Villachs Frauenreferentin zum Internationalen Frauentag
"Armut ist noch immer weiblich"

Gerda Sandriesser setzt sich für Frauenthemen ein. | Foto: Stadt Villach/Karin Wernig
  • Gerda Sandriesser setzt sich für Frauenthemen ein.
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Als Frauenreferentin kümmert sich Villachs Vize-Bürgermeisterin Gerda Sandriesser um Frauenthemen. Welche diese sind, erzählt sie im WOCHE Gespräch.

WOCHE: Was macht das Frauenreferat? 
Sandriesser: Das Frauenreferat der Stadt Villach ist für die Förderung und Stärkung von Frauen zuständig. Dies erfolgt über Aufklärung und Information, z.B. im Rahmen der Bildungsangebote „Frauenakademie“ und „Frauenwerkstadt“. Oder auch über die Abwicklung von Projekten, die langfristig patriarchalen Strukturen aufbrechen sollen.

Wie "emanzipiert" ist ein solches Referat? Es gibt schließlich kein Männerreferat?
Nein das gibt es nicht, ich bin aber die Letzte, die sich da dagegenstellen würde. Solange es jedoch noch immer eine Lohnschere gibt und (Alters-)armut vorwiegend weiblich ist, wird meine oberste Priorität die Frauenpolitik sein.

Apropos Bildung: Heutzutage würde man meinen, stehen Mädchen und Burschen die Türen gleichermaßen offen?
Nach wie vor wird vieles von zu Hause gelenkt. Mädchen und Burschen lernen durch die Nachahmung ihrer Eltern. Und wenn sie hier auf eine klassische Rollenverteilung treffen und etwa kein weibliches Rolemodel in einem technischen Beruf haben, werden sie diesen wohl kaum ergreifen. Um dem entgegen zu wirken, gibt es zum Glück großartige Projekte wie „Frauen in die Technik“, um auch den Mädchen die Digitalisierung nahe zu bringen und eventuell bereits vorhandene Stärken nach vorne zu kehren.

Mit welchen Diskriminierungsvorwürfen wenden sich Frauen an Sie?
Dass sie für die gleiche Arbeit weniger verdienen etwa. Man kann sagen, das letzte Drittel im Jahr arbeiten Frauen im Vergleich zu den Männern umsonst.

Was wird Frauen in der Situation angeraten?
Wir machen natürlich mobil dagegen und raten Frauen auch an, sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft zu wenden. Obwohl wir mit Unternehmen eng im Kontakt stehen, werden wir die Lohnschere nicht in Villach schließen können. Diese Diskriminierung ist gesamtgesellschaftlich vorhanden und hier würde es Reglementarien auf Bundesebene benötigen.

Wie sieht es mit dem Förderungstopf des Frauenreferates aus, was wird gefördert?
Wir fördern Institutionen, die intensive Frauenarbeit machen, und Expertinnen wie Frauenberatung (25.000 Euro p.a.), das Frauenhaus (20.000 Euro p.a.). Die zwei haben zum Beispiel einen Drei-Jahresvertrag mit der Stadt, das heißt, dass sie das Geld für drei Jahre zugesprochen kommen.
Wir haben das Frauengesundheitszentrum. Wir helfen Sexdienstleisterinnen (Anm.: derzeit gibt es 60 gemeldete in Villach). Wenn jemand aussteigen möchte, sind wir auch die erste Anlaufstelle. Am Villacher Kirchtag haben wir zum Beispiel die Anlaufstelle für sexualisierte Gewalt ins Leben gerufen.

Ist das ein großes Thema am Kirchtag?
Seit wir die Anlaufstelle eingeführt haben - das sind jetzt drei Jahre - hat es keine einzige Frau in Anspruch genommen. Aber ich denke, es ist wichtig, das Angebot zu haben.

Sie sind als Frau in einem höheren politischen Amt tätig. Haben Sie sich jemals diskriminiert behandelt gefühlt?
Wenn ich ehrlich bin, nein. Es hat bis heute in meiner politischen Arbeit mit meinen politischen Mitstreitern immer einen respektvollen Umgang miteinander gegeben.

Wie wichtig ist Ihnen das Thema "Gendern"?
Es ist mir ein persönliches Anliegen, es geht um die Gleichstellung von Mann und Frau auch in der Sprache. Das „I“ hat für mich eine Signalwirkung. Ich schmunzle zum Beispiel immer, wenn ich einen Politiker in einer Ansprache - unabsichtlich freilich - sagen höre, liebe Villacher und Villacher. Und hier denke ich mir, der Ansatz passt zwar, aber es gibt noch viel zu tun.

Frauen in Villach

Seit 1993 gibt es das Frauenreferat
Seit 2017 gibt es dreijährige Förderverträge mit dem Verein Frauenhaus Villach und dem Verein Frauenberatung Villach
2018 wurde die erste Frauenmesse abgehalten
Im Frauenhaus fanden bereits 644 Frauen Zuflucht. Vergangenes Jahr waren es 34 Frauen und 22 Kinder
Mehr als ein Drittel der zirka 450 Innenstadt-Betriebe werden von Unternehmerinnen geführt

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