Krisengebiet
So schlimm haben die Unwetter den Bezirk Tulln getroffen

- Die schlimmen Unwetter haben mehrere Gemeinden überschwemmt. Besonders betroffen sind St. Andrä-Wördern, Atzenbrugg und Michelhausen.
- Foto: MG St. Andrä-Wördern
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Sonntag 4:30 Uhr: Der Bezirk Tulln wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Hier haben wir alle aktuellen Meldungen und einen Rückblick aufs Wochenende für dich!
BEZIRK TULLN. Zahlreiche Überflutungen, in etlichen Ortschaften wurde Zivilschutzalarm ausgelöst. Alle Feuerwehren voll im Einsatz, Kapazitäten erschöpft. Das österreichische Bundesheer wurde für Assistenz angefordert. So sieht es heute Montag aus:
Der gesamte Bezirk Tulln steht in höchster Alarmbereitschaft. In der Nacht kam es aufgrund eines Dammbruchs der Perschling zu einer weiteren Zuspitzung der ohnehin kritischen Lage. Die Gemeinde Atzenbrugg ist komplett überflutet. Auch die Gemeinde Michelhausen, insbesondere der Ortsteil Rust, ist stark betroffen. Die Perschling hat sich ihren Weg in Richtung der Gemeinde Zwentendorf gebahnt, dort kann das Wasser jedoch nicht in die Donau abfließen. Daher wurde in Erpersdorf die „Tullnerstraße“ aufgerissen, um das Wasser in die Donau umzuleiten.
Heute Vormittag brachte das Österreichische Bundesheer Sandsäcke aus Oberösterreich. Diese wurden am Fliegerhorst Leopold Figl in Langenlebarn ausgeladen und von der Feuerwehr zu den benötigen Einsatzstellen gebracht.
"Ich bin seit 1979 bei der Feuerwehr aber so massive Schäden hab ich noch nicht erlebt. Sämtliche Feuerwehren waren übers Wochenende im Einsatz",
so Feuerwehr Pressesprecher Stefan Öllerer.
Ein Feuerwehrkamerad, Franz H. aus Rust, starb im Alter in 75 bei einem Not-Auspump Einsatz. Hier kannst du weiterlesen:
Es gibt keine Gemeinde im ganzen Bezirk, die nicht von den schweren Unwettern und den Überschwemmungen betroffen ist.
Zu den zwei Katastrophenhilfsdienst (KHD)-Zügen aus Amstetten und dem KHD-Zug aus Gänserndorf kommt am heutigen Tag auch noch ein KHD-Zug aus Oberösterreich, der die örtlichen Kräfte unterstützt. Dazu kommen noch die Soldaten des Bundesheeres die in Rust eingesetzt sind.
Derzeit ist Tulln nur über die Alte Donaubrücke oder von Osten aus Richtung St. Andrä-Wördern erreichbar. Die Strecke zum Tulblingerkogel ist ebenfalls gesperrt.
Feuerwehr, Bezirkshauptmannschaft, Bürgermeister
"Der aktuelle Hotspot ist die Perschling. Durch den Dammbruch, ergiest sich das Wasser über Atzenbrugg, Zwentendorf und Michelhausen. 1.000 Hektar Wasser stehen auf den Feldern und das Wasser rinnt bis nach Erpersdorf. Auf Anordnung der Behörde wurde die "Tullnerstraße" aufgerissen, damit das Wasser abfließen kann. Das Entlastungsgerinne ist voll",
verrät Pressesprecher des Bezirksfeuerwehrkommandos Tulln Stefan Öllerer. Rund 100 Häuser sind in diesem Gebiet von Überschwemmungen betroffen. Auch in Judenau stehen mehrere Häuser unter Wasser.
"Wir setzen einstweilen Maßnahmen zur Mensch- und Tierrettung und zur Sicherung von wichtigen Objekten, wie Trafos. Von Aufräumarbeiten sind wir noch weit entfernt. Der Boden nimmt kein Wasser mehr auf, solange es regnet, wird sich die Lage kaum beruhigen. Vor Mittwoch wird es uns nicht möglich sein, mit den Aufräumarbeiten zu starten",
so Öllerer.

- Foto: BFKDO Tulln/Stefan Öllerer
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Michelhausens Bürgermeister Bernhard Heinl:
"Das Wasser ist zwar zurückgegangen, aber trotzdem gibt es noch Bereiche, die unter Wasser sind. Jetzt gilt es die betroffenen Leute zu versorgen".
