MAIS. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind Gebliebene - Teil 61

Die Hitze dauert noch immer an und langsam aber sicher werden die restlichen Maisfelder in unserer Gegend auch noch dürr - ihnen dürfte der heiße Wind der letzten Woche endgültig den Garaus beschert haben. Der Mais ist jetzt schon im Reifestadium, da kann man nichts machen. Die Ernteaussichten für die Bauern sind mager. Die Zeitschrift "Landwirt" spricht von 1/3 weniger Ertrag als im Vorjahr. Zusätzlich zum anhaltenden Mega-Tief am Schweinemarkt für viele Landwirte eine Katastrophe. Denn als Schweinefutter, ist Mais einer der wichtigsten Energiespender. Wir Menschen schätzen den Kukurutz am Griller, auf der Pizza oder in Form von Popcorn. Ich hoffe, ich konnte Ihren Appetit auch hinsichtlich meiner neuen Geschichte anregen : - )

Mais - Entscheidung im Land der Azteken

Bauer Guido Winkens starrte verzagt sein Maisfeld an. Der leidige Maiszünsler hatte den Anfangs so vielversprechenden Bestand auf dem Feld vorm Haus nahezu vernichtet. Ein paar Tage krank, war er nicht zum Behandeln seines Maisfeldes gekommen und schon war es vorbei damit. Der andere Bestand, den er auf der Pachtfläche angebaut hatte, hatte aufgrund der anhaltenden Hitze zuerst ganz trockene Füße bekommen, dann gab ihm der heiße Wind den Rest. Nun war der ganze Körnermais Mitte August schon ganz braun und dürr und unweigerlich ins Reifestadium übergegangen. Bei dem Gedanken an die ins unendliche steigenden Mais-Preise und die Unmengen, die er wahrscheinlich zukaufen musste, wurde ihm jetzt schon ganz schlecht. Dabei bereitete ihm der enorme Preisverfall für landwirtschaftliche Güter schon seit geraumer Zeit schlaflose Nächte. Er schuftete wie ein Ochse und trotzdem wuchsen seine Kontoschulden ohne sein Zutun ins Horrende - obwohl er eh schon sparte was ging.

Als Guido sein Herz bei Freundin Elke ausschütten wollte, weil ihn der Sorgenberg gar so drückte, ging auch dieser Versuch kräftig nach hinten los. "Und wie stellst du dir das auf Dauer vor? Soll ich etwa mit Kopftuch und geflickter Kleiderschürze mein Lebtag in deinem vorsintflutlichen Stall herumgrobbeln? Wozu habe ich studiert? Ich will Status, Reisen, ein gutes Leben! Mein ganzes Erspartes sinnloser Weise deiner Ur-Farm in den Rachen werfen? Nee! Darauf hab ich absolut keinen Bock! Entweder du verkaufst den Laden, machst eine ordentliche Ausbildung und ziehst mit mir in die Stadt, oder wir ziehen einen Schlussstrich!" "Das war wohl eindeutig!" dachte Guido traurig. Einen Bauernhof übernehmen, bedeutete für Guido Verantwortung. Ihn zu verkaufen, würde ihm ein lebenslanges Gefühl des Versagens bescheren. Das konnte er sich auf keinen Fall vorstellen.

Nun suchte er verzweifelt nach einer Lösung. Er probierte es mit dem Vertrieb dieser neuen Marketingkarte, über ein Pyramidenspiel bis hin zu diversen Erfindungen. Aber nichts wollte aufgehen.

Das Mass wurde schön langsam voll. So viel stand fest. Bis sich auch Guido eingestehen musste, dass es an der Zeit war die rosa Brille abzulegen, über seinen Schatten zu springen und einen Schlussstrich zu ziehen. Nachdem er eine halbe Flasche Pflaumenlikör im Alleingang gekippt hatte, stand seine Entscheidung fest: Eine Münze sollte über seine Zukunft entscheiden. Kopf oder Zahl. Kopf hieß - Glück. Es würde sich etwas zum Guten ändern, die inbrünstige Bitte ans Universum im Anhang. Zeigte die Münze aber Zahl an, dann würde er seinen Hof verkaufen und völlig neu anfangen. Auch wenn ihm dabei das Herz brach.

Mit bebenden Fingern warf er das 2-Euro-Stück in die Höhe. Während es auf den Tisch plumpste, hielt er nervös die Luft an. Scheppernd landete die Münze auf einem mit Butter beklecksten Prospekt. "Kopf" sagte das Stück Metall. "Dann zeig mir mal wo's langgeht liebes Schicksal", seufzte Guido und griff nach dem alten Prospekt mit der Aufschrift: "Gewinnspiel". Der Gewinner sollte eine Reise ins Reich der Azteken Gewinnen. "Dann lass mal sehen, ob dein Köpfchen wirklich die Wahrheit gesagt hat..."

