Freiwillige gesucht
20 Jahre Krisenintervention in Villach und Kärnten

- 16 Villacherinnen und Villacher bilden das Kriseninterventionsteam des zweitgrößten Bezirks unseres Bundeslandes.
- Foto: Rotes Kreuz
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16 Villacherinnen und Villacher sind Teil des Kriseninterventionsteams. Der Tod begleitet sie täglich. Auch in unserem Bezirk werden weitere Ehrenamtliche für diese wichtige Tätigkeit gesucht.
VILLACH, VILLACH LAND, KÄRNTEN. Seit 20 Jahren gibt es den Kriseninterventionsdienst in unserem Bundesland. Im August 2004 wurde die Krisenintervention vom Land Kärnten übernommen und wird seitdem vom Roten Kreuz durchgeführt. Sukzessive wurden die einzelnen Bezirke des Landes eingebunden und heute ist dieser Dienst aus der Rotkreuz-Arbeit nicht mehr wegzudenken. 147 Mitarbeiter sind auf die acht Bezirke aufgeteilt. 16 von ihnen arbeiten in Villach, dem nach Klagenfurt zweitgrößten Bezirk.

- Christina Summerer, Elmar Dobernig, Georg Wurzer und Brigitte Pekastnig (von links) anlässlich der Feierlichkeiten zu 20 Jahre Krisenintervention in Kärnten.
- Foto: Dietmar Wajand
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"Weg aus der Krise"
"Unsere Aufgabe ist die Akutbetreuung von Menschen, die sich in Krisen befinden. Bei plötzlichen Todesfällen, Verkehrsunfällen und Suiziden kümmern wir uns um die Hinterbliebenen, verbringen gemeinsam mit der Polizei die Todesnachrichten und sind für die Menschen da", verrät Georg Wurzer, der seit über 20 Jahren beim Roten Kreuz arbeitet, seit 14 Jahren die organisatorische Leitung für Kärnten über hat und aktuell als interimistischer Leiter für Villach tätig ist: "Auch wenn ein Haus abbrennt, es Sturm oder Murenabgänge gegeben hat, sind wir für die Betroffenen im Einsatz. Bei der Unwetterkatastrophe zwischen Treffen und Arriach 2022 war unser Einsatz ebenso gefragt wie zuvor bei den Murenabgängen in Afritz. In Villach gibt es viele plötzliche Todesfälle und Einzelschicksale, die zu bewältigen sind. Das ist unser Spezialgebiet."
"Katastrophen im Stillen"
Für die fachliche Leitung im Bezirk Villach ist Psychotherapeut Elmar Dobernig zuständig, der sich auch um die Supervision, die individuelle Nachbearbeitung der Fälle innerhalb des Teams kümmert. "Während Unwetterkatastrophen allgegenwärtig sind, finden persönliche Katastrophen im Stillen statt. Unsere Zweierteams machen keine Psychotherapie, aber Begleitungen in besonders schlimmen und außerordentlich belastenden Situationen, die Menschen überfordern", geht Dobernig ins Detail: "Wenn Menschen alleine sind, ist die Verarbeitung noch viel schwieriger. Vom Organisieren der Bestattung bis hin zur Klärung des Unfallhergangs – wir kommen an alle Informationen und geben diese schnellstmöglich weiter, weil Informationen Sicherheit geben. Akutintervention ist dafür da, dass diese Menschen wieder handlungsfähig werden!"

- Nach den Unwettern im Gegendtal war schnelle Hilfe gefragt. Das Kriseninterventionsteam vom Roten Kreuz war zur Stelle.
- Foto: Rotes Kreuz
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"Soziale Arbeit statt Job"
Jemandem mitzuteilen, dass ein geliebter Mensch verstorben ist, ist eine psychisch fordernde Aufgabe. Wurzer: "Fast alle unsere Einsätze haben mit dem Tod zu tun. Da muss man schon viel Empathie und eine starke Psyche mitbringen. Unsere Aufgabe ist es, in den ersten Stunden für die Hinterbliebenen da zu sein, wenn ihnen gerade erst der Boden unter den Füßen weggezogen wurde." Dobernig: "Deshalb verstehe ich unsere Tätigkeit nicht als Job, sondern als soziale Arbeit für die Menschen!"
"Freiwillige gesucht"
Die Kriseninterventionsteams sind 365 Tage im Jahr (heuer 366 Tage, Anm.), 24 Stunden am Tag für die Menschen im Einsatz – und das freiwillig und ehrenamtlich. "Auch Krankenschwestern, Pädagogen, Psychologen und Einsatzkräfte sind Teil unseres engagierten Teams. Wir sind immer auf der Suche nach Menschen mit einem sozialen Hintergrund, die dieses wichtige Ehrenamt ausüben möchten. Im Dezember startet der nächste Ausbildungskurs", betont Wurzer. Dieser Kurs besteht aus 72 Stunden Theorie, 24 Stunden Praxis und ist für Personen ab 25 Jahren geeignet. "Es ist eine schöne Aufgabe, Menschen beizustehen, die gerade alles verloren haben. Wir freuen uns über jeden und jede, der oder die mithelfen möchte!", ergänzt Dobernig.



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