16 Tage gegen Gewalt an Frauen
"Die Zahlen sind so hoch wie nie"

16 Tage gegen Gewalt an Frauen - die Aktion läuft noch bis zum 10. Dezember. | Foto: canva.com
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Die Zahl der Betretungs-und Annäherungsverbote im Bezirk Voitsberg ist von 2019 bis 2020 um 100 Prozent gestiegen. Heuer wird dieser traurige Rekord noch einmal getoppt.

VOITSBERG. Die Zahlen sind alarmierend. Laut einer Statistik der österreichischen Gewaltschutzzentren stieg die Zahl der Betretungs- und Annäherungsverbote von 2019 - der Bezirk Voitsberg verzeichnete damals 26 - um 100 Prozent auf 52 im Jahr 2020. Und bis Mitte November dieses Jahres sind die 60 Fälle der bis jetzt höchste je dokumentierte Wert, wie Bezirkspolizeikommandant Walter Andrä berichtet.

"Corona darf keine Ausrede sein, die Situation ist nicht mit dem Lockdown zu vereinbaren" (Bezirkspolizeikommandant Walter Andrä)

Andrä beobachtet, dass beabsichtigte Trennungen von Frauen im Vorfeld meistens für eine Wegweisung verantwortlich sind.

Corona als "Herd"

Die Edelschrotter Bundesrätin und SPÖ Frauenvorsitzende der Steiermark Elisabeth Grossmann sieht die Corona-Krise zum Teil als Treiber für diese Zahlen im Bezirk. "Man muss aber auch festhalten, dass sich die Zählweise in der Statistik verändert hat, daher sind diese 100 Prozent nicht haltbar." Fakt ist, dass die Zahlen steigen. "Die aufgeheizte Stimmung im privaten Bereich trägt sicher zur Steigerung bei. Oft stauen sich Emotionen über längere Zeit auf und dann eskaliert die Gewalt gegen Frauen."

Gewalt gegen Frauen: Ist das Angebot für Betroffene im Bezirk ausreichend?

Grossmann ist aber überzeugt, dass sich die Frauen inzwischen viel schneller Hilfe holen. "Die Aktion mit den Spar-Kassabons, wo Anlaufstellen abgedruckt sind, die Plakataktionen, die neueste Kampagne 16 Tage und Aktionstage, nicht nur bei uns im Bezirk, helfen mit, die Sensibilisierung für dieses Thema zu steigen. Das ist auch dringend notwendig, denn in Österreich gab es heuer schon 29 gewaltsame weibliche Todesfälle."

Grossmann plädiert für noch mehr Mittel für den Opferschutz und die Prävention. "Unsere Gesetze sind da schon sehr fortschrittlich. Die Sensibilität bei der Polizei und den Gerichtsbediensteten ist extrem gestiegen. Vor 15 Jahren fühlten sich Frauen, die unter Gewalt litten, noch viel mehr als Schuldige, das hat sich stark verbessert."

Aktionen von "akzente"

Der Verein "akzente", die Nachfolgeorganisation der Frauenplattform im Bezirk Voitsberg, setzt beim Thema Gewalt an Frauen in den Bezirken Voitsberg und Deutschlandsberg sehr stark auf Prävention und Sensibilisierung. So wurden zahlreiche Webinare im Herbst abgehalten.

Themen:'

  • Melde- und Anzeigepflicht der Gesundheitsberufe
  • Umgang mit Gewalt in der häuslichen Pflege
  • Digitale Zivilcourage
  • Schutz vor sexualisierter Gewalt in Einrichtungen
  • Vorstellung von Materialien zur Gewaltprävention (Für PädagogInnen und MitarbeiterInnen von Jugendeinrichtungen)

Für bestimmte Zielgruppen wurden Postkarten mit den Anlaufstellen im Fall der Fälle gestaltet und im Rahmen der 16 Tage war eine große Plakataktion in Kooperation mit den Wirtschaftskammern Voitsberg und Deutschlandsberg sowie den Gemeinden geplant. "Durch den Lockdown macht so eine Aktion wenig Sinn", sagt Astrid Kniendl, Projektleiterin von "akzente". "Daher werden wir diese Plakatserie im Jänner oder Februar machen, sobald die Rahmenbedingungen es zulassen." 

Auch Kniendl glaubt, dass Corona die Gewalt an Frauen begünstigt. "Der Rückzug ins Private spielt hier eine große Rolle." Die Gewaltopfer kommen aus allen Altersgruppen und Bildungsschichten. In Voitsberg wurde jetzt eine Übergangswohnung für betroffene Frauen eingerichtet, die bereits bezugsfertig ist. "Die Verbesserung dieser Not-Infrastruktur trägt viel dazu bei, dass sich Frauen viel öfter trauen, sich beraten zu lassen", so Kniendl.

Anlaufstellen:

  • Polizei: 133 oder 112
  • Frauenhelpline: 0800 222 255
  • akzente: 03142/93 030
  • Frauenhaus: 0316/429 900
  • Gewaltschutzzentrum: 0316/774 199
  • GAW: 0800/206 119
  • Männerinfo: 0800/400 777


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