"Weiterer Angriff auf den ländlichen Raum"

Das Altstoffsammelzentrum in Kainach ist für Bgm. Viktor Schriebl nicht wegzudenken. | Foto: KK
  • Das Altstoffsammelzentrum in Kainach ist für Bgm. Viktor Schriebl nicht wegzudenken.
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Bei einer Pressekonferenz in Graz sprach LR Johann Seitinger über "Ressourcenproduktivität" im Müllbereich. "Wir müssen mit Müll effizienter umgehen." Daher sollen sich in den kommenden Jahren neue Entwicklungen bei Verpackungen und wiederverwertbaren Baumaterialien durchsetzen. Und: Das Land Steiermark will außerdem die Services für Bürger verbessern, indem Ressourcenparks unterstützt werden. "Diese Parks können zwar weitere Wege bedeuten, dafür bringen sie bessere Öffnungszeiten und praktischere Entsorgungsmöglichkeiten", so Seitinger. "Die Trennmoral hat nachgelassen." Insgesamt gibt es derzeit 425 Altstoffsammelzentren in der Steiermark.

Kritik

Kritik an den Aussagen von LR Seitinger kommt vom Kainacher Bgm. Viktor Schriebl, denn in Kainach funktioniere das Altstoffsammelzentrum laut Schriebl perfekt und die Trennmoral der Bevölkerung sei sehr gut. "Das glaubt doch niemand, dass die Kainacher dann nach Voitsberg oder Köflach fahren, um den Müll im Ressourcenpark zu entsorgen." Das ASZ Kainach wurde 2002 erbaut, 2005 für alle drei damaligen Gemeinden ausgebaut und ist am neuesten Stand. "Wir haben jeden zweiten Samstag von 8 bis 11 Uhr geöffnet, diese Öffnungszeiten sind bereits sehr gut. Warum will man vom Land Kostengünstiges und gut Funktionierendes vernichten und gleichzeitig für Ressourcenparks wieder zusätzliches Steuergeld ausgeben? Die Zentralisierung hat auch eine weitere Ausdünnung des ländlichen Raumes zur Folge, denn mit dem ASZ bieten wir unserer Bevölkerung kurze Wege an", gibt Schriebl zu bedenken. "Außerdem bedienen wir uns bei der Müllentsorgung heimischer Firmen und sichern so Arbeitsplätze, die es dann nicht mehr gibt." Schriebl will das so nicht hinnehmen. "Wir werden uns vehement dagegen wehren." Er wird das Gespräch mit den anderen betroffenen Bürgermeistern suchen und hofft auf Unterstützung des Abfallwirtschaftsverbands.

Alle Bürger sind gleich

Diese dürfte ihm gewiss sein. Denn AWV-Geschäftsführer Adi Kern wurderte sich über die Vorgangsweise von LR Seitinger. "Wir erfuhren den Plan mit den Ressourcenparks leider aus den Medien, mit uns bzw. dem Dachverband der Abfallwirtschaftsverbände wurde das Vorgehen überhaupt nicht akkordiert." Kern glaubt, dass das Verständnis der Bevölkerung in Sachen Müll noch nicht so weit entwickelt ist, dass die Menschen bereit seien, weite Wege zur Müllentsorgung auf sich zu nehmen. "Die Altstoffsammelzentren sind in nächster Nähe, deswegen funktionieren sie auch so gut."
Kern ortet ebenfalls eine Ausdünnung des ländlichen Raumes. "Die Banken und Versicherungen haben gezeigt, dass es für den Bürger nicht billiger wird, wenn das Fiilialnetz ausgedünnt wird. Der Bürger am Land muss gleich viel wert sein wie in der Stadt. Hirscheggern oder Kainachern müssen die gleichen Leistungen in der Abfallwirtschaft geboten werden wie Voitsbergern oder Köflachern. Ich stehe da vollinhaltlich hinter Bgm. Schriebl."

Bezirk als Vorreiter

Kern verweist darauf, dass der Bezirk Voitsberg seit JahrzehntenfFederführend in Sachen Abfallwirtschaft ist. "Wir haben 1995 mit der Komex schon so einen Ressourcenpark errichtet, da waren wir den jetzigen Ideen schon weit voraus." Kern befürchtet, dass die geplanten Ressourcenparks mittelfristig privatisiert werden. "Unsere Aufgabe beim Abfallwirtschaftsverband ist es, die Interessen aller Bürger, egal ob Stadt oder Land, gleich sicherzustellen."
Bgm. Georg Preßler, Obmann des AWV Voitsberg, versichert, dass dieses Thema sowohl im Vorstand als auch in der Vollversammlung behandelt werden wird.

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