Konjunktur trübt in Tirol ein – mit Umfrage
Walser: "Die Ruhe vor dem Sturm"

Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer und Stefan Garbislander, Leiter Wirtschaftspolitik, Innovation & Nachhaltigkeit präsentieren eher trübe Aussichten.
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  • Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer und Stefan Garbislander, Leiter Wirtschaftspolitik, Innovation & Nachhaltigkeit präsentieren eher trübe Aussichten.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Nach einem guten wirtschaftlichen ersten Halbjahr stehen die Zeichen auf Abschwung, globaler Unsicherheit und steigenden Preisen. Aktuell ist Tirols Wirtschaft noch gut am Weg, doch es wird die Lage zunehmend pessimistischer eingeschätzt.

TIROL. Trotz dass die Tiroler Betriebe ein hohe Widerstandskraft gegenüber Krisen besitzen, ist die Unsicherheit für das zweite Halbjahr bei den Unternehmen groß. "Wir befinden uns im Zeitpunkt der Wende, es ist sozusagen die Ruhe vor dem Sturm", sagt WK-Tirol Präsident Christoph Walser. 
Derzeit beantworten 41 Prozent der befragen Leitbetriebe ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut, nur 7 Prozent sind unzufrieden.

"Damit hat sich die Entwicklung gegenüber dem Jahreswechsel nicht dramatisch verändert. Aber die Erwartungen sind für das zweite Halbjahr deutlich gedämpft",

weiß Stefan Garbislander, Leiter Wirtschaftspolitik, Innovation und Nachhaltigkeit in der Tiroler WK. 
Die Auftragserwartung geht ebenfalls zurück. 35 Prozent sehen Verschlechterungen, nur 14 erwarten eine Besserung.  "Zum Jahreswechsel waren dies noch 56 Prozent", weiß Walser. Lediglich die Verkehrswirtschaft und der Tourismus erwarten keine Eintrübung bis Jahresende.

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Große betriebliche Herausforderungen

War im vergangenem Jahr noch der Fachkräftemangel als größte Herausforderung für die Tiroler Betriebe, so ist nun die Angst vor den Energie- und Rohstoffpreisen an erster Stelle.  Aber bereits an zweiter Stelle kommt der Fachkräftemangel und an dritter die Probleme bei den Lieferketten. "83 Prozent der Unternehmen gehen von steigenden Kostenfür die Beschaffung von Vorprodukten, Material und Rohstoffen aus" sagt Walser. Besonders betroffen sei der Tourismus und die Freizeitwirtschaft.
Gleichzeitig versuchten die Unternehmen die gestiegenen Kosten in Form von höheren Verkaufspreisen zu überwälzen."Hier dreht sich eine gefährliche Spirale, auch in Hinblick auf die anstehenden Lohnverhandlungen", sagt der Präsident, der nicht von einer 100 prozentigen Inflationsabgeltung ausgeht. "Da auch der Bund viele Maßnahmen zur Entlastung bereits tätigt, die werden in diese Verhandlungen mit einfließen." 
Und der schwache Euro wird ebenso zum Abschwung beitragen. "Die Vorteile für die Exportwirtschaft werden durch verteuerte Importe von Rohstoffen oder Energie wieder zunichte gemacht", fürchtet der Präsident.

Forderungspaket zur Landtagswahl

Als wichtigste Maßnahmen gegen die Teuerungswelle sehen die Unternehmen die Abschaffung der kalten Progression, ein Energiekostenvergütung und eine Reduktion der Energieabgaben.
Die Tiroler Wirtschaftskammer arbeitet darüberhinaus derzeit an einem Forderungskatalog an die zukünftige Landesregierung. "

Aber wir wollen nicht nur fordern, sondern werden auch Lösungen anbieten",

so Walser, der auf eine einstimmige Verabschiedung dieses Paketes durch das Wirtschaftsparlament hofft.
"Bis Mitte August wird der Katalog auf dem Tisch liegen und an alle Spitzenkandidaten übergeben." Walser fordert erneut den raschen Ausbau der Wasserkraft. "Hört endlich auf zu reden und beginnt's zu bauen", sagt er an die Adresse der Politik. 

Fachkräftemangel akut

Auch die sich eintrübende Konjunktur wird sich nicht auf den Fachkräftemangel auswirken. "Es fehlen im ersten Halbjahr bereit 10.000 Stellen in Tirol, es wird Zuwanderung brauchen und auch die Digitalisierung muss vorangetrieben werden", sagt Garbislander.  Auch müsste die Kinderbetreuung rasch verbessert werden, damit das Arbeitskräftepotential – auch bei Frauen ausgeschöpft werden kann.

Ergebnisse des Top Tirol-Konjunkturbarometers 2022
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Die Auftragserwartung im Herbst 2022 in Tirol | Foto: Grafik: WK Tirol
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