründe?
Die Gründe für eine Pornosucht sind vielfältig und können von tiefer Unzufriedenheit mit der eigenen Identität, der Suche nach Ablenkung, Zerstreuung, Traumatisierungen, Depressionen, Ängsten bis hin zu schweren Persönlichkeitsstörungen reichen.
Hat hingegen ein Mann*/eine Frau* starke Bedürfnisse nach Pornografie und erlebt seinen/ihren Pornokonsum als lustvoll, schön, erfüllend und bereichernd, dann hat das rein gar nichts mit einer Pornosucht zu tun.
Auch mit dem Begriff „Pornosucht“ muss man somit sehr vorsichtig sein, weil er im Alltag häufig vorschnell und pathologisierend verwendet wird. Erst das subjektive Erleben des Betroffenen, also wenn sich ein Mensch als süchtig nach Pornografie erlebt und einen Leidensdruck empfindet, ist ein Grund, diese Diagnose zu stellen.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)
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