2021 Wechsel nach Söding-St. Johann
Der Kernraum verliert seinen Urologen

Neben dem neuen Gemeindeamt wird ein Gebäude mit einigen Ordinationen in Söding-St. Johann errichtet. | Foto: KK
  • Neben dem neuen Gemeindeamt wird ein Gebäude mit einigen Ordinationen in Söding-St. Johann errichtet.
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Urologe Dr. Thomas Chromecki wird ins neue Ärztezentrum Söding-St. Johann übersiedeln, sobald es im nächsten Jahr fertig wird.
VOITSBERG. Jahrzehntelang ordinierte Dr. Werner Hechtl als Urologe und hatte die Kassenstelle für den Bezirk Voitsberg inne. Da der profilierte Arzt nun aber in Pension geht, bewarb sich Dr. Thomas Chromecki, der auch in Fürstenfeld als Urologe ordiniert, um diese Kassenstelle bei der Steirischen Ärztekammer und bekam sie auch. Während er derzeit seine Ordination noch in der Grazer Vorstadt in Voitsberg hat, wird sich das im nächsten Jahr ändern, sobald das neue barrierefreie Gebäude neben dem - ebenfalls neuen - Gemeindeamt in Söding-St. Johann direkt an der B70 beziehbar ist. Und dieser Umstand bringt den Voitsberger Bgm. Bernd Osprian und seinen Stadtamtsdirektor Gernot Thürschweller auf die Palme.

Fast 30.000 Einwohner

"Die Stelle des Urologen ist für Voitsberg ausgeschrieben, immerhin beherbergt unser Kernraum beinahe 30.000 Einwohner", ärgert sich Osprian. "Wenn Dr. Chromecki nach Söding-St. Johann wechselt, bedeutet das nicht nur viel längere Wege für einen Großteil der weststeirischen Bevölkerung, sondern auch mindestens 500 Mehrfahrten des Roten Kreuz im Jahr, denn besonders Pflegebedürftige sind sehr oft auf Besuche beim Urologen angewiesen", ergänzt Stadtamtsdirektor Thürschweller. "Entgegen aller Lippenbekenntnisse verliert der Kernraum seinen Urologen."
Warum ist das so? Da scheiden sich die Geister. Während Osprian und Thürschweller versichern, dass sie Dr. Chromecki mehrere Standorte gezeigt hätten, darunter auch das Zentrum am Hubert-Kravcar-Platz und sogar einen in Rosental, begründen Chromecki und die Steirische Ärztekammer den Wechsel damit, dass es einerseits nicht genügend Parkplätze - man spricht von mindestens 15 - gegeben hätte und andererseits alle angebotenen Destinationen nicht barrierefrei gewesen wären.

Mehrere Möglichkeiten

"Am Hubert-Kravcar-Platz, im City-EKZ, gibt es genug öffentliche Parkplätze, es wären aber locker 15 Parkplätze in der Tiefgarage möglich gewesen", sagt Osprian. "Um diese Stelle haben sich auch andere Ärzte beworben. Früher wäre die Stelle neu ausgeschrieben worden, wenn sich ein Arzt gegen einen Standort entschieden hätte", meint der Bürgermeister. "Wir haben derzeit 23 Ordinationen in Voitsberg und kein Arzt und keine Ärztin beschweren sich, dass die Standorte nicht passen würden", wundert sich Thürschweller. "Wir haben Dr. Chromecki sogar die derzeitige Bücherei angeboten, die barrierefrei ist. Da bekamen wir zur Antwort, dass es hier schon zwei Mal eine Überschwemmung gegeben hätte."
Vor Monaten schrieb Bgm. Osprian einen Beschwerdebrief an die Steirische Ärztekammer, bis jetzt hat er keine Antwort erhalten. "Wir befürchten, dass dieses Beispiel Schule macht", so Osprian. "Wenn einem Arzt ein bestehender Standort nicht gefällt, siedelt er eben in eine ganz andere Ecke des Bezirks. Dann sind die Kassenstellen beispielsweise im Ärztezentrum Gaich am Hauptplatz mittelfristig auch nicht mehr sicher."