4 Wochen später flatterte ein Brieflein per Einschreiben ins Haus. "Gewinnverständigung - Hauptpreis" stand im Betreff. "Sehr geehrter Herr Winkens, wir beglückwünschen Sie herzlich zum Gewinn unseres Hauptpreises, der Reise ins Aztekenland. Bitte nehmen sie umgehend mit unserer Sachbearbeiterin, Frau Maier, Kontakt auf. Sie wird die Details der Reise für sie abwickeln!"

Dann ging alles ganz schnell, eigentlich wie im Traum. Der Maschinenring hatte einen passenden Betriebshelfer für ihn, der ihn für zwei Wochen vertreten würde. Dann wurden die Koffer gepackt und schon saß er im Flugzeug. Schon beim Aussteigen aus dem Flieger durchdrang ihn das Gefühl, dass sich sein Leben nun grundlegend ändern würde. Warum sonnst hatte ihn das Schicksal in diese Zauberwelt entführt.

Gleich am ersten Tag stand die Besichtigung eines alten Tempels auf dem Programm. Der Reiseführer wusste dazu spannende Geschichten über Konquistadores und die Goldjäger, die nicht verstanden dass das eigentliche Gold der Azteken der Mais war. Sogar einen eigenen Maisgott verehrten sie. Sein Name war Cinteotl. "Cinteotl..." sagte Guido zu sich selbst. "Wenn es dich wirklich gibt, dann zeig mir den Weg aus der Krise!" Da verlor er plötzlich den Halt und drohte den Steilen Abhang zum Tempel hinunterzustürzen. "Nehmen sie meine Hand" sagte eine Frauenstimme, die sich irgendwie nordisch anhörte. Panisch griff er danach. Wieder auf sicherem Boden lachten ihn ein Paar meerblaue Augen an.

"Ich bin Maiza", stellte sich die junge Frau vor, und wer sind Sie?" Vom ersten Moment an waren Guido und Maiza voneinander angetan. Die Tochter eines reichen Geschäftsmannes der sein Vermögen mit der Erfindung von Geschirr und Diversem aus Maisstärke gemacht hatte, fand Gefallen an dem jungen Bauern. Und so sah man die beiden für den Rest der Reise nur mehr gemeinsam. Doch Guido machte wieder denselben Fehler, den er schon bei seiner Freundin gemacht hatte. In Weinlaune erzählte er Maiza am Abschlussabend von seinen Problemen und wie er zu dieser Reise gekommen war. Sie hatten schon vor Tagen beschlossen, es miteinander zu versuchen. Maiza blickte ihrem Guido mitfühlend in die Augen und machte ihm das Angebot, ihn von den Schulden freizukaufen. "Du weißt doch, mein Vater hat ein Vermögen mit seiner Erfindung gemacht. Für mich wären das Peanuts."

Doch nun meldete sich Guidos ganzer Bauernstolz: "Was? Soll ich mich etwa von dir und deinem reichen Dad abhängig machen. Das wär ja als verkaufte ich meine Seele!" Der Streit der nun folgte und Guido in Sturheit und Wut die Zimmertür zuknallen ließ - setzte offenbar schon wieder einen Schlussstrich.

Allein im Flieger begann Guido wieder zu Grübeln und er kam zu dem Schluss den Hof zu guter Letzt zum Verkauf freizugeben.

Gott sei Dank kam er in den darauffolgenden Wochen durch die vielen Rennereien wenig zum Denken. Das dämpfte den Schmerz in seiner Brust wenigsten ein kleines Bisschen.

Aber am Montag früh wurde es ernst. Der Immobilienmakler hatte den ersten Interessenten angemeldet. Als die beiden um die Ecke bogen, musste er verwirrt kräftig den Kopf schütteln. Er hörte eine Frauenstimme, die sich genau so wie die Maizas anhörte.

"Jetzt fang ich an zu spinnen", dachte Guido. "Und noch dazu auf schwedisch!" Doch als er sich umdrehte half alles Kopfschütteln und Augen reiben nichts: "Ich will deinen Hof nicht kaufen, Guido", sagte Maiza. "Aber wenn du mich schon nicht dein rettender Engel sein lässt, so lass mich wenigstens dein Business-Angel sein.

So kam es, dass Maiza ihm das nötige Geld vorstreckte - mit der Aussicht auf Gewinnbeteiligung sobald die Landwirtschaft wieder florierte.

Und Guido - der war endlich wieder frei im Kopf und konnte all seine genialen Ideen in die Tat umsetzen. Er spezialisierte sich auf "Geniales aus Mais", bot Städtern ein Fleckerl zur Miete, um eigenen Mais zum Grillen anzubauen, Expertentips inklusive. Außerdem entwickelte er eine neue Bio-Popcorn-Sorte in einem Hauch von Rosa.

Und Maiza? Die erfüllte sich als zukünftige Bäuerin Winkens einen Kindheitstraum und baute sich ihr eigenes Bauernhof-Kino. Weil Guido wieder mal so in seine Ideen vertieft war, war es übrigens Maiza, die um seine Hand anhalten musste. "Bio-Popcorn gesucht, Kino vorhanden" stand auf der Anzeige, die sie ihm zu diesem Zweck lächelnd vor die Nase hielt..."

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