Umfrageergebnis
Auch in Tirol fehlen Medikamente – Umfrage der Woche

Bereits im September 2021 wies der Rechnungshof auf einen Engpass bei Medikamenten hin. Seit damals hat sich die Lage aber nicht gebessert. Mehr als 570 Medikamente sind aktuell in Österreich nicht verfügbar. | Foto: pixabay/moakets
2Bilder
  • Bereits im September 2021 wies der Rechnungshof auf einen Engpass bei Medikamenten hin. Seit damals hat sich die Lage aber nicht gebessert. Mehr als 570 Medikamente sind aktuell in Österreich nicht verfügbar.
  • Foto: pixabay/moakets
  • hochgeladen von Sabine Knienieder

Bereits im September 2021 wies der Rechnungshof auf einen Engpass bei Medikamenten hin. Seit damals hat sich die Lage aber nicht gebessert. Mehr als 570 Medikamente sind aktuell in Österreich nicht verfügbar.

TIROL. In Österreich fehlen mehr als 570 Medikamente (Stand 9. Jänner 2023). Diese sind gar nicht oder nur schwer erhältlich. Betroffen sind Arzneimittel von Antibiotika über Schmerzmittel bis zum Hustensaft. Betroffen von diesen Engpässen ist nicht nur Tirol oder Österreich. Diese Medikamentenknappheit betrifft ganz Europa.

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zum Medikamentenengpass

Hier das Ergebnis unserer Umfrage der Woche*

  • Insgesamt haben 206 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche zum Medikamentenengpass teilgenommen. Wir wollten wissen, ob ihr notwendige Medikamente nicht oder nur erschwert erhalten habt.
  • 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, dass sie ihr Medikament nicht bekommen haben.
  • 39 Leserinnen und Leser konnten auf Alternativen zurückgreifen
  • 122 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vom Medikamentenengpass nicht betroffen und haben alles bekommen, was sie benötigen

Bei unserer Umfrage der Woche wollten wir von euch wissen, ob ihr vom Medikamentenengpass betroffen seid.
Grafik
Bei unserer Umfrage der Woche zu Medikamentenengpässen haben insgesamt 206 Leserinnen und Leser teilgenommen. Die Mehrheit nämlich fast 60 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist bis jetzt von den Arzneimittelengpässen bzw. Lieferproblemen nicht betroffen. 21,8 Prozent geben an, dass sie davon betroffen waren und ihr Medikament nicht erhalten hätten. 19 Prozent war von den Engpässen zwar betroffen, konnte aber auf Alternativen umsteigen.

Welche Medikamente in Tirol fehlen

Auch nach den Feiertagen hat sich die Situation um Medikamente nicht  geändert. Knapp sind Arzneimittel wie Antibiotika, Schmerzmittel oder Hustensaft. Gängige Grippemittel sind generell eher Mangelware. Gerade diese Medikamente sind angesichts der starken Grippe- und Erkältungswelle besonders gefragt. Normalerweise geht man bei einer Erkältung in die nächste Apotheke, um sich dort mit einem gängigen rezeptfreien Medikament zu versorgen. Allerdings stellen die aktuellen Lieferengpässe das Personal in den Apotheken vor große Herausforderungen.

„Die Gesamtsituation auf den globalen Arzneimittel-Märkten erzeugt vor Ort in der Apotheke in Österreich derzeit einen Mehraufwand von mehreren Stunden pro Tag." (Alexander Hartl, zweiter Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbands)

Bis jetzt kann aber in 95 Prozent der Fälle in den Apotheken eine Lösung gefunden werden.
Das BASG (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen ) stellt eine Liste mit den fehlenden oder nur schwer lieferbaren Medikamenten zur Verfügung.

Du willst den Beitrag zu unserer Umfrage der Woche nicht mehr verpassen?

Dann abonniere den meinbezirk.at-Newsletter!

Warum es überhaupt Lieferengpässe gibt

Das Thema der Lieferengpässe ist nicht neu. Aber seit Beginn der Coronapandemie wird der Bevölkerung immer bewusster, dass Medikamente und Arzneimittel teilweise schwer bis gar nicht erhältlich sind. Dabei verschärft sich die Lage zusehends.

