Familie in Tirol
Tipps für das Leben als Patchwork-Familie

Bei Patchworkfamilien musst man das "work" im Wort leider oftmals ernst nehmen. Alle Beteiligten müssen viel Geduld und Offenheit mitbringen. Tipps, wie ihr ein harmonisches Patchworkfamilienleben gestalten könnt, erfahrt ihr hier. | Foto: Pixabay/Tyler Nix (Symbolbild)
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  • Bei Patchworkfamilien musst man das "work" im Wort leider oftmals ernst nehmen. Alle Beteiligten müssen viel Geduld und Offenheit mitbringen. Tipps, wie ihr ein harmonisches Patchworkfamilienleben gestalten könnt, erfahrt ihr hier.
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Grundsätzlich definiert sich eine Patchworkfamilie folgendermaßen: Eine Familie, in der von unterschiedlichen Eltern stammende Kinder leben, die aus der aktuellen oder einer früheren Beziehung der Partner hervorgegangen sind. Auch in Tirol gibt es immer mehr Familien, die nach diesem Konstrukt leben. Dabei kann die ungewohnte Situation gerade für Kinder schwierig sein. Was sind die typischen Probleme und wie kann man damit umgehen? Hier gibt es einige hilfreiche Tipps!

TIROL. Wenn sich Eltern trennen und neue Partner finden, entstehen meist Patchworkfamilien. Die neue ungewohnte Situation ist für viele Kinder schwierig. Man muss sich erst an das "neue" Elternteil gewöhnen und manchmal kommen auch Stiefgeschwister ins Spiel. Damit die Familie am Ende funktioniert und sich doch alle wohlfühlen und miteinander auskommen, ist Kompromissbereitschaft gefragt.

Was sind die typischen Probleme in Patchworkfamilien?

Für einige Kinder kann es schwer sein, mit dem neuen Partner an der Seite von Vater oder Mutter klar zu kommen oder generell die neue Situation zu akzeptieren. Stattdessen wünschen sich viele Kinder, dass die Eltern wieder zusammenkommen oder dass das Elternteil nur noch dem Kind Aufmerksamkeit schenkt. Dafür kommt allerdings eine neue Frau oder ein neuer Mann und ist schlichtweg Konkurrenz, wenn es um die Gunst von Mama oder Papa geht. 

Wenn ein neuer Partner auf der Bildschirmfläche erscheint, können Kinder diese oft als Konkurrenz um die Aufmerksamkeit sehen. Jetzt heißt es: gemeinsam eine Lösung finden. | Foto: Pixabay/Anemone123 (Symbolbild)
  • Wenn ein neuer Partner auf der Bildschirmfläche erscheint, können Kinder diese oft als Konkurrenz um die Aufmerksamkeit sehen. Jetzt heißt es: gemeinsam eine Lösung finden.
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Wenn solche Gefühle und den Eltern auffallen, sollten sie Verständnis für die Kinder zeigen. Viele fühlen sich durch den Verlust des einen Elternteils sowieso schon verunsichert und allein gelassen. Als Folge könnten die Kinder bockig reagieren, Streit anfangen oder neue Familienmitglieder nicht akzeptieren. 
Generell gilt: Nehmt alle Probleme ernst und sprecht offen über alles mit den Kindern und auch mit dem Partner. 

Tipps für das Leben als Patchworkfamilie

Bei den folgenden Tipps gilt natürlich nicht, dass es für jede Familie klappt. Letztendlich ist der beste Rat, sich selbst treu zu bleiben, sich nicht mit anderen zu vergleichen und viel Geduld mitzubringen.

  • Unterschätzt die Situation einer Patchworkfamilie nicht. Die rosarote Brille sollte abgelegt werden, denn Probleme lösen sich leider nicht von selbst. Geht Konflikte aktiv an.
  • Bringt viel Geduld mit, denn niemand ist perfekt und gewinnt innerhalb kürzester Zeit das Vertrauen von anderen Menschen. Erwartet also nicht, dass ihr euch mit den Kindern des neuen Partners auf Anhieb total gut versteht.
  • Den Kindern sollte klar gemacht werden, dass, nur weil ein neuer Partner da ist, sie nicht weniger geliebt werden. Vor allem sollte den Kindern verdeutlicht werden, dass der neue Partner den Ex nicht ersetzen soll.
  • Veränderungen brauchen Zeit und deswegen sollte man sich auch die Zeit für die Einführung dieser Veränderung nehmen. Die Kinder sollten langsam auf die neue Person im Leben vorbereitet werden. Geht das Kennenlernen schrittweise an.
  • Als Patchworkfamilie könnt ihr gemeinsame Rituale entwickeln. So haben die Kinder nicht das Gefühl, dass sich eine neue Person das Altvertraute hineindrängt. Trotzdem sollten aber die alten Rituale, die die Kinder mit den Eltern hatte, nicht vergessen werden. Altes und Neues sollte einen Platz finden.

Wann und wie den neuen Partner vorstellen?

Den perfekten Zeitpunkt und Ort, um den Kindern von seinem neuen Partner zu erzählen gibt es wohl nicht. Am Ende müsst ihr selbst entscheiden, was für euch der richtige Weg ist. Für manche ist es die eigene Wohnung, eine gewohnte Umgebung, oder auf einem gemeinsamen Ausflug in lockerer Atmosphäre. 

