Tag der Muttersprache
5 Fragen an Susanne Weitlaner vom Pavelhaus

Das Kulturzentrum Pavelhaus wurde in einem alten Bauernhaus in Bad Radkersburg eingerichtet. | Foto: David Kranzelbinder
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  • Das Kulturzentrum Pavelhaus wurde in einem alten Bauernhaus in Bad Radkersburg eingerichtet.
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Der heutige Tag der Muttersprache ist ein von der UNESCO ausgerufener Gedenktag zur Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit. MeinBezirk.at hat mit Susanne Weitlaner vom Artikel-VII-Kulturverein (Pavelhaus) über ihre Muttersprache und die autochthone slowenische Volksgruppe in der Steiermark gesprochen.

STEIERMARK. Im Artikel VII unseres Staatsvertrags steht, dass österreichischen Staatsangehörigen der slowenischen Minderheiten in Kärnten, Burgenland und der Steiermark dieselben Rechte wie anderen österreichischen Staatsangehörigen zustehen. Bei der letzten großen Volkszählung im Jahr 2001 gaben 2.195 Steirer:innen Slowenisch als ihre Muttersprache an - ein Großteil von ihnen lebt(e) in der Grenzregion um Bad Radkersburg.

Das Pavelhaus in Bad Radkersburg, betrieben vom Artikel-VII-Kulturverein, dient für die noch verbliebene slowenischsprachige Bevölkerung der Steiermark als Kulturzentrum und Interessensvertretung gleichermaßen. MeinBezirk.at hat Obfrau Susanne Weitlaner zum Gespräch gebeten.

Obfrau Susanne Weitlaner arbeitet seit ihrem Lehramtsstudium (Slowenisch und Russisch) im Pavelhaus. | Foto: HBLA für Forstwirtschaft
  • Obfrau Susanne Weitlaner arbeitet seit ihrem Lehramtsstudium (Slowenisch und Russisch) im Pavelhaus.
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5 Fragen an Susanne Weitlaner

  • Frau Weitlaner, warum gibt es den Artikel-VII-Kulturverein?

Unser Kulturverein beruft sich auf den Artikel VII des Staatsvertrags, in dem auch dezidiert die steirischen Slowenen erwähnt sind und gemäß dieses Artikels hätten wir ein Recht auf Unterricht in der Muttersprache, slowenische Medien und auch eigene Organisationen wie das Pavelhaus. Es gibt inzwischen ein slowenisches Programm im ORF "Dober dan, Štajerska", wo immer wieder von zweisprachigen Veranstaltungen in der Steiermark berichtet wird und das Radio Agora 105,5 beziehungsweise ein slowenisches Radioprogramm des ORF.

  • Slowenischer Unterricht wird hierzulande aber kaum bis gar nicht angeboten. Gibt es aktuell Bemühungen Slowenisch als Unterrichtssprache durchzusetzen?

Es gibt seit den 1990er-Jahren an einigen Volks- und Mittelschulen Slowenisch als unverbindliche Übung oder Freifach und es gibt Schulpartnerschaften wie ERASMUS+. Aber Sie haben Recht, es gibt aktuell nicht die Möglichkeit vom Kindergarten bis zur Universität Slowenisch zu sprechen. Wir hoffen aber, dass es zumindest bald eine zweisprachige Schule gibt - die Vorbereitungen dafür laufen. Außerdem befindet sich ein zweisprachiger Kindergarten in Graz, und im Borg Bad Radkersburg beispielsweise gibt es das Wahlpflichtfach Slowenisch, in dem man sogar maturieren kann.

  • Hängt das mit der Anzahl der Sprecher:innen zusammen? Wie groß ist die slowenischsprachige Community in der Steiermark?

Das ist in der Tat gar nicht so einfach zu beantworten, da die letzten Daten aus dem Jahr 2001 stammen. Damals waren es in der ganzen Steiermark rund 2.200 Personen, die sich zu Slowenisch als Umgangssprache bekannt haben. Da sind sowohl Slowenen dabei, die in die Steiermark gezogen sind, als auch jene, die man als autochthone Slowenen bezeichnet. Inzwischen werden sich die Zahlen geändert haben. Die ältere Bevölkerung wird weniger, gleichzeitig sind viele Slowenen seit 2008 (Anm.: Schengen) in die Steiermark gezogen und auch denen ist es ein Anliegen, die slowenische Sprache an ihre Kinder weiterzugeben.

Die "Herzerlstraße" an der Grenze zu Slowenien ist nicht nur ein beliebter Fotospot, sondern auch ein Sinnbild für die Region. | Foto: Blaz/Unsplash
  • Die "Herzerlstraße" an der Grenze zu Slowenien ist nicht nur ein beliebter Fotospot, sondern auch ein Sinnbild für die Region.
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  • Wofür setzt sich der Kulturverein noch ein?

Es wäre uns wichtig, dass es mehr zweisprachige Bildungseinrichtungen gibt und, dass man sich nicht mehr darauf hinausredet, dass die Slowenen eh gut Deutsch sprechen. Wenn wir an der Grenze miteinander leben, dann wäre es gut, die Sprachen auf beiden Seiten zu beherrschen, sodass die Identität der Region auch sichtbar wird. Es müssen gar nicht die berühmten Ortstafeln sein, sondern es geht darum, im öffentlichen Raum slowenische Aufschriften auf der einen wie deutsche Aufschriften auf der anderen Seite vorzufinden. Davon profitiert nicht zuletzt auch der Tourismus.

"In einem gemeinsamen Europa ist die Sprache der Region wichtig und das sollte auch sichtbar werden. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass der kleinere Nachbarstaat gezwungen ist, sich die Sprache des größeren Nachbarn anzueignen."

Susanne Weitlaner, Artikel-VII-Kulturverein

  • Zweisprachige Ortstafeln sind also in der Steiermark kein Thema?

Es wäre ein schönes Zeichen und würden sich die Gemeinden dafür aussprechen, sind wir die Ersten, die dafür sind. Allerdings würden wir die 17,5 Prozent slowenischsprachige Bevölkerung innerhalb eines Ortes, die notwendig sind, um eine zweisprachige Ortstafel aufstellen zu 'müssen', nirgends zusammenbringen. Da man jahrzehntelang nichts gemacht hat, um das Slowenisch zu fördern und zu unterstützen, ist die Sprecheranzahl in den Gemeinden bereits zu gering geworden.

Das Pavelhaus

Das Kulturhaus dient als Begegnungszentrum zwischen Slowenien und Österreich sowie als Kulturhaus für die ansässige mehr- und einsprachige Bevölkerung. Das Haus beherbergt eine ständige Ausstellung über die Geschichte der Slowenen in der Steiermark und bietet eine Vielzahl an interkulturellen Veranstaltungen.

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