Eines der Problem liegt daran, dass viele Wirkstoffe, Vorprodukte und Medikamente im asiatischen Raum hergestellt werden. Rund 80 bis 90 Prozent aller Wirkstoffe für Medikamente stammen aus China und Indien. Gleichzeitig werden viele Medikamente an nur einem großen Standort hergestellt. Dies betrifft vor allem auch die Grundstoffe. Das bedeutet aber auch, wenn unterschiedliche Hersteller ein bestimmtes Antibiotikum verkaufen, können die Vorstufen für dieses Mittel aus derselben Fabrik stammen. Ein weiteres Problem sind teilweise mangelhafte Standards bei der Produktion bzw. Komplikationen beim Transport.

Zu Problemen bei der Lieferung kann es auch kommen, wenn sich Pharmaunternehmen zusammenschließen. Durch diese Zusammenschlüsse kommt es dazu, dass Wirkstoffe nur mehr von einem Unternehmen an einem Ort hergestellt werden. Gibt es hier Probleme bei der Produktion, fällt das komplette Arzneimittel aus.

Das Problem niedriger Preise

Früher wurden auch in Europa Medikamente produziert. Inzwischen ist die meiste Produktion nach Asien ausgelagert worden. Denn hier kann wesentlich billiger produziert werden als in Europa. Die hohen Löhne, die hohen Standards in der Produktion und die hohen Umweltauflagen lassen sich in Europa kaum bewerkstelligen. Auch die Lagerung der Arzneimittel ist in asiatischen Ländern wie China oder Indien wesentlich günstiger.

So greift unser Gesundheitssystem meist auf die billigeren Medikamente aus Asien zurück. Aus diesen Gründen wird es schwierig, die Produktion nach Europa zurückzuholen. Aus diesem Grund schlagen die FPÖ und die ÖVP höhere Preise für Medikamente vor, nur so könne der Verkauf an Arzneimittel für Händler wieder attraktiver werden.

Krisenlager in Österreich gefordert

Auch wenn die Situation am Medikamentenmarkt aktuell prekär ist, schließt  das nicht aus, dass sich die Situation immer wieder verschlimmern kann. Aus diesem Grund fordert Andreas Windischbauer, Präsident des Verbands der Arzneimittelgroßhändler (Phago), ein Krisenlager für wichtige Arzneimittel.

"Wir brauchen ein Krisenlager für ganz wichtige Arzneimittel, weil es in globalen Lieferketten immer wieder zu Problemen kommen kann." (Andreas Windischbauer)

Auch wenn vieles nur auf europäischer Ebene geschehen kann, müsste Österreich selbst einen Vorrat schaffen, so Andreas Windischbauer. Auch die SPÖ plädiert für ein derartiges Notfalllager für bestimmte Medikamente.

Verbot des Exports von eingeschränkt erhältlichen Arzneimitteln

In Österreich gibt es bereits ein bestehendes Verbot, dass eingeschränkt erhältliche Arzneimittel nicht ins Ausland verkauft werden dürfen. 

"Um den internationalen Lieferengpässen besser begegnen zu können, arbeitet Österreich gemeinsam auf EU-Ebene intensiv daran, Lösungen zu finden und Europa in Bezug auf Arzneimittel als Standort wieder unabhängiger zu machen." (Gesundheitsministerium)

*Die Umfrage ist nicht repräsentativ

Aktuelle Umfrage

Fit im Alltag: ExpertInnen raten zu 30 Minuten Bewegung am Tag – Schaffst du das?

Mehr zum Thema

Mehr zu unserem Themenmonat "Bewegung und Gesundheit"
Externer Link: Liste fehlender oder nur eingeschränkt lieferbarer Arzneimittel

Bereits im September 2021 wies der Rechnungshof auf einen Engpass bei Medikamenten hin. Seit damals hat sich die Lage aber nicht gebessert. Mehr als 570 Medikamente sind aktuell in Österreich nicht verfügbar. | Foto: pixabay/moakets
In unserer Umfrage der Woche wollten wir wissen, ob du von den Arzneimittelengpässen betroffen bist. Hier das Ergebnis | Foto: BezirksBlätter Tirol
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.