Generell solltet ihr darauf achten, dass ihr euch der Gefühle für den neuen Partner sicher seid. Denn letztendlich soll den Kinder das Gefühl vermittelt werden, dass da jemand Neues ist, der euch sehr wichtig ist und der ab sofort ein Teil eures Lebens sein wird. Den Kindern muss also klar sein, dass sich an der neuen Konstellation nichts ändern wird und das man gut miteinander auskommen sollte. Gleichzeitig sollte deutlich werden, dass der neue Partner kein Mutter- bzw. Vaterersatz ist.

Tipps für Stiefmütter, Stiefväter und Stiefgeschwister?

Tipps für den neuen Partner? Sie oder er sollte sich dem Kind vorstellen und über sich erzählen. Letztendlich sollte sie oder er selbst herausfinden, welche Interessen das Kind oder die Kinder haben. 

Für Stiefmütter haben es meist besonders schwer mit den Kindern des neuen Partners. Sie wollen meist alles so gut wie möglich machen, eine echte Bindung aufbauen, Vertrauen schaffen. Doch die Bemühungen werden leider oft mit eisigen Blicken, zickigen Kommentaren oder Schweigen kommentiert. Das liegt oft daran, dass Stiefmütter zu sehr in einer Mutterrolle verfallen. Dabei vergessen sie, dass die Kinder bereits eine Mutter haben.
Deswegen wäre es anfangs wichtig etwas Distanz zu wahren und nicht krampfhaft versuchen, es allen Recht zu machen. Versucht vor allem die Ablehnung nicht persönlich zu nehmen. Die Kinder brauchen schlichtweg Zeit. Macht ihnen klar, dass ihr ihre Mutter nicht ersetzen möchtet. 

Stiefväter haben es nicht unbedingt leichter. Meist hat das Kind nämlich eine tiefe Bindung zur Mutter und möchte sie auf keinen Fall teilen, nachdem es bereits den Vater "verloren" hat. Meist gibt es hier Eifersüchteleien und Streit. Hier kann gezielte Zeit der Mutter mit dem Kind helfen. Regelmäßige Unternehmungen, nur mit der Mutter können dem Kind zeigen, dass es von allen Seiten geliebt wird.
Problematisch kann es auch bei den Verantwortungsbereichen werden. Manche Stiefväter möchten ein Mitspracherecht und bekommen das von der Mutter nicht. Hier müssen die Erwachsenen untereinander klären, wie das Zusammenleben und das Thema „Entscheidungen finden“ auszusehen hat.

Stiefmütter und Stiefväter haben so ihre Baustellen an denen sie arbeiten können, doch wie sieht es bei den möglichen Stiefgeschwistern aus? Hier können komplett unterschiedliche Szenarien geschehen. Freundschaften oder Feindschaften können der Fall sein. Streitereien im Kinderzimmer gehören aber zur Tagesordnung.
Letztendlich müssen sich auch die Kinder irgendwie zusammenraufen. Auch wenn die Positionen durcheinandergewirbelt werden. Wer zum Beispiel vielleicht der Älteste war, ist nun auch eine kleinere Schwester oder ein kleinerer Bruder. Wer das Nesthäkchen war, ist auf einmal "nur noch" das mittlere Kind.
Erwachsenen fällt es sicher schwer, aber es ist besser, sich in diesen Fällen nicht einzumischen. Die Kinder müssen selbst ihre Position in der neuen Familie finden. Aber schottet euch natürlich nicht ab, bei all dem ist ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte immer noch sehr wichtig.

Schlechtes Verhältnis zum Ex? Familienfeiern?

Leider gibt es oft genug Fälle, in denen der Ex-Partner die Trennung nicht akzeptieren kann und öfter Probleme macht. So kann er zum Beispiel die Kinder regelmäßig aufstacheln und Ausflüge, Urlaube oder Feiertage können zu echten Problemen werden.
Solche Streitereien und Probleme mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin lassen sich nicht so einfach lösen. Eine mögliche Option und Hilfe für den Anfang wäre, sich nicht auf alle Provokationen einzulassen. Am besten nicht auf Provokationen eingehen und ruhig und sachlich bleiben.
Versucht aber auch, euch in euren Ex-Partner, eure Ex-Partnerin hineinzuversetzen. Warum ist er oder sie wütend? Habe ich eventuell dazu beigetragen?

Streitereien und Probleme mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin lassen sich nicht so einfach lösen.  | Foto: unsplash/Afif Ramdhasuma (Symbolbild)

Im Zusammenhang mit den Problemen mit Ex-PartnerInnen können auch die Familienfeste wie Weihnachten, Ostern oder auch Geburtstage stehen. Aber generell stellt sich bei Patchworkfamilien oft die Frage wann, wo und mit wem gefeiert wird. Meistens wollen alle zusammen mit den Kindern feiern, doch hier könnte es sein, dass sich die Ex-Partner nicht so gut verstehen. Hier könnte man sich generell im Vorfeld die Frage stellen, ob eine gemeinsame Feier Sinn macht oder am Ende doch nur zu Streitereien führen könnte. Ist der Streit bereits vorprogrammiert, sind getrennte Feier wohl besser. 
Heikle Themen wie diese, sind sehr subjektiv und müssen wohl oder übel im Einzelnen gelöst werden. Eine Zauberformel für harmonische Abläufe gibt es einfach nicht. Doch vielleicht können die aufgeführten Tipps in die richtige Richtung leiten.

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