Teuerungen steigern Nachfrage
Reger Zulauf bei steirischen Sozialhilfeeinrichtungen
Während die Bundesregierung ein "Geld-zurück-Paket" schnürt, haben die Menschen die Auswirkungen der Teuerungen längst schon mehr oder weniger beinhart zu spüren bekommen. Caritas, Vinzi-Werke, Schuldnerberatung - sie alle sind wie viele weitere Sozialhilfeinrichtungen des Landes in Zeiten der unaufhörlich steigenden Inflation gefragte Anlaufstellen für finanziell in Not geratene Steirerinnen und Steirer: eine Bestandsaufnahme.
STEIERMARK. Im Mai 2022 stiegen die Verbraucherpreise in Österreich geschätzt um acht Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, und um 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Die Jahresteuerung hat damit vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Krieges und des rapiden Zuwachses der Energiepreise einen neuen Rekordwert erreicht. MeinBezirk.at hat nachgefragt, was diese Entwicklung für die Sozialhilfeeinrichtungen bedeutet.
Angst vor der Zukunft
Die Beratungsstelle für Existenzsicherung & Wohnungssicherheit der Caritas hat Ende Mai eine Blitzumfrage gemacht, die gezeigt hat, dass sich um 350 steirische Haushalte mehr an die Anlaufstelle gewandt haben als im Vergleichsmonat 2021. "Was wir merken, ist, dass die Ängste der Menschen sehr groß sind, sie haben wirklich Zukunftsängste", berichtet Iris Eder, die Leiterin der Beratungsstelle. Extrem seien die Teuerungen beim Strom spürbar.
"Das ist für manche Haushalte enorm schwer zu stemmen, solche, die vielleicht ohnehin schon mit 300 Euro pro Monat über die Runde kommen. Da ist eine Erhöhung um 50 Euro schon sehr viel."
Iris Eder über die Strompreissteigerungen
Alleinstehende wenden sich übrigens am häufigsten an die Caritas, gefolgt von den Alleinerziehenden. Geholfen werden kann einerseits mit Gutscheinen für Lebensmittel oder von den Energieversorgern und andererseits mit direkter finanzieller Unterstützung. "Dazu müssen die Betroffenen ihr Haushaltseinkommen aber schon ziemlich offenlegen", erklärt Iris Eder. Vielfach sei es aber auch nur da "offene Ohr, das extrem weiterhilft."
Vinzi-Markt als erster Indikator
Auch die Vinzi-Werke sind derzeit ebenso sehr gefragt. "Der Vinzi-Markt ist für uns der erste Indikator, da haben wir 2020 erste Anzeichen einer gesteigerten Nachfrage gemerkt und seither haben wir insgesamt ein Plus von 40 Prozent bei den Kundinnen und Kunden", weiß Svjetlana Wisiak zu berichten.
Während die Vinzi-Märkte quer durch die Steiermark eine günstige Versorgung mit den Dingen des täglichen Bedarfs gewährleisten, fungiert der Vinzi-Treff als Anlaufstelle für Beratungen. Diesen gibt es nur in Graz, aber auch hier haben sich die Zahlen der Hilfesuchenden stark gesteigert: "Heuer hatten wir bis Anfang Juni schon so viele Menschen, die sich an uns gewandt haben, wie im ganzen Jahr 2021", resümiert Wisiak.
Und Wisiak zeigt sich wenig zuversichtlich: "Die Welle der Privatinsolvenzen wird erst kommen – mit sechs Monaten Verzögerung – insofern ist die derzeitige Entwicklung jetzt schon besorgniserregend."
Mehr Arbeitslose und Junge in Nöten
Eine Tendenz, die auch die Schuldnerberatung Steiermark bestätigen kann, die ebenfalls eine verstärkte Anfrage vermeldet: "Ja, wir sind derzeit mit einer erhöhten Nachfrage konfrontiert, wobei dies aufgrund der zwei Pandemiejahre 2020 und 2021 etwas schwer vergleichbar ist", schildert Bernadett Boljte. Sie räumt aber auch ein, "dass sich die erhöhte Nachfrage bei uns immer erst circa ein halbes Jahr später niederschlägt, da viele Betroffene zuerst noch andere Schritte und Versuche unternehmen, bevor sie sich an die Schuldnerberatung wenden."
Geringe Steigerungen im Vorjahresvergleich bei der Nachfrage nach Schuldenberatung sind in der Gruppe der arbeitslosen Personen sowie der Klientinnen und Klienten unter 30 Jahren zu verzeichnen.
Hier gibt es Unterstützung und Beratung:
-> Beratungsstelle für Existenzsicherung & Wohnungssicherheit der Caritas
-> www.vinzi.at
-> Schuldnerberatung Steiermark
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