Transitforum Austria
Permanenter Kampf für den Tiroler Lebensraum

- TfA Obmann Fritz Gurgiser schaut teils skeptisch in die Zukunft. Bedrohungen für den Tiroler Lebensraum kommen von allen Seiten.
- Foto: Haun
- hochgeladen von Florian Haun
Seit mehr als 30 Jahren kämpft das Transitforum Austria mit Obmann Fritz Gurgiser für den Lebensraum in Tirol. Zahlreiche Einflussfaktoren machen, auch abseits der Transitlobby, machen es für die Bevölkerung nicht leichter. Im Interview mit der MeinBezirk Redaktion redet Gurgiser Klartext und erklärt, dass es notwendig ist sich einzumischen.
TIROL (red). MEINBEZIRK: Seit mehr als 30 Jahren kämpfen sie gegen die Transitbelastung und verlangen mehr Einmischung der Zivilgesellschaft. Hat die Politik ihre Problemlösungskompetenz verloren bzw. ist das Land Tirol zu schwach um sich zu wehren?
FRITZ GURGISER: "Wir engagieren uns dauerhaft für Verbesserungen der privaten und betrieblichen Anrainerschaften durch deutliche Reduktionen der Stickstoffdioxide aus dem Verkehr (von 2001 – 2021 ein sattes Minus von rund 90 %), begleiten derzeit allein in Tirol 22 Lärmschutzprojekte der ASFINAG an A12 und A13 und legen einen Schwerpunkt nun auch auf das Landes- und Bundesstraßennetz (erstes Projekt in Achenkirch mit der Gemeinde und dem Land Tirol sowie unserer lokalen XUND’S Leben-Gruppe. Die Politik leidet nach wie stark am „Verkehr ist Leben-Virus“ (vgl. Fernpass-Beschleunigungspaket) und hat daher auch schlechte „Glaubwürdigkeitskarten“ gegenüber den „lieben Nachbarn“ in Nord, Süd, Ost- und West, die allesamt nur rasch Tirol „transitieren“ wollen."
Was wären, aus ihrer Sicht, die Eckpunkte um den Transitverkehr dauerhaft und wirksam zu reduzieren?
"Unverzichtbar ist, endlich auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene das „Verursacher- und Vorbeugungsprinzip“ in Bezug auf die fehlende Kostenwahrheit und die Beschäftigung von „Lenkradlohnsklaven“ (mittlerweile gar aus Nepal und Simbabwe zu unmenschlichen Bedingungen) ebenso wie die bestehenden landes-, bundes-, völker- und europarechtlichen Verpflichtungen knallhart anzuwenden. Denn eines ist mittlerweile klar: der hochsubventionierte Lkw-Transit ist Europas „Gesundheits- und Arbeitsplatzkiller Nr. 1“, indem wettbewerbswidrig erzeugte Güter aus aller Welt bis in die letzten Winkel Europas und der Alpen gekarrt werden und Betriebe aller Branchen mit Dumpingpreisen keine Chance zum Überleben haben. Ebenso muss ein Schwerpunkt auf die Reduktion von rund 1 Million Transit-Lkw gelegt werden, die die Schweiz umfahren und sich sowohl die Schweiz als auch die EU verpflichtet haben, das zu reduzieren – anscheinend vergessen und im eigenen Land mittlerweile geduldet. Aktuell sehr wichtig: das Vorziehen der neuen EU-Grenzwerte für NO2 und Feinstäube in Österreich."
Sie setzen im TfA einen starken Fokus auf regionale Wertschöpfung und Gemeinwohl. Was müssen wir tun, damit die Leute noch mehr danach handeln?
"Wir haben unser Klimaschutz-Projekt „AUGEN AUF BEIM KAUF – KURZER TRANSPORTWEG, HOHE REGIONALE WERTSCHÖPFUNG“ fertig gestellt und werden mit unseren Gruppen versuchen, positive Stimmung für den regionalen Kauf zu vermitteln – in öffentlichen Veranstaltungen und allen Möglichkeiten, die wir eben haben. Das Projekt stellt auf Freiwilligkeit und nicht Zwang ab und vermittelt in einem Satz: Wer regional kauft, sichert Lehr- und Arbeitsplätze sowie Steuern und Abgaben für das Gemeinwohl – wer global kauft, schickt seinen Euro auf die weltweite Reise ohne Wiederkehr.
Wie lange kämpfen Sie noch weiter? Denkt der unermüdliche Fritz Gurgiser auch mal daran den Kampf gegen die Transitlobby zu beenden?
"Wir haben nie gegen die Transitlobby gekämpft, sondern immer nur um Verbesserungen unseres einzigartigen Lebens-, Regionalwirtschafts- und Naturraumes in Tirol und weit darüber hinaus vom Boden- bis zum Neusiedlersee – so wie wir es im Vereinsstatut stehen haben. Die Transitlobby hat ihre Schutzpatrone in der Politik und da braucht niemand nach Brüssel zu maulen. Es reicht der Blick in die EUREGIO-SÜD (Südtirol/Trentino) oder in die bayerische Staatskanzlei, wo schon die ersten sitzen, die das Land Tirol oder die Bundesregierung seit Jahrzehnten nicht ein einziges Mal unterstützt haben, sondern im Gegenteil die sind, die meinen Tirol gehöre an ein „Transitkreuz“ genagelt. Nicht mit uns und deshalb sehen wir keinen „Kampf“, sondern ein gewachsenes Bürgerrechtsengagement, welches in Zeiten wie diesen unverzichtbar ist und verstärkt werden muss. Es geht darum, unseren Kindern und Enkeln die Existenzgrundlagen in einem der schönsten, aber sensibelsten Länder zu sichern. Alles, was wir rund um den Brenner oder Fernpass, Seefelder Plateau, Achen- und Zillertal, Lofererstraße etc. erreichen, wird weit über die Grenzen hinaus wirken."



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