Tiroler Adler Forum
Eine neue Zeitrechnung fürs Wirtschaftssystem?
Bereits zum sechsten Mal, trafen sich Wirtschaftsgrößen beim Tiroler Adler Forum. Das Wirtschaftsforum lud Expertinnen ein, um über ungelöste Energiefragen zu diskutieren oder auch über die permanente Klimakrise sowie den branchenübergreifenden Arbeits- und Fachkräftemangel.
TIROL. Dieses Jahr wurde das Wirtschaftsforum auch wieder via Livestream der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. So konnten die spannenden Diskussionen und Vorträge erneut virtuell von zuhause bzw. unterwegs verfolgt werden. Das Tiroler Adler Forum wurde dieses Jahr zum sechsten Mal veranstaltet, die Tiroler Adler Runde konnte hingegen ihr 20-jähriges Jubiläum feiern.
„Megawandel – Stresstest für die neue Welt der Wirtschaft“
Das war der Titel des diesjährigen Forums. Eine perfekte Titelwahl, wie Österreichs Wirtschaftsminister Martin Kocher es formuliert. Die Zeitenwende sei eine enorm große Herausforderung für die Politik, auf lange Sicht bleibe die Teuerung das größte Problem. Die Inflationsrate würde sich heuer zwischen 7 bis 8% einpendeln mit der Gefahr, dass sich das in absehbarer Zukunft weiter verfestige. Die Versorgungssicherheit in der aktuellen Energiekrise sei oberstes Ziel der Regierung, die Entkoppelung von Strom- und Gaspreis auf europäischer Ebene habe höchste Priorität.
Die Auswirkungen der aktuellen Energiekrise
Die beiden Energieexperten Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control, und Karl Rose, OMV-Aufsichtsrat, analysierten in ihren Beiträgen die Auswirkungen der aktuellen Energiekrise. Eine 50-jährige Abhängigkeit könne man nicht in fünf Monaten beiseiteschaffen.
Trotzdem zeigt sich Urbantschitsch zuversichtlich was den Winter angeht.
„Es ist gelungen, die Ausfälle aus Russland durch Gas aus Norwegen, Rotterdam und anderen Quellen teilweise zu kompensieren.“
Ein Totalausfall aus Russland hätte Auswirkungen auf Österreich, aber derzeit sei man für viele Szenarien schon sehr gut gerüstet und habe noch einige Wochen Zeit, die Speicher weiter zu befüllen.
Gaspreis wird nach dem Krieg hoch bleiben
Der Gaspreis werde auch nach dem Krieg in der Ukraine nicht mehr auf das Niveau von früher fallen, betonte Rose.
„Der Gaspreis wir deutlich höher sein, vielleicht rund 200% höher. Das russische Gas war sehr, sehr billig. Seit 1985 haben wir davon profitiert.“
Derzeit konzentriere man sich sehr auf den Gasnotstand, die Knappheit könnte aber auch Heizöl und Diesel betreffen.
„Wir werden in diesem Winter öfter hören, dass Tankstellen keinen Diesel kriegen, das wird auch die Preise erhöhen“,
so Rose. Russland sei auch in diesem Bereich sehr wichtig, nach der Corona-Krise sei international die Wirtschaft angesprungen, aber die Raffinerien hätten keine Reservekapazitäten.
Sollte es seitens Russlands zum Abbruch aller Lieferungen kommen, dann werde es für den Wirtschaftsstandort Europa sehr schwer. Er hoffe sehr auf die europäische Solidarität zwischen den einzelnen Ländern, und dass diese auch halte, wenn es zu einem Totalausfall aus Russland käme.
Amerika und China wären hingegen die Hauptgewinner der aktuellen Krise. Im Gegensatz zu Europa, wo Energiepolitik oft Klimapolitik bedeute, sei in Amerika und China Energiepolitik immer auch Außenpolitik.
Prognosen weisen auf Rezession hin
Die wirtschaftliche Gesamtsituation beleuchtete Köppl-Turyna (Direktorin EcoAustria) sorgenvoll, die Prognosen würden auf eine Rezession hinweisen. Wenn man in bestimmten Bereichen Produktionen zurückfahren müsse, dann wäre das eine gefährliche Entwicklung. Die Energie habe viele Jahre wenig gekostet, darauf fuße der Wohlstand, betonte Hebbel (GF Steinbacher Dämmstoffe). Die Zukunft der Energie sei eine große Herausforderung, aber man könne nicht immer alles von der Politik verlangen. Die Hilfe des Staates müsse gezielter eingesetzt werden, langfristig könne man mit Energie nicht mehr so umgehen wie in der Vergangenheit.
Die Aufzeichnung der diesjährigen Veranstaltung kann HIER nachgesehen werden
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