Als erstes Bundesland
Steiermark beteiligte sich am „Equal Care Day“

Unbezahlte Sorgearbeit, Gleichstellung, Wertschätzung: Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich beim ersten „Equal Care Day“ in der Steiermark zur Vernetzung und zum Austausch.  | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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  • Unbezahlte Sorgearbeit, Gleichstellung, Wertschätzung: Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich beim ersten „Equal Care Day“ in der Steiermark zur Vernetzung und zum Austausch.
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Wege in eine fürsorgliche Steiermark: Mit einer hybriden Konferenz im Steiermarkhof in Graz positionierte sich die Steiermark als erster österreichischer Partner des "Equal Care Day". 

STEIERMARK/GRAZ. Der "Equal Care Day" ist ein Aktionstag, der auf mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam macht. Im Jahr 2016 in Deutschland ins Leben gerufen, wurde dieser Tage mit dem ersten Steirischen Equal Care Day auch in Österreich verankert - mit Blick auf die Tatsache, dass Fürsorgearbeit die Grundvoraussetzung für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft ist.

Von der Baby-Versorgung bis zur Grabpflege

Care-Arbeit beschreibt die unbezahlten und bezahlten (re-)produktiven Tätigkeiten des Sorgens und Sich-Kümmerns, ist Fürsorge und Selbstsorge. Sie beginnt mit der Begleitung und Versorgung Neugeborener und Gebärender, reicht über die Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern im Vor- und Grundschulalter, die familiäre und professionelle Pflege und Unterstützung bei Krankheit oder Behinderung über die Hilfe zur Selbsthilfe – unter Freundinnen, Nachbarn, im Bekanntenkreis – bis zur Altenpflege, Sterbebegleitung und Grabpflege.

Jede zweite Steirerin ist teilzeitbeschäftigt. Als Hauptgrund für Teilzeit nennen die meisten Frauen die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen. | Foto: unsplash/Jordan Rowland
  • Jede zweite Steirerin ist teilzeitbeschäftigt. Als Hauptgrund für Teilzeit nennen die meisten Frauen die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen.
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Sorgekultur in der Steiermark

Unter dem Motto „Wege in eine fürsorgliche Steiermark“ trafen dafür rund 30 Care-Organisationen mit über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusammen, um sich zum Thema - das einerseits unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung läuft, andererseits aber unverzichtbar für die Gesellschaft ist - zu vernetzen. Neben Expertinnen und Experten verschiedenster Disziplinen und Tätigkeitsbereichen stellte sich auch Landesrätin Juliane Bogner-Strauß den Diskussionen rund um Wertschätzung, Gleichstellung und Sorgekultur.

Bogner -Strauß zeigte sich dankbar für die Initiative. Es brauche mehr Aufmerksamkeit, „gesellschaftlich und natürlich auch politisch“ für die Care-Arbeit, um Gleichstellung, wie sie in der Steirischen Gleichstellungsstrategie beschrieben und mit dem Aktionsplan hinterlegt ist, „auf den Boden zu bringen“. Es sei zudem wirtschaftlich irrational, die Potentiale von Frauen für die Gesellschaft, und die Potentiale von Männern für die Care-Arbeit nicht zu nutzen, so die Landesrätin. 

Landesrätin Juliane Bogner-Strauß beim „Equal Care Day“. | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
  • Landesrätin Juliane Bogner-Strauß beim „Equal Care Day“.
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Neue Narrative für die Männlichkeit

Elke Edlinger von der Initiative „Fair sorgen“ schlug in die gleiche Kerbe: Die öffentliche Wahrnehmung lasse das Thema unbezahlte Sorgearbeit gerne aus. Als die Publikation des Landes Steiermark „Gleichstellung in Zahlen“ am Jahresbeginn präsentiert wurde, war das mediale und gesellschaftliche Echo überschaubar, so Edlinger. Vor allem Corona hat die Problematik der Care-Arbeit verschärft. Viele Frauen mussten diese vermehrt zu Hause oder in „systemrelevanten“ Berufen leisten, aber es fehle weiter an einer gesellschaftlichen Verständigung zu den Rahmenbedingungen von Sorgearbeit.

Auf einen anderen Aspekt verwies Kulturanthropologe Harald Koberg: „Wir haben kein Wissens-Problem, wir haben ein Tun-Problem!“. Viele Väter lebten eine „performative Vaterschaft“ und hätten oft nicht das Gefühl, ihre Partnerinnen noch mehr unterstützen zu müssen. Dazu brauche es neue Narrative der Männlichkeit. 

Gleichstellung in der Steiermark

  • Jede zweite Steirerin ist teilzeitbeschäftigt. 51 Prozent der Frauen sind in der Steiermark teilzeitbeschäftigt – bei Männern sind es 11 Prozent. Als Hauptgrund für Teilzeit nennen die Frauen die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen.
  • Nur 8 Prozent der Männer arbeiten in den Bereichen Erziehung und Unterricht, Gesundheit und Sozialwesen.
  • Nur 1,7 Prozent des Betreuungspersonals in Kinderbetreuungseinrichtungen sind Männer.
  • 2020 waren 18,6 Prozent der Personen, die in Elternkarenz gewechselt haben, männlich – der Anteil der Männer in Elternkarenz steigt kontinuierlich. Der Großteil (92,5 Prozent) der Männer bleibt unter drei Monate in Karenz.
  • Der Familienzeitbonus (= Papamonat) wird bei rund 17 Prozent der Geburten in Anspruch genommen.
  • 20,3 Prozent der Frauen und 12,6 Prozent der Männer gaben 2019 an, eine Personen zu pflegen.
  • Der Gender Pay Gap beträgt in der Steiermark knapp 40 Prozent – berechnet man nur die Vollzeiterwerbstätigkeit, beträgt er knapp 15 Prozent.

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