50 Jahre Umweltdachverband
Hut Brenn(er)t – Schiene soll's richten

Franz Maier, Präsident Umweltdachverband, Elisabeth Ladinser, Vizepräsidentin CIPRA Südtirol & Vizepräsidentin Dachverband f. Natur - und Umweltschutz in Südtirol, Stephan Tischler Vorsitzender, CIPRA Österreich v.l.n.r. | Foto: Umweltdachverband
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  • Franz Maier, Präsident Umweltdachverband, Elisabeth Ladinser, Vizepräsidentin CIPRA Südtirol & Vizepräsidentin Dachverband f. Natur - und Umweltschutz in Südtirol, Stephan Tischler Vorsitzender, CIPRA Österreich v.l.n.r.
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Der Umweltdachverband stellt im Rahmen seiner Bundesländer-Tournee zum 50-Jahr-Jubiläum den überbordenden Alpentransit in Tirol in den Fokus, der nicht nur am Brenner erhebliche Belastungen für Mensch und Natur mit sich bringt.

GRIES. Die Location für den Pressetermin des Umweltdachverbandes, im Rahmen seiner Bundesländertour am Brenner, dürfte wohl nicht zufällig gewählt worden sein, und zwar in den Räumlichkeiten der Fischzucht Vötter. Die liegt nämlich exakt zwischen der alten Brennerstraße und der umstrittenen Lueggbrücke. Dazu meint Franz Maier, Präsident vom Umweltdachverband auch gleich in seinen ersten Worten "Wir sehen hier ja aus unmittelbarer Nähe worum es geht und ich muss sagen es ist schon sehr beeindruckend gerade in diesem engen Tal wie viel das hier verkehrlich vertragen muss tagein, tagaus."

Wohl nicht zufällig der Ort des Pressetermins. Rechts im Bild die alte Brennerstraße, links die Lueggbrücke. | Foto: Bezirksblatt
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Handlungsbedarf 

Das Thema rund um den Transitverkehr am Brenner, diesen auf die Schienen zu verlegen bzw. die erhoffte Verkehrsentlastung durch den Brennerbasistunnel, etc. ist wahrlich nicht neu, war aber wahrscheinlich auch noch nie aktueller bzw. akuter als jetzt. Dazu Maier: „Vergangenes Jahr rollten rund 2,48 Millionen LKW über den Brenner – das sind 1,35 % mehr als 2021. Es kann nicht sein, dass wir in Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise aufgrund unzureichender Maßnahmen der Alpenstaaten noch immer einen Anstieg des Transitverkehrs in Österreich verzeichnen. Der historische Höchststand an Transit-LKW in Tirol zeigt einmal mehr den dringenden Handlungsbedarf. Nicht nur, dass die ansässige Bevölkerung unter enormer Luftverschmutzung und Lärm leidet, auch das einzigartige Natur- und Kulturerbe der Alpen ist bedroht: Rund 30.000 Tier- und 12.000 Pflanzenarten leben in diesem vielfältigen Hotspot der Biodiversität“

Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes findet klare Worte. | Foto: Umweltdachverband
  • Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes findet klare Worte.
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Und meint weiter: "Der Umweltdachverband fordert die Landesregierung dazu auf, nicht nur
Symptombekämpfung – etwa durch Auflösung der Staus und Aufhebung sämtlicher Beschränkungen – zu betreiben, sondern langfristige Lösungen zur Entlastung von Mensch und Natur zu finden: Absolute Kapazitätsgrenzen und die Verlagerung auf die Schiene sind notwendig. Es braucht einen intensiveren Dialog mit den Verantwortlichen in Südtirol und Bayern auf Basis des gemeinsamen Memorandums der drei Länder vom 12. Juni 2018, um auf Landesebene endlich effektive Entlastungsmaßnahmen umsetzen zu können“

Ungleichgewicht 

Dass der Transitverkehr über die Alpen schon längst an seine Grenzen gestoßen ist, ist auch offenkundig, bewiesen durch ständige kilometerlange Staus und Blockabfertigung. Dazu sagt Stephan Tischler Vorsitzender der Cipra Österreich:  „Im Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention haben sich die Alpenländer und die EU bereits vor 30 Jahren darauf geeinigt, den Güterverkehr durch eine geeignete Infrastruktur und marktkonforme Anreize auf die Schiene zu verlagern. Doch mit der neuen Richtlinie zur Festlegung der Straßenbenützungsgebühren in Form der Eurovignette (Wegekostenrichtlinie) ist dieses Ziel in weite Ferne gerückt, da der Gütertransport auf der Straße durch batterie- oder wasserstoffbetriebene LKW massiv vergünstigt wird. Diese Maßnahme steht unter dem trügerischen Deckmantel des Klimaschutzes und widerspricht dem Verursacherprinzip, da auch vermeintlich emissionsfreie Fahrzeuge Lärm-, Stau- und Infrastrukturkosten verursachen. Dem Ungleichgewicht in der Kostenwahrheit zwischen Straßen- und Schienengüterverkehr, das nicht zuletzt durch die hohen Trassengebühren zustande kommt, könnte u. a. durch einen gemeinsamen Mautzuschlag für Alpenkorridore durch Italien, Österreich und Deutschland entgegengewirkt werden. Zudem ist eine Novelle der Luftqualitätsrichtlinie notwendig, damit die Geschwindigkeitsbeschränkungen nach dem Immissionsschutzgesetz – Luft (IG-L) aufrechterhalten bleiben können“,

Seit 50 Jahren für die Umwelt. | Foto: Umweltdachverband
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Attraktivierung

Um die Transitbelastung im Alpenraum zu reduzieren und die Menschen und die Umwelt zu schützen, braucht es neben fiskalischen Maßnahmen wie einer Kostenwahrheit im Straßengüterverkehr auch eine Attraktivierung des Transportmediums Schiene. Durch verbesserte Betriebsabläufe insbesondere im grenzüberschreitenden Verkehr, flexiblere
Buchungssysteme sowie schnellere und harmonisierte Abläufe kann die Schiene im Vergleich zur Straße konkurrenzfähiger und damit Umweg verkehr reduziert werden. Denn zurzeit nehmen rund ein Drittel aller Gütertransporte auf dem Brenner einen Umweg von rund 60 Kilometern in Kauf, um Kosten zu sparen. Nur etwa 40 % der LKW sind auf dem kürzesten Weg unterwegs. Zum Vergleich: in der Schweiz fahren fast 97 % der LKW ihre Bestroute.

Elisabeth Ladinser, Vizepräsidentin von CIPRA Südtirol & Vizepräsidentin des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz sagt dazu ganz klar:
„Das Verkehrsaufkommen im Alpentransit muss reduziert, besser gesteuert und auf umweltfreundlichere Transportwege verlagert werden. Um erhöhte externe Kosten, bzw. Infrastrukturkosten zu vermeiden, dürfen hochrangige Straßen – Stichwort: Brennerautobahn A22 zwischen Bozen Süd und Verona – nicht mehr ausgebaut werden. Das Transportmedium Schiene muss durch schnellere Betriebsabläufe und flexiblere Buchungssysteme attraktiver werden. Dazu gehört ein verbesserter grenzüberschreitender Schienenverkehr mit vergünstigten Zugtickets für den Alpentransit oder ein alpenweites Ticket (AlpTick), wie es der CIPRA-Jugendbeirat vorgeschlagen hat. Außerdem ist die Herab- oder Aussetzung der Trassengebühren für den Güterverkehr notwendig. Nur eine funktionierende Bahn und ein Gesetz zur Verlagerung der Güter auf die Schiene kann das Transitproblem lösen. Weil beides auf sich warten lässt, wäre ein Slot-System eine effiziente Übergangslösung. Den rechtlichen Freiraum für eine solche Alpentransitbörse gäbe es bereits, den politischen Willen in den Ländern auch. Was fehlt, ist eine Einigung auf Ebene der drei beteiligten Staaten“,

Abschließend appellieren Umweltdachverband sowie CIPRA Österreich und Südtirol: „Um der Transithölle zu entkommen, müssen jetzt die richtigen Anreize für eine Verkehrsverlagerung geschaffen werden. Die Alpenstaaten müssen endlich handeln, um den Transitverkehr und damit Emissionen, Feinstaub und Lärm zu reduzieren“.

Erfahren Sie mehr von der Arbeit des Umweltdachverbandes unter: www.umweltdachverband.at

Erfahren Sie mehr von der Arbeit von CIPRA unter: www.cipra.org

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