"Die Situation ist nach wie vor sehr dramatisch, eine Lage die wir in dieser Form noch nie erlebt haben. Der gesamte Bezirk ist flächendeckend betroffen, soetwas war noch nie dagegewesen",
so der Bezirkshauptmann Anderas Riemer.
"Die Befürchtung war, das Grafenwörth vom Kamp überflutet werden könnte. Laut aktuellen Prognosen, dürfte es sich ausgehen. Stark betroffen ist jedenfalls die Wienerwaldgegend. In St. Andrä-Wördern beim Hagenbach gab es ziemliche Überflutungen. Rust war von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Auch Judenau, Sieghartskrichen, Michelhausen sind betroffen. 57 Haushalte mussten evakuiert werden. Es wurden Notunterkünfte in den Gemeinden geschaffen. Auch die Halle 6 der Messe Tulln wurde umfunktioniert. Hier sind aktuell rund 60 Leute untergebracht. Die Kapazitäten müssen jedoch noch aufgestockt werden".
Und weiter:
"Die Kapazitäten der Feuerwehren sind an ihren Grenzen angekommen. Rund 800-900 Kameraden stehen dauerhaft im Einsatz. Hier werden auch bereits Ablösen gemacht. Der Landesfeuerwehrverband kümmert sich um eine gute Organisation. Es kommen auch Freiwillige aus anderen Bundesländern zur Hilfe. Das was möglich ist, wird gemacht.
Auch richtete der Bezirkshauptmann einen großen Dank an alle, die tatkräftig unterstützen:
"Ein Dankeschön für die Hilfsbereitschaft. So tragisch das Ganze auch ist, es ist auch schön den Zusammenhalt der Einsatzkräfte und aller Beteiligten zu sehen und zu spüren".
Situation in St. Andrä-Wördern
Die Adolf Schnürl Volksschule in St. Andrä Wördern wird zum Notquartier und die Schule für drei Tage geschlossen. Der Musikschulsaal ist beheizt, es gibt Decken, Matten und das Rote Kreuz stellte auch Schlafbetten zur Verfügung. Mithilfe des örtlichen Taxiunternehmens wurden Menschen dorthin evakuiert.
"Wir haben zwei Sattelschlepper mit Sandsäcken von der Feuerwehr bei der Messe Tulln organisiert. Der Bauhoft, die Feuerwehr und Firmen vor Ort unterstützen, um den Hagenbach zu sichern. In Hadersfeld gibt es massives Problem, Straßen sind gesperrt, es kam zu Abrutschungen und zu massiven Verklausungen der Hagenbachklamm, soetwas haben wir noch nie gehabt. In der Badesiedlung geht das Wasser leicht zurück, aber in der Wiesengasse Altenberg, steht es so hoch wie vor der Regulierung des Kraftwerks",
berichtet Vizebürgermeisterin Ulrike Fischer.
"Die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, den Vereinen und der Gemeinden ist super. Es helfen alle zusammen, es ist ein gutes Miteinander. Wir müssen uns jetzt auf ganz andere Herausforderung einstellen. Wir haben gestern einen Kriesenstab abgehalten mit Feuerwehr, Gemeindevertretern, Ärzten etc. und werden auch heute wieder zusammenkommen. Vor allem die Feuerwehren Altenberg und Wördern sind sehr gefordert".
Zudem hat die Gemeinde die Feuerwehren mit Frühstück versorgt.

- Die Gemeinde versorgt die FF mit Frühstück.
- Foto: MG St. Andrä-Wördern
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"Ich bin zuversichtlich, dass sich die Lage jetzt mal entspannt. Wir werden daraus lernen, und in Zukunft neue Maßnahmen setzen. Es hat sich leider gezeigt, wie enorm wichtig es ist, dass wir in unserer Gemeinde Hochwasserschutz haben"
Bitte bleiben Sie zu Hause
Das PBZ Tullnerfeld sowie das Universitätsklinikum Tulln haben bereits Aussendungen rausgegeben:
Aufgrund der Hochwassersituation und den damit verbundenen Personalausfällen können wir das PVZ Tullnerfeld heute nur im Notbetrieb führen! Geplante Termine für den heutigen Tag können leider nicht stattfinden - wir bitten um Ihr Verständnis.
Bitte melden Sie sich in den nächsten Tagen telefonisch wegen eines Ersatztermines.
