Josef Muchitsch
Der Schutz muss für alle gelten

NAbg. Josef Muchitsch: ”Jetzt geht es darum, die Arbeitnehmer bestmöglich zu informieren und gleiche Regelungen für alle zu schaffen." | Foto: TT&K
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NAbg. Josef Muchitsch bedankt sich bei allen, die in der Corona-Krise die System erhalten.

Schwierige Zeiten für alle, wie geht es Ihnen?
Josef Muchitsch: Das sind die schwierigsten Tage für Österreich seit dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg. Aber gemeinsam können wir die Krise schaffen, dazu brauchen wir aber für alle Bereiche Maßnahmen und klare Regeln.

Ein Treffen jagt das andere, fühlen Sie sich sicher dabei?
Muchitsch: Ehrlich gesagt, nicht immer. Aber gerade jetzt brauchen wir Politiker, die sich für einen starken Staat einsetzen. Unsere Bevölkerung braucht einen starken Staat, der einspringt, weil es nicht anders geht. Jetzt darf es für alle nur einen Gegner geben, welchen wir nur gemeinsam bekämpfen können, das Coronavirus.

Die Krise bedeutet für viele Unsicherheit bei Arbeitnehmern, aber auch Klein- und Mittelunternehmen. Was kann man hier tun?
Muchitsch: Informieren und Bewusstsein schaffen. Es ist uns gelungen, dieses bei vielen Arbeitgebern in der Zwischenzeit zu erreichen. Die Folge: Viele Betriebe haben eingelenkt, Verantwortung für ihre Mitarbeiter übernommen und sich für das Corona-Kurzarbeitsmodell entschieden. Und in vielen Firmen werden Maßnahmen zur Einhaltung des Mindestabstands von einem Meter getroffen. Dort, wo das nicht möglich ist, wie auf Großbaustellen, werden Beschäftigte nach Hause geschickt. Knapp 50.000 Bauarbeiter mussten in dieser Woche die Arbeit nicht mehr aufnehmen.

Aber was passiert mit den anderen Arbeitnehmern? Was sagen diese zu ihren Angehörigen, wenn sie zur Arbeit gehen müssen, obwohl die Bundesregierung zum Daheimbleiben aufruft?
Muchitsch: Die Antwort wäre einfach: "Nein, ich muss nicht arbeiten gehen, weil dort wo ich arbeite, nichts gebaut oder produziert wird, was wir zum Leben benötigen. Ich kann bei euch daheim bleiben, weil ich in Kurzarbeit bin." Leider ist so eine klare Antwort nicht für alle Kolleginnen und Kollegen möglich. Sie müssen noch immer, oft in engen Firmenbussen, zur Arbeit fahren. Gezwungen, auf engstem Raum mit den Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit zu verrichten, um dann verunsichert nach Hause zu fahren. Diese Situation ist untragbar!

Warum ist das aber noch immer so?
Muchitsch:Weil unbelehrbare Kunden, Auftraggeber und Bauherrn noch immer darauf bestehen, dass Aufträge fristgerecht fertiggestellt werden müssen. Dabei drohen diese den fürsorgepflichtigen Firmenchefs sogar über Rechtsanwälte mit hohen Pönalen und Schadenersatzansprüchen. Diesen Drohgebärden gehört sofort ein Ende gesetzt! Jetzt muss die Gesundheit vor Profitgier stehen! Im Gegenzug brauchen wir natürlich dort, wo es notwendig ist, unser System aufrecht zu erhalten und wo die Gesundheit gewährleistet werden kann, dringend ganz klare Regelungen und Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten. Am vergangenen Montag fand dazu ein Gipfel der Sozialpartner mit dem zuständigen Gesundheitsminister statt. Unabhängig vom Ergebnis kann Österreich auch bei den Auftraggebern Zusammenhalt beweisen. Mein Appell an alle Auftraggeber, Kunden und Bauherrn "Bitte runter vom Gas". Zwingt uns nicht zu Arbeiten, die unsere Gesundheit gefährden.

Was ist für Sie jetzt die wichtigste Botschaft?
Muchitsch: Jetzt geht es darum, dass unsere Beschäftigten G'sund bleiben – dazu muss alles Notwendige unternommen werden! Je früher die Vernunft unter allen Beteiligten einkehrt, umso schneller werden wir diese Krise auch gemeinsam überstehen und verhindern, dass sich viele weitere Menschen mit dem Virus anstecken. Nach der Krise geht es darum, unser Österreich mit gesunden Kolleginnen und Kollegen "neu aufbauen" zu können.

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