Indien für Anfänger

Besonderheiten der indischen Kultur und Gesellschaft

Was fressen eigentlich die heiligen Kühe mitten auf der Straße in Bengaluru? Warum fallen indische Baugerüste ziemlich garantiert durch jede TÜV-Prüfung und warum sind Fotos mit Menschen weißer Hautfarbe so beliebt und begehrt? Fragen wie diese kommen zwangsläufig auf, wenn man als Westeuropäerin ohne jegliche Vorkenntnisse in Indien aufschlägt. Auf einige der Fragen wurden Antworten gefunden – andere erfordern wohl noch Folgebesuche.

STEIERMARK/INDIEN. Zugegeben: Es war mein erstes Mal in Indien. Und es ist – allen Ankündigungen zur Bestätigung – tatsächlich ein "Clash of Cultures", wenn man als Westeuropäerin das erste Mal indischen Boden betritt und dann fünf Tage zwischen Bengaluru (Bangalore), der drittgrößten Stadt am Subkontinent, Agra mit seinem Tourismusmagnet Taj Mahal und New Delhi unterwegs ist. Es sind Eindrücke, die bleiben und unzählige Fragen, die sich stellen – und nicht nur weil man Journalistin ist. Hier der Versuch, zumindest wenige davon zu beantworten:

• Darf man das Wasser aus der Leitung zum Zähneputzen verwenden?

Obwohl die Wasserflasche prominent am Waschbeckenrand steht, wird mir meine mehr als 44-jährige Gewohnheit zum Verhängnis und ich nehme einfach das Wasser aus dem Hahn zum Spülen, um dann voller Panik sogleich den fatalen Fehler zu bemerken und den vermeintlichen "Giftcocktail " wieder auszuspucken. Nun kommt die bereits gestellte Wasserflasche gleich dreimal zum Zug. Passiert ist trotz mehrmaliger unaufmerksamer Wiederholungstaten nichts. Und auch Doris Jones, die seit elf Jahren in Indien lebt und dort für Advantage Austria arbeitet, kann bestätigen: "Trinken nein, aber zum Spülen nach dem Zähneputzen ist das Wasser bedenkenlos."

• Warum bringen Fotos mit Menschen weißer Hautfarbe Glück?

Fotografieren hat in Indien im Gegensatz zu manch anderen Ländern durchaus Tradition. Alle haben ein Handy und nutzen auch diese Funktion. Besonders beliebt scheinen Bilder mit Frauen aus westlichen Kulturen zu sein. "Das soll Glück bringen", wird uns geschmeichelt. "Was für ein Schmäh", korrigiert Doris Jones lachend. "Sie machen es nur, weil es etwas Außergewöhnliches ist und sie die Bilder dann auf Instagram stellen können, um anzugeben." Soviel zu der Ehre.

• Warum liegen Blüten in der Ecke im Türstock?

Blumen sind in Indien omnipräsent: als Kranz gebunden und zur Begrüßung um den Hals gelegt oder auch in Blütenform auf einem Tablett, das ebenfalls als Willkommensgruß geschwenkt wird. Eher ungewöhnlich ist dann doch das Bild dreier Blüten, die in der Ecke in einem Türstock eines Büros zu finden sind. Auch sie sollen Glück bringen und alle, die hier ein- und ausgehen mit Wohlbefinden und Segen versehen.

• Wie sicher sind indische Baugerüste?

Diese Frage kann – nach Sichtung einiger kreativer "selbstgebastelten" Exemplare – wohl kaum seriös beantwortet werden.

Aber es gibt sie, die Baustellengerüste aus Ästen und dünnen Stämmen, mit denen die Hauswände erklommen werden. "Im Süden in Bengaluru finden sie sich häufiger, weiter im Norden und in Delhi werden sie seltener", erklärt Doris Jones. 

• Wie oft fällt in Indien der Strom aus?

Auch das hängt natürlich von Region und Infrastruktur ab, sofern es überhaupt eine Stromversorgung gibt. Sieht man jedoch den "Kabelsalat" über den Dächern und Straßen verwundert es nicht, dass alle, die es sich leisten können, einen Generator zuhause haben.

"Es fällt ständig der Strom aus, kurze Ausfälle für einige Minuten gibt es wöchentlich, manchmal bleibt der Strom auch für mehrere Stunden aus", schildert die Außenhandelsexpertin Doris Jones. 

• Und last not least: Die heiligen Kühe streifen inmitten von Autos und Asphalt durch die Millionen-Metropole Bengaluru – wie und was fressen sie da?

Gleich vorweg: Keine Kuh bleibt allein. Sie haben alle einen Besitzer, der sich letztlich – mehr oder weniger – um sie kümmert, schließlich werden Kühe wie kaum etwas Anderes in Indien verehrt. Das heißt aber nicht, dass sich nicht zwischendurch auch auf der Straße ein "Snack" ergibt. So wurde auch die eine oder andere Kuh beim Stöbern im Müllkübel – Bioabfall wohlgemerkt – beobachtet. Leider war ich für dieses Abbild für Götter – wie für so viele andere fotografische Eindrücke – zu langsam. Vielleicht sollte mein erstes doch nicht mein letztes Mal in Indien bleiben.

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