In dringenden Fällen (akute Erkrankung, Schmerzen, Verletzung...) sind wir selbstverständlich für Sie da! Bitte melden Sie sich telefonisch, damit wir Ihnen einen Akut-Termin vergeben können.
"Ich möchte nochmal an alle Menschen appellieren zu Hause zu bleiben, es ist derzeit lebensgefährlich",
Bezirkshauptmann Andreas Riemer.
Hochwassersituation Universitätsklinikum Tulln
Bereits Samstag wurde der Krisenstab des Universitätsklinikum Tulln einberufen und stimmt sich seither engmaschig mit den Abteilungen ab.
Aktuell gibt es hinsichtlich Infrastruktur und Versorgung der Patienten keinerlei Einschränkungen, alle Patienten befinden sich in Sicherheit. Geplante Operationen sowie geplante Ambulanztermine wurden vorsorglich bis Mittwoch abgesagt bzw. verschoben. Die Personalsituation ist aufgrund des großflächigen Hochwassers und der damit verbundenen Straßensperren angespannt, aber weitestgehend sichergestellt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aktuell ihren Dienst im Klinikum versehen und wo es auch die persönliche Situation zulässt, unterstützen dankenswerterweise durch Verlängerung ihrer Dienste.

- Foto: BFKDO Tulln/Stefan Öllerer
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Wir ersuchen, in Hinblick auf die eigene Sicherheit aufgrund der angespannten Situation auf den Straßen und auch, um die Einsatzkräfte nicht unnötig zu fordern, von nicht notwendigen Besuchen in unser Klinikum abzusehen.
Reisewarnung
Die ÖBB hat eine dringende Reisewarnung bis Donnerstagabend 19.09.2024 rausgegeben. Aktuell gibt es rund 40 Streckenunterbrechungen in der Ostregion. Die ÖBB sind bemüht, sofern es Wetterlage und Verfügbarkeit von Bussen und Lenkern zulassen, auf den Hauptverkehrsverbindungen der West- und Südstrecke ein Notfahrprogramm mit Bussen zu organisieren. Fixe Beförderungszeiten können aber leider nicht zusagt werden.
Es kann zu Streckenunterbrechungen kommen:
- St.Andrä-Wördern - Tulln a.d.Donau (Franz-Josefs-Bahn) bis vsl. 19.09., 23:59 Uhr (Hochwasser)
- Kritzendorf-St. Andrä-Wördern (Franz-Josefs-Bahn) bis vsl. 19.09., 23:59 Uhr (Oberleitungsstörung)
Presseaussendungen der Feuerwehr übers Wochenende
Update am 15.09.2024 um 19:00 Uhr
Die Hochwassersituation hat sich im Laufe des Sonntags in den frühen Morgenstunden dramatisch zugespitzt. Hotspots sind Sieghartskirchen, Atzenbrugg und Rust im Tullnerfeld.
Die Große und die Kleine Tulln sowie die Perschling stiegen rasch an. Die Kleine Tulln trat in den frühen Morgenstunden über die Ufer und überflutete Sieghartskirchen.

- Foto: BFKDO Tulln/Stefan Öllerer
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In weiterer Folge trat die Perschling über die Ufer und überflutete Atzenbrugg. Auch die Große Tulln trat über die Ufer, und Dietersdorf steht nun unter Wasser. Der Ortskern von Würmla wurde ebenfalls überflutet.
Am Nachmittag brach der Damm der Perschling, wodurch weite Teile der Gemeinde Atzenbrugg überflutet wurden. Auch in der Gemeinde Michelhausen überflutete die Perschling Häuser. Orte wie Rust, Atzenbrugg und Moosbierbaum stehen unter Wasser.
Menschenrettungen
Die Feuerwehren sind in den überfluteten Orten mit der Rettung von eingeschlossenen Personen beschäftigt. Mit Zillen oder in Baggerschaufeln wurden die Eingeschlossenen gerettet. In Rust musste ein Bundesheerhubschrauber aus Langenlebarn Menschenrettungen durchführen. Auch ein Hägglund (Spezialfahrzeug mit Kettenantrieb) kam zum Einsatz.
Auch in anderen Gemeinden gibt es Überflutungen. Tatsächlich ist der gesamte Bezirk Tulln betroffen. Die Feuerwehren sind bemüht, zunächst alle Menschenrettungen abzuschließen. Dort, wo die Pegel nicht mehr steigen, beginnen die Auspumparbeiten.
Drei Katastrophenhilfsdienstzüge (KHD) aus Neunkirchen und Baden sind derzeit im Einsatz und unterstützen die örtlichen Kräfte. Am frühen Abend trafen die ersten Bundesheersoldaten aus der Kaserne Mautern in Rust ein.

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In Rust werden am Abend weiterhin Menschen, die sich noch in ihren Häusern befinden, von einem Hubschrauber der Polizei gerettet.
UPDATE: 15.09.2024, 04:00 Uhr: Dramatische Zuspitzung der Hochwasserlage
In den Nachtstunden hat sich die Lage im Bezirk Tulln dramatisch zugespitzt. Die Flüsse Perschling und Große Tulln drohen, über die Ufer zu treten.
Zwischen 02:10 und 02:40 Uhr wurden in den Gemeinden Sieghartskirchen, Atzenbrugg, Tulbing und St. Andrä-Wördern wurden Zivilschutzwarnungen ausgesprochen. Die Kleine Tulln ist in Sieghartskirchen bereits über die Ufer getreten, und die betroffenen Gebäude im Ortszentrum werden von der Feuerwehr mit Zillen evakuiert. Einige Ortsteile sind bereits überflutet.
Derzeit sind die Gemeinden Atzenbrugg, Sieghartskirchen, Tulbing und St. Andrä-Wördern betroffen. Seit 03:50 Uhr wurde der gesamte Bezirk Tulln laut der Bezirkshauptmannschaft (BH) Tulln zum Katastrophengebiet erklärt.
Hochwasser- und Sturmwettersituation - Stand Samstag, 14. September 2024 23:00 Uhr:
Große und Kleine Tulln sowie die Perschling haben die Hochwasseralarmmarke erreicht.
Im gesamten Bezirk Tulln waren die Feuerwehren den ganzen Tag im Einsatz. Es galt, Vorbereitungen zu treffen, um den drohenden Hochwasserprognosen entgegenzuwirken. Sandsäcke wurden gefüllt und an neuralgischen Punkten bereits platziert. Der Hochwasserschutz wurde hochgefahren.
Neben diesen Arbeiten mussten Dächer abgedichtet, Keller und Schächte ausgepumpt sowie viele umgestürzte Bäume und herabgefallene Äste von Verkehrsflächen entfernt werden, da sie diese blockierten. Es gibt keine Gemeinde im ganzen Bezirk, die nicht betroffen ist.
Am späten Abend (gegen 21:30 Uhr) spitzte sich die Lage weiter zu. Bei der Perschling, der Großen Tulln und der Kleinen Tulln wurde von der Bezirkshauptmannschaft Tulln Hochwasseralarm ausgelöst. Am Tullner Messegelände wurden Feuerwehren zusammengezogen, um 10.000 Sandsäcke zu füllen.
Am Samstag, Stand 23:00 Uhr, waren im ganzen Bezirk Tulln 180 Einsätze im Gange, bei denen 1.500 Frauen und Männer im Einsatz waren. Die Feuerwehren sind weiterhin an vielen Einsatzorten tätig.
BFKDO Tulln zur Hochwasser- und Sturmwettersituation - Stand Samstag Abend
Im gesamten Bezirk Tulln waren die Feuerwehren den ganzen Tag im Einsatz. Es galt, Vorbereitungen zu treffen, um den drohenden Hochwasserprognosen entgegenzuwirken. Sandsäcke wurden gefüllt und an neuralgischen Punkten bereits platziert. Der Hochwasserschutz wurde hochgefahren.
Neben diesen Arbeiten mussten viele umgestürzte Bäume und herabgefallene Äste von Verkehrsflächen entfernt werden, da sie diese blockierten. Es gibt keine Gemeinde im ganzen Bezirk, die nicht betroffen ist. Doch im Tullnerfeld ist die Lage unter Kontrolle.
Die Pegel steigen weiter an, und Regen ist bis Montag vorhergesagt. Der Höhepunkt, so die aktuelle Prognose, wird zwischen Sonntagabend und Montagmorgen erwartet. Die Feuerwehr und das Rote Kreuz sind jedenfalls bereit.
Am Samstag waren im ganzen Bezirk Tulln, Stand 20:00 Uhr: 140 Einsätze wo 1.100 Frauen und Männern.
Bezirksfeuerwehrkommandant Christian Burkhart:
„Das Bezirksfeuerwehrkommando Tulln steht mit dem NÖ Landesführungsstab und mit der Bezirkshauptmannschaft in ständiger Verbindung. Wenn sich eine Lageänderung ergibt kann die Feuerwehr sofort reagieren“.
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