Kein Problem für Ärztekammer 

Christoph Schweighofer von der Kurie Niedergelassener Ärzte der Steirischen Ärztekammer sieht im Wechsel nach Söding-St. Johann kein Problem: "Für die Patienten im Bezirk Voitsberg ist es vor allem erfreulich, dass die urologische Facharztstelle ohne Zeitverlust nachbesetzt werden konnte. Am wichtigsten für die Patienten ist, dass die Ordination in Zukunft gut erreichbar ist, und die Barrierefreiheit. Das kann offenbar nur durch eine Verlegung der Urologie-Stelle in eine benachbarte Gemeinde garantiert werden. Wir wissen, dass Arzt Dr. Chromecki sich über viele Monate bemüht hat, einen barrierefreien Ordinationsstandort in der Bezirkshauptstadt Voitsberg zu finden. Leider war das nicht möglich. Rund 15 Kilometer weiter, in Söding-St. Johann, scheint das aber nun gelungen zu sein. Im Sinne der Patienten begrüßen wir die Verlegung deswegen auch."

Rotes Kreuz hat Bedenken

"Das stimmt so nicht", kontert Osprian. "Die angebotenen Standorte im City-EKZ sowie in der Bücherei sind beide barrierefrei." Außerdem ging es bei unserer Korrespondenz mit Dr. Chromecki ausschließlich um die Parkplätze, die Barrierefreiheit war im City-EKZ nie ein Thema. Ich finde die Vorgehensweise der Beteiligten skandalös."
Unterstützung bekommt Osprian auch vom Roten Kreuz, wo Bezirksstellenleiter Ernst Meixner, Bezirksgeschäftsführer Aldo Striccher und Bezirksrettungskommandant Daniel Putz folgendes aussagten: "Der Verbleib eines Urologen im Stadtgebiet Voitsberg ist für uns als Rotes Kreuz von großer Bedeutung, weil eine Absiedelung an einen anderen Standort das Rote Kreuz Voitsberg-Köflach nach der Krankenhausreform vor eine weitere große Herausforderung stellen würde. Alleine im Jahr 2019 transportierten wir Patienten von Dr. Hechtl 485 Mal zur urologischen Untersuchung in seine Ordination nach Voitsberg. Aufgrund des Standortes im Kernraum ist es für den Rettungsdienst stets möglich gewesen, ohne massiv Rettungsmittel auszureizen, Dr. Hechtl bzw. Dr. Chromecki anzufahren, weil hier recht flexibel agiert werden kann.  Zugegeben ist der Zugang in die Ordination von Dr. Chromecki nicht vollständig barrierefrei, allerdings wurde mit der Installation eines Rollstuhlliftes Abhilfe geschaffen, was auch unseren Mitarbeiter zugute kommt.
Viele Patienten von Dr. Hechtl/Dr Chromecki kommen aus den Pflegeheimen unseres Bezirkes. Aufgrund der Nähe der Ordination können viele Heimbewohner in den Ordinationszeiten behandelt werden (z.B. ein Katheterwechsel). Sollte ein Urologe nicht mehr in Voitsberg ansässig sein, wird natürlich die nächst gelegene urologische Ordination angefahren. Sollte diese Ordination möglicherweise im Süden des Bezirkes sein, bedeutet das aber, dass die Einsatzdauer massiv steigen würde. Daher sind die Rettungsmittel länger gebunden und würden somit nicht mehr schnell für Notfälle bereitstehen.
Aufgrund des ständig steigenden Einsatzaufkommens und der Verlagerung von Spitalsambulanzen hätte das zur Folge, dass wir dementsprechend reagieren und unseren Fuhrpark weiter aufstocken müssten. Nachdem wir aktuell mit unseren Abstellplätzen voll ausgelastet sind, wird das nicht möglich sein. Das würde folglich dazu führen, dass nicht mehr garantiert werden kann, Patienten, die zu Dr. Chromecki müssen, rechtzeitig dorthin zu bringen.

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