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Der Schulstart – Eine herausfordernde Zeit

Der Schulstart steht vor der Tür und mit ihm steigt der Druck auf die Familien in Tirol.  | Foto: Gerhard Berger
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  • Der Schulstart steht vor der Tür und mit ihm steigt der Druck auf die Familien in Tirol.
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Wieder steht der Schulstart in Tirol vor der Tür. Meist ist das für Familien eine herausfordernde Zeit. Junge Menschen sind psychisch stark belastet und Eltern fehlt es oft an den nötigen Ressourcen, um Kinder ausreichend zu unterstützen.

TIROL. Der Schulalltag steht vor der Tür und Jugendliche werden wieder in den disziplinierten Schulalltag wechseln müssen, während Eltern bemüht sind nebenbei Arbeit und Haushalt unter einen Hut zu bringen. Auch die Corona-Nachwehen würden immer noch ihren Tribut fordern. 

Anstieg an psychischer Belastung

Christian Murer, Pädagogischer Leiter der Ambulanten Familienarbeit, bemerkt aktuell wieder einen Anstieg an psychischen Belastungen bei Jugendlichen.

Christian Murer, Pädagogischer Leiter der Ambulanten Familienarbeit, bemerkt aktuell wieder einen Anstieg an psychischen Belastungen bei Jugendlichen. | Foto: SOS-Kinderdorf
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"Wir betreuen vermehrt Jugendliche mit depressiven Verstimmungen sowie suizidalen Gedanken – insbesondere Mädchen leiden darunter. Das ist sehr besorgniserregend. Der Schulstart kann zusätzlichen psychischen Druck auf Jugendliche und ihre Familien ausüben."

Jetzt wäre es umso wichtiger, dass Familien in schwierigen Lebenslagen beigestanden wird und sie dabei bestärkt werden, mit den Herausforderungen umzugehen. 
Dabei hilft die Ambulante Familienarbeit (AFA). AFA ist eine präventive Betreuung von SOS-Kinderdorf, bei der ausgebildete PädagogInnen Familien regelmäßig zuhause besuchen und im Alltag begleiten. Ziel ist es, dass Familien nicht auseinanderbrechen und ein eigenständiges Leben wieder möglich wird.

Geldsorgen zum Schulanfang

Aktuell können die ExpertInnen der AFA auch beobachten, dass viele Familien schlichtweg nicht die finanziellen Ressourcen haben, um mit der Situation umzugehen. Alarmierend ist vor allem, dass es immer mehr Familien sind, die von den steigenden Preisen betroffen sind. 
Murer erklärt:

"Vielen ist es schlichtweg nicht möglich, etwa eine Therapie für ihre Kinder zu finanzieren, und kassenfinanzierte Psychotherapieplätze gibt es nur wenige. Familien machen sich aktuell eher Sorgen, ob sie überhaupt die Miete und den teuren Schulstart leisten können.“

Schulsachen sind teuer und für viele Familien stellen die Anschaffungen für den Schulalltag finanzielle Herausforderungen dar.  | Foto: Gerhard Berger
  • Schulsachen sind teuer und für viele Familien stellen die Anschaffungen für den Schulalltag finanzielle Herausforderungen dar.
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All dies trägt zur allgemeinen Überforderung bei. Zusätzlich bleibt Eltern neben dem Arbeitsalltag oft nur wenig Zeit, um sich um belastete Jugendliche zu kümmern.

Schulpsychologie reicht nicht aus

In manchen Schulen gibt es zwar schulpsychologische Unterstützung, doch diese ist meist unterbesetzt und kann die psychische Belastung der SchülerInnen nur unzureichend auffangen. 
Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf, betont:

„Die Schulpsychologie ist ein Tropfen auf den glühenden Stein, Schulsozialarbeit gibt es kaum. Überlastete Lehrer*innen sind immer weniger im Stande auf die psychische Befindlichkeit ihrer Schüler*innen einzugehen. Dabei bräuchte fast die Hälfte von ihnen systematische Hilfe und Unterstützung.“

SOS-Kinderdorf Geschäftsführer Christian Moser. | Foto: SOS-Kinderdorf
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SOS-Kinderdorf fordert mehr Budget für Schulen, um diesem Problem entgegenzuwirken.

Bewusst Zeit miteinander verbringen

Die ambulante Familienarbeit ermutigt Eltern in den ersten Schulwochen dazu, bewusst Zeit miteinander zu verbringen. Denn Die Kinder beschäftigt gerade in dieser Zeit Themen wie Herausforderungen des neuen Schuljahres, sozialer Druck unter Gleichaltrigen und die Angst vor schlechten Noten. Da sind familiäre Bindungen und gegenseitige Unterstützung von noch größerer Bedeutung. 

In den ersten Schulwochen kann es hilfreich sein, bewusst Zeit miteinander zu verbringen. | Foto: Gerhard Berger
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Wenn der Druck für Eltern zu groß wird, kann es hilfreich sein, sich Bekannten anzuvertrauen oder soziale Anlaufstellen aufzusuchen, empfiehlt das SOS-Kinderdorf. 

Rund 1.468 Euro pro Kind und Schuljahr

Auch der ÖGB Tirol macht auf die gestiegenen Kosten und die finanziellen Belastungen zu Schulbeginn aufmerksam. Rund 1.468 Euro pro Kind und Schuljahr geben Eltern im Schnitt laut einer SORA-Schulkostenstudie aus dem Jahr 2021 aus – eine finanzielle Belastung, die nicht alle Familien stemmen können.
In den Augen des ÖGB Tirol müsse die Bundesregierung endlich ein Paket gegen die Teuerungen schnüren. 

„Während Eltern zu Schulbeginn mit der enormen Kostenexplosion kämpfen, schaut die Regierung zu und schafft es seit Monaten nicht, die Menschen nachhaltig finanziell zu entlasten. Zusätzlich zu den massiv gestiegenen Lebensmittel- und Wohnpreisen müssen die Eltern jetzt auch noch die gestiegenen Kosten für Schulutensilien stemmen“,

zeigt Föger-Kalchschmied auf.

Bildung dürfe nicht vom Einkommen der Eltern abhängen, kritisiert der ÖGB Tirol. Deswegen müsse auch das Schulstartgeld erhöht werden. Das 2011 österreichweit eingeführte Schulstartgeld betrug bis zum Jahr 2022 100 Euro pro Kind, dieses Jahr wurde es auf 105,8 Euro erhöht. Der vom Momentum Institut errechnete Wertverlust beträgt ein Drittel. Um diesen auszugleichen, müsste das Schulstartgeld mittlerweile 150 Euro betragen.

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