Josef Muchitsch
Fairness ist oberstes Gebot

SPÖ-NAbg. Josef Muchitsch lässt es nicht zu, dass Kosten der Krise auf die Arbeitnehmer und Pensionisten abgewälzt werden. | Foto: Trabi
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Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz, NAbg. Josef Muchitsch. kämpft unermüdlich weiter.

LEIBNITZ. Angst vor den Virusmutationen, aber auch Existenzängste prägen nach wie vor unser Leben. NAbg. Josef Muchitsch ist es als Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft Bau-Holz gelungen, trotz schwieriger Bedingungen vieles für die Beschäftigten noch in Krisenzeiten zu erwirken. Der SPÖ-Sozialsprecher im Interview:

Die Kollektivvertragsabschlüsse in Ihren Branchen haben Aufsehen erregt. Mit 2,1 Prozent mehr Lohn und mehr Freizeittagen liegen sie über den Abschlüssen in anderen Bereichen. Wie ist das gelungen?

MUCHITSCH: Da spielten viele Faktoren mit. In unseren Branchen wurde bis auf wenige Unterbrechungen durchgearbeitet. Das ging nur, weil es eigene Sicherheitsbestimmungen von uns als Bau-Sozialpartner gab. Kurzarbeit war nur kurz im ersten Lockdown nötig. Die Auftragsbücher sind in den meisten Branchen voll. Unsere Beschäftigten haben viel geleistet. Das hat die Arbeitgeberseite anerkannt.

Die Gewerkschaft hat trotz Corona-Krise vieles für die Beschäftigten erreicht. Ist die Gewerkschaft das vielversprochene Licht am Ende des Tunnels.

MUCHITSCH: Die Gewerkschaft ist in der Corona-Krise der Fels in der Brandung und gibt den Beschäftigten Hoffnung. Wir haben eine Kurzarbeits-Vereinbarung geschaffen, welche laufend angepasst wurde. Es gibt Sicherheitsbestimmungen für Baustellen und Betriebe, wodurch ein sicheres Weiterarbeiten trotz Corona möglich war. So haben wir es geschafft, dass tausende Beschäftigte in unseren Branchen nicht arbeitslos wurden. Für die Arbeitnehmer ist die Gewerkschaft das Licht am Ende des Tunnels - wer sonst setzt sich so für sie ein?
Statt Österreich besonnen durch die Krise zu leiten, hat die Bundesregierung leider nur Chaos und Verunsicherung geschaffen und sich in unzähligen Pressekonferenzen selbst inszeniert. Man hat sich gegenseitig Aufträge zugeschanzt und versinkt immer mehr im Korruptionssumpf.

Was muss gemacht werden?

MUCHITSCH: Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Arbeitslosigkeit rasch bekämpfen. Je länger arbeitslos, umso schneller in die Armut. Wie soll denn jemand mit 34 Euro Arbeitslosengeld pro Tag über die Runden kommen, seine Familie ernähren? Und das schon seit vielen Monaten. Auf der einen Seite werden "die Freunderl" von Kurz & Blümel in bestbezahlte Positionen gehievt und die Medien zusätzlich mit 210 Millionen Euro gefüttert. Auf der anderen Seite wird es Arbeitslosen offensichtlich leider missgönnt, wenn sie ein paar Euro mehr in der Tasche haben, um "überleben" zu können. Das ist soziale Kälte!

Was ist zu tun, damit wir gut aus dieser Krise herauskommen?

MUCHITSCH: Von den staatlichen Coronahilfen profitieren hauptsächlich große Unternehmen. Jetzt geht es darum, wer die Krisenkosten zahlen muss. Gerade jetzt brauchen wir starke Gewerkschaften, damit nicht die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der Strecke bleiben. Wenn jetzt davon gesprochen wird, dass es unzumutbar ist, dass Multimillionäre einen großen Beitrag zu den Corona-Milliarden leisten, stelle ich mir schon die Frage, wie zumutbar ist es dann, wenn Menschen mit geringeren Einkommen auch Steuern zahlen und die Teuerung abfangen müssen.

Die B70 spaltet weiterhin die Gemüter. Neue Trasse ja oder nein? Dazu kommt das Thema der Bodenversiegelung. Wie stehen Sie zur neuen B70-Trasse?

MUCHITSCH: Um Abwanderung zu stoppen und Regionen am Leben zu erhalten, sind funktionierende und rasche Verkehrsanbindungen notwendig. Hier stehen die Bezirke ja bereits in einem Wettbewerb untereinander. Die Menschen entscheiden, wo für sie die besten Rahmenbedingungen gegeben sind. Da reicht nicht mehr eine gute Betreuungsinfrastruktur vonJung bis Alt, sondern es geht auch darum, welche Verkehrsinfrastruktur und Angebote man vorfindet. Daher ist eine neue B70-Trasse notwendig. Persönlichen Empfindlichkeiten unter allen Beteiligten ist nur durch Gespräche und durch Vernunft zu entgegnen.

Ein Kernraum, fünf Gemeinden. Leibnitz hat es vorgezeigt, wie Zusammenlegungen gehen. Was raten Sie dem weststeirischen Kernraum, um so eine Entwicklung anzustoßen?

MUCHITSCH: Nach den Fusionierungen 2015 in Leibnitz zeigt sich bereits, dass immer mehr Menschen vor Ort davon profitieren. Die Angebote an Kinderbetreuung und an Schulen konnten ausgebaut werden, die Vereine kooperieren besser und die Menschen haben ein einheitliches und verbessertes Angebot an Dienstleistungen durch die Stadtgemeinde erhalten. Die neuen Chancen bei der örtlichen Entwicklung und der Schaffung von neuem Wohnraum haben einen so starken Boom ausgelöst, dass ein Baustopp für Großprojekte vorerst notwendig war. Es liegt an der Gemