Seilbahnwirtschaft
Die Lifte werden heuer schneller fahren
Erich Egger, der Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft, sieht besondere Herausforderungen auf die Seilbahnen im Winter zukommen. Mit sechs Punkten, will man diesen Begegnen, um Pistenspaß möglich zu machen
SALZBURG. Mit niedriger Erwartung und vielen Sorgen sind die Salzburger Seilbahnen verspätet in die Sommersaison gestartet (29. Mai). Während der Juni noch zögerlich angenommen wurde, war der Juli gut und der August scheint sogar sehr gut zu werden, prognostiziert Erich Egger, der Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft.
Wer Angebot am Berg hat, profitiert
"Das Bild bei den Seilbahnen salzburgweit ähnlich. In Summe ist man zufrieden mit der Auslastung. Dort, wo in das Angebot am Berg im Sommer investiert wurde, ist der Erfolg am höchsten", so Egger. Er meint damit z.B. Mountainbike-Strecken, Erlebniswanderungen, Bergspielplätze etc.
Minus von 20 Prozent in der Gesamtsaison
"Bei der Schmittenhöhenbahn verzeichneten wir im Juni ein Minus von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, im Juli war es ein Minus von 8 Prozent und im August stehen wir aktuell bei einem leichten Plus. Man muss dazusagen, dass 2019 der beste Sommer seit unseres Bestehens war. Wir gehen hier also von einem sehr hohen Niveau aus", sagt Egger, Vorstand der Schmittenhöhebahn AG. In der Gesamtsaison sei aber ein Minus von 20 Prozent zu beklagen. "Grund ist der Totalausfall im Mai", sagt Egger.
Nur ein großes Liftprojekt salzburgweit umgesetzt
Obwohl der Sommer also besser läuft als erwartet, werden viele Investitionen bei den Salzburger Seilbahnen heuer nicht getätigt. Da die Seilbahnwirtschaft eine der investitionsstärksten Branchen Salzburgs ist, schmerzt das auch die Unternehmen. "Das einzige große Liftprojekt, das heuer umgesetzt wird, ist die Verbindungsbahn 'Panoramalink' zwischen Wagrain und Kleinarl. Alle anderen Bauvorhaben in Salzburg wurden verschoben", sagt der Spartensprecher. Grund sei einerseits die unsichere Wirtschaftslage gewesen, andererseits aber auch schlicht, dass Bauverhandlungen nicht durchführt werden konnten, weil sie im Lockdown stattgefunden hätten. "Wir haben hier quasi ein Jahr verloren. Die Projekte sind nicht abgesagt, aber verschoben. Bei der Schmittenhöhebahn z.B. ist das Investitionsvolumen heuer um mehr als die Hälfte zurückgegangen", sagt der Vorstand. Für die ausführenden Betriebe tut sich damit ebenfalls ein "Loch" auf.
"Mit minus 20 Prozent wäre ich zufrieden"
Unsicherheit bringt die Vorbereitung auf die kommende Wintersaison, denn: "sie ist schwer planbar. Wir wissen nicht, welcher Märkte Mitte Dezember offen sein werden und wie sich die Corona-Situation bis dahin entwickelt", sagt Egger. "Tourismusforscher gehen von einem minus von 20 Prozent aus. Damit wäre ich zufrieden." Der Spartensprecher sagt aber auch klar: "Wenn die Regeln und Maßnahmen überhand nehmen und das Zugesperrt lassen, finanziell einen geringeren Schaden bringt, als das Aufsperren, werden die Lifte stehenbleiben."
Saisonkarten wird es geben
Auf die Einheimischen könne man sich aber in jedem Fall verlassen, denn "unsere Ganzjahres-Saisonkarte ist so gut nachgefragt, wie nie. Das war auch für uns überraschend. Die Berge sind bei den Einheimischen irrsinnig gefragt", sagt Egger. Saisonkarten werden also auch für den kommenden Winter angeboten. "Würde mitten in der laufenden Saison zugesperrt werden müssen, erhalten die Saisonkartenbesitzer eine aliquote Rückvergütung", erklärt Egger.
Aktuell sei man bei der Konzepterstellung für kommende Wintersaison und sechs Punkte seien dafür maßgeblich:
- Alle Mitarbeiter im Tourismus und in der Gastronomie müssen regelmäßig getestet werden. "Ich rate dringen dazu. Nur so können wir sofort reagieren und den Urlaubern Sicherheit geben", sagt Egger. Eine besondere Herausforderung sei – aufgrund der Erreichbarkeit – die Berggastronomie. "Wir hätten gerne, dass jeden Montag früh jemand auf die Berge fährt und alle Mitarbeiter durchtestet", sagt Egger.
- Wo es zu Ansammlungen von Wintersportlern kommt, will man für Entzerrung sorgen. Die Kassen sollen abends länger geöffnet haben (bis 20 Uhr), damit das Ticket am Anreisetag abends gekauft werden kann. Generell will man die Gäste dazu animieren, Liftkarten online, oder über das Hotel zu bestellen. Bei den Liftstationen wolle man die Anzahl der wartenden Gäste am Vorplatz und an den Bahnsteigen begrenzen. Die Bahnen sollen mit hoher Geschwindigkeit fahren, um die Warte- und Fahrtzeiten kurz zu halten. Maskenpflicht herrscht am Lift.
- Der Zutritt zum Berg soll gut organisiert werden. "Wir überlegen Beispielsweise einen Shutteldienst vom Zell am See cityXpress nach Viehhofen zu organisieren, wo die Bahn schneller ist und es zu weniger Staus und Wartezeiten kommen wird", sagt Egger.
- Die Skischulen müssen dazu bewegt werden, den Unterricht gestaffelt zu beginnen. "Damit nicht alle zugleich auf den Berg hinauffahren und zugleich zum Mittagessen auf die Hütten gehen", sagt der Spartensprecher.
- Die Hütten werden eine Obergrenze für Gäste definieren müssen. Den Wintersportlern müsse klar gemacht werden, dass heuer nicht jeder mit einem Hüttenplatz zu Mittag oder bei einem Wettereinbruch rechnen kann.
- Das klassische Apres-Ski und große Opening-Veranstaltungen dürfe es heuer nicht geben. "Denn es kann nicht sein, dass wir uns den Auflagen fügen und sich die Leute dann in den Bars und Diskotheken anstecken", sagt der Seilbahner. Dass das ein Riesen-Problem für die Betreiber von Nachtlokalen ist, sei ihm klar: "Den Betreibern muss finanziell dringend geholfen werden." Egger gibt auch zu bedenken, dass es rechtlich kaum möglich sein wird, einem Gast z.B. in einer Schirmar das Bier zu verweigern.
Trotz allem freut sich Erich Egger auf den Winter: "Ich mag den Winter und freue mich schon darauf, auch wenn uns spezielle Herausforderungen bevorstehen."
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