Tennengau
Ehrenamtliche Bergretter im Dauereinsatz
Die Bergrettung Tennengau hat in Coronazeiten alle Hände voll zu tun. Vor allem mit unnötigen Einsätzen.
TENNENGAU. Rechtzeitig mit dem Schneefall beginnt auch für die rund 150 ehrenamtlichen Bergretter im Tennengau die Hauptsaison. Selten nutzten so viele Menschen ihre Freizeit im Lockdown für eine Tour in die Berge. "Seit letztem Jahr verzeichnen wir einen massiven Anstieg von Einsätzen", erklärt Bezirksleiter Werner Quehenberger. Das einzig Positive an dieser Nachricht sei, dass es gleichzeitig zu einem Rückgang an Todesfällen gekommen ist.
Einsatz wegen Kleinigkeiten
Was die Bergretter seit dem vergangenen Jahr Zeit und Nerven kostet sind die unzähligen Lappalien mit denen sich die Ehrenamtlichen herumschlagen müssen. Quehenberger erzählt von einem jungen deutschen Touristen, der mit kurzer Hose und ohne Ausrüstung den Aufstieg in die Berge wagte. "Mir ist kalt" musste sich Quehenberger am Telefon anhören und zur "Rettung" ausrücken.
Selbstüberschätzung ist das Problem
Dabei ist man im Tennengau aber noch zufrieden damit, dass es nicht zu schlimmeren Vorfällen gekommen ist, wie etwa im Lungau, wo bereits täglich Lawinen losgetreten wurden. Aber wenn erst einmal genug Schnee liegt, ist auch hier Vorsicht geboten, gibt Quehenberger zu bedenken: "Jeder Tourengeher muss die Situation vorher einschätzen. Schaffe ich das körperlich? Habe ich die richtige Ausrüstung dabei? Wie sieht die Wetterlage aus?" Wer zu einer Tour aufbrechen will, sollte sich also vorher gründlich informieren.
Lawinen kann man erkennen
"Eine Wetterapp am Handy reicht nicht." Der Lawinenlagebericht gibt Aufschluss über die Gefährdungslage und ist online einzusehen. Wichtig ist es laut Quehenberger, diesen nicht nur zu lesen, sondern auch richtig interpretieren und einschätzen zu können. Viele Tourengeher würden bei Warnstufe drei noch aufbrechen. Das sei laut Quehenberger zwar kein Problem, aber die Lage sollte nicht unterschätzt werden, denn es ist jene Stufe, bei der es am häufigsten zu Lawinenunfällen kommt. "Die meisten Lawinenunfälle passieren schattseitig bei einer Neigung von 35 bis 40 Grad, gut erkennbar für jeden."
"Airbag kein Allheilmittel"
Wichtig ist auch die richtige Ausrüstung und vor allem der richtige Umgang damit: Schaufel, Sonde, LVS-Gerät, Handy, Erste Hilfe-Paket, ausreichend Wasser und natürlich eine winterfeste Bekleidung und entsprechende Schuhe sind unerlässlich. Der "Lawinenairbag" ist ebenfalls ratsam und kann im Ernstfall eine Vollverschüttung vermeiden, "aber er ist kein Allheilmittel" weiß Quehenberger.
"Nicht bei der Ausbildung sparen"
Ebenfalls ratsam ist es, mindestens zu zweit auf Tour zu gehen. "Bei der 'Kameradenrettung' ist die Chance gut, den Verschütteten noch lebend zu finden. Wenn wir aber keine Lage ausmachen können ist die Chance auf eine Lebendbergung nach etwa 15 Minuten gleich null." Da gerade in der Coronazeit viele unerfahrene Tourengeher unterwegs sind, rät Quehenberger zu Kursen im Vorhinein. "Es ist auffällig, dass viele bei der Ausbildung sparen, aber nicht bei der Ausrüstung. Ich empfehle jedem Anfänger Kurse bei erfahrenen Bergführern zu absolvieren."
>>>Mehr News aus dem Tennengau lesen Sie hier.<<<
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.