Wechsel an KPÖ-Spitze
Claudia Klimt-Weithaler übergibt Parteivorsitz, aber kandidiert

Zog sich am Dienstag von der Spitze der KPÖ Steiermark zurück: die bisherige KPÖ-Frontfrau Claudia Klimt-Weithaler | Foto: KPÖ Steiermark
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  • Zog sich am Dienstag von der Spitze der KPÖ Steiermark zurück: die bisherige KPÖ-Frontfrau Claudia Klimt-Weithaler
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Ein Rücktritt und eine Kandidatur in einem Schritt – diesen hat KPÖ-Frontfrau Claudia Klimt-Weithaler am Dienstag bei einem Pressetermin gesetzt: Sie legt den Parteivorsitz der KPÖ Steiermark zurück und will aber gleichzeitig als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2024 kandidieren. Der Hintergrund: Die Belastung ist der Politikerin in Summe nach ihrem langen Burn-out zu groß.

STEIERMARK. Bereits in der Vorwoche informierte die steirische KPÖ die Medien über eine für Dienstag anberaumte "persönliche Stellungnahme" von Parteichefin Claudia Klimt-Weithaler. In Branchenkreisen meist der Vorbote eines Rückzugs aus der Politik – in dem Fall war es nur ein "halber", denn Claudia Klimt-Weithaler gab am Dienstag zwar bekannt, den Parteivorsitz zurückzulegen, verkündete aber gleichzeitig ihre Kandidatur als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2024. "Mir ist klar geworden, dass ich mich voll auf die Arbeit im Landtag konzentrieren möchte. Ob im Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich, in der Elementaren Bildung oder beim leistbaren Wohnen: Dass diese Themen, für die wir uns jahrelang eingesetzt haben, nach wie vor von wesentlicher Bedeutung für viele Steirerinnen und Steirer sind, motiviert mich sehr", so Klimt-Weithaler, die bei dem Pressetermin sichtlich emotional war.

Im Interview mit MeinBezirk.at hat Claudia Klimt-Weithaler ihre Beweggründe für den Schritt noch einmal dargelegt:

  • Im Vorfeld wurde ja schon - besonders in Hinblick auf die Vorgeschichte - schon einiges gemunkelt. Wie geht es Ihnen jetzt, wo die Katze ganz aus dem Sack ist?

Claudia Klimt-Weithaler: Ich fühle mich sehr gut und es ist wirklich eine große Erleichterung, denn ich habe bei meinem Neustart im Juni allen in der Fraktion und in meinem Umfeld versprochen, eine Entscheidung zu treffen. Nun bin ich froh, dass klar ist, was ich mache. 

  • Was genau hat Sie zu diesem Schritt bewogen, warum Parteivorsitz nein und Kandidatur ja - ein Wahlkampf ist bekanntlich auch sehr kräfteraubend?

Bis jetzt hatte ich beide Funktionen inne – und bei uns ist es nicht so, dass die Landesleitung einen großen Apparat hinter sich hat, ich musste viele Dinge als Vorsitzende selbst machen.
Zu Beginn des Burn-outs wusste ich gar nicht, was überhaupt noch möglich ist.
Aber während der Reha und auch schon davor hatte ich Zeit und Gelegenheit nachzudenken und es läuft darauf hinaus, dass alles, was ich im Landtag gemacht habe, mit Herzblut passiert ist - alles Andere hat mich zerrissen. Konnte dem Einen und dem anderen nicht gerecht werden. Daher musste ich mich entscheiden.

  • Wie hat Robert Krotzer reagiert?

Naja, nicht mit voller Freude, er ist in Wahrheit ja in derselben Situation und agiert als Stadtrat. Das heißt die Partei muss sich künftig auch überlegen, wie das gehen kann. Fürs erste war es so die einfachste Lösung bis zum nächsten Parteitag, aber ich bin ihm natürlich sehr dankbar.

Im Mai 2022 wurde Claudia Klimt-Weithaler beim Parteitag mit 93,4 Prozent zur Vorsitzenden gewählt. | Foto: KPÖ
  • Im Mai 2022 wurde Claudia Klimt-Weithaler beim Parteitag mit 93,4 Prozent zur Vorsitzenden gewählt.
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  • Inwiefern haben die oftmals negativen Schlagzeilen rund um die KPÖ etwa in Bezug auf die Haltung im Ukraine-Krieg eventuell zu dieser Entscheidung beigetragen?

Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass das für mich als Parteivorsitzende alles ein Spaziergang war. Da sind mit im Landtag dazu auch Dinge widerfahren, die teilweise unter die Gürtellinie waren, bei denen ich mich persönlich angegriffen gefühlt habe. Auch ich bin jemand, der hart in der Debatte sein kann, aber dann im persönlichen Umgang ist das differenziert zu sehen. 
Allerdings war das natürlich nicht allein ausschlaggebend. Ein Burn-out kommt nicht aus einer schweren Phase, da spielen viele Faktoren über Jahre hinein.

  • Stichwort Landtagswahl: Was ist das Ziel der KPÖ bis dahin?

Ich wünsche mir und das ist natürlich eine Zielvorgabe, dass wir uns verstärken. Wir haben seit 2005 bewiesen, dass wir auf Landesebene eine gewichtige Rolle spielen und haben bei Themen wie Gesundheit, Pflege, elementare Bildung, Wohnen auch den einen oder anderen Erfolg erzielt. Diese Arbeit auf mehr Köpfe, also mehr Mandate zu verteilen, wäre sicher ein klares Ziel und die KPÖ damit Teil einer starken Opposition.  

Monatelange Zwangspause

Die Vollblutpolitikerin - Klimt-Weithaler sitzt seit 18 Jahren im Landtag – war seit Ende 2022 bis zum Sommer durch ein Burn-out dazu gezwungen, sich vollständig aus ihrer politischen Tätigkeit zurückzuziehen. Noch im Spätsommer absolvierte Klimt-Weithaler eine sechswöchige Rehabilitation. Für die nun anstehenden Herausforderungen eines Wahlkampfs fühlt sie sich jedoch gerüstet:

„Auch nach 18 Jahren im Landtag habe ich festgestellt, dass mein Herz noch immer für diese Arbeit schlägt. Es braucht in der Steiermark mehr denn je eine starke soziale Kraft, die bei diesen so wichtigen Themen hartnäckig bleibt. Ich habe große Lust, das gemeinsam mit meinem Team und meiner Partei auch in den nächsten Jahren zu tun. Deswegen stelle ich mich sehr gerne wieder als KPÖ-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl zur Verfügung.“
Claudia Klimt-Weithaler, KPÖ-Spitzenkandidatin

Wie es weitergeht

Den Landesparteivorsitz der KPÖ Steiermark übernimmt bis zum nächsten Parteitag der KPÖ der Grazer Stadtrat Robert Krotzer interimistisch weiter.
Auch der zweite KPÖ-Mandatar in der steirischen Landstube, der Leobener Werner Murgg wird bei der kommenden Landtagswahl nicht mehr antreten. Seinen Listenplatz soll laut Klimt-Weithaler der Grazer Alexander Melinz, Referent im Landtagsklub, einnehmen.

Derzeit ist die KPÖ mit zwei Sitzen im steiermärkischen Landtag vertreten. | Foto: Foto Fischer/Land Stmk.
  • Derzeit ist die KPÖ mit zwei Sitzen im steiermärkischen Landtag vertreten.
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Für die KPÖ geht es bei der Landtagswahl im kommenden Jahr um eine mögliche Erhöhung der Mandate. Für eine kleine Fraktion von zwei Mitgliedern sei es eben nicht leicht: Man sei in Graz und in vielen Gemeinden als KPÖ mandatsmäßig gewachsen, aber die Parteistruktur sei nicht in gleicher Schnelligkeit mitgewachsen. "Insofern wäre es schön, bei der Landtagswahl zuzulegen", hofft die Spitzenkandidatin.


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