Psychologin klärt auf
Diese Merkmale zeichnen wahre Freundschaften aus

Die berühmten Sandkistenfreunde haben oft eine ganz besondere Vertrauensbasis. | Foto: Nathan Dumlao/Unsplash
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Gemeinsam durch dick und dünn - manche Freundschaften begleiten uns ein Leben lang. Doch wahre Freundinnen und Freunde zu finden, ist nicht leicht und diese zu pflegen erfordert Zeit. Am Tag der Freundschaft, dem 30. Juli, beleuchten wir das Thema aus psychologischer Sicht.

STEIERMARK. Das Telefonat mit der besten Freundin nach einem stressigen Tag, der gesellige Abend mit der Clique bei einem Glas Prosecco - Freundschaften sind Balsam für die Seele, vor allem in Krisenzeiten. Doch nicht jede Freundschaft hält für immer. Warum das so ist und was wahre Freundschaften auszeichnet, hat MeinBezirk.at bei Katja Corcoran, der Leiterin des Fachbereichs Sozialpsychologie an der Karl-Franzens-Universität Graz, herausgefunden.

Im Gespräch mit Katja Corcoran

  • Wie wird Freundschaft in der Psychologie definiert?

Katja Corcoran: Freundschaft ist eine freiwillige, auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung, die als belohnend empfunden wird. Allerdings gibt es keine allgemein akzeptierte Definition. Manchmal werden noch andere Aspekte betont, wie zum Beispiel Vertrauen und sozialer Austausch. Zudem kann es sinnvoll sein, das Freundschaftsverständnis an das Lebensalter der Person anzupassen. Bei einem Kindergartenkind definiert sich Freundschaft durch die freiwillig zusammen verbrachte Zeit und das gemeinsame Spiel, bei einem Jugendlichen würde das nicht mehr genügen, um von Freundschaft zu sprechen.

  • Welchen Zweck erfüllen Freundschaften?

Freundschaften können unser Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit befriedigen und damit wesentlich zu unserem Wohlbefinden beitragen. Sie fördern auch unseren Selbstwert, da Freundschaft ja mit einer gewissen gegenseitigen Wertschätzung einhergeht. Und zudem sind Freunde eine wichtige Quelle für soziale Unterstützung. Das umfasst sowohl ganz praktische Unterstützung wie die Hilfe bei einem Umzug, als auch emotionale Unterstützung, wenn wir zum Beispiel von unserem Partner oder Partnerin verlassen werden.

Freunde gehören für viele Steirerinnen und Steirer quasi zur Familie. Die Anzahl variiert aber im Laufe des Lebens stark. | Foto: Kelly Sikkema/Unsplash
  • Freunde gehören für viele Steirerinnen und Steirer quasi zur Familie. Die Anzahl variiert aber im Laufe des Lebens stark.
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  • Wie lange halten Freundschaften durchschnittlich?

Die Länge von Freundschaften kann natürlich stark variieren. Unser weiteres Freundschaftsnetzwerk hängt nicht selten von unseren Lebensumständen ab und die erfahren immer wieder Umbrüche. Denken Sie nur an einen Umzug in eine neue Stadt oder den Wechsel an eine neue Arbeitsstelle. Gleichzeitig begleiten uns manche Freundschaften ein Leben lang. Manche Freunde finden wir im Kindesalter, sie begleiten uns durch die Schulzeit und gerade im Jugendalter bekommen Freunde eine besondere Bedeutung.

"Es ist keine Ausnahme, dass enge Freundschaften länger anhalten als so manche Partnerschaft."
Katja Corcoran, Sozialpsychologin

  • Wie viele Freundschaften haben Steirerinnen und Steirer und welche Rolle spielt das Alter?

Natürlich variiert die Anzahl der Freundschaften über die Zeit. Im Kindesalter hängt es oft eher von den Eltern ab, ob und wie Freundschaften gepflegt werden können. Nach Lebensumbrüchen müssen erst neue Freundschaften geknüpft werden und im Alter finden alle Freundschaften mit der Zeit ein natürliches Ende. In der Lebensmitte sind Freundschaftsnetzwerke oft eher etwas kleiner als bei jüngeren Erwachsenen oder kurz vor dem Rentenalter – vielleicht weil in dem Alter eine stärkere Fokussierung auf die Kleinfamilie und die berufliche Karriere erfolgt.

Gemeinsam alt werden - nicht selten halten Freundschaften über Jahrzehnte. | Foto: Vlad Sargu/Unsplash
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Auffälliger sind große Unterschiede zwischen Personen – manche Personen haben ein Bedürfnis nach mehr Freundinnen und Freunden als andere – und manche Personen sind besser darin, Freundschaften zu pflegen und zu erhalten als andere.

  • Ist es eigentlich erwiesen, dass Sandkistenfreundschaften die stabilsten sind?

Nein, aber wenn eine Sandkistenfreundschaft stabil ist, dann ist es natürlich oft eine der längsten Beziehung, die man hat – vielleicht mal abgesehen von ähnlich alten Geschwistern.

  • Wie wichtig sind Gemeinsamkeiten in Freundschaften - ziehen sich auch im freundschaftlichen Kontext Gegensätze an?

Dass sich Gegensätze anziehen ist eher ein Mythos. Es ist viel wahrscheinlicher, dass wir mit uns ähnlichen Personen Beziehungen eingehen als mit Personen, die ganz anders sind. Und für längerfristige Beziehungen – zu denen Freundschaften ja zählen - ist Ähnlichkeit noch wichtiger. Ähnliche Interessen sind oft die Grundlage für gemeinsame Unternehmungen und ähnliche Werte und Einstellungen vermindern das Konfliktpotenzial. Gleichzeitig fördern Freundschaften natürlich auch, dass Menschen sich mit der Zeit ähnlicher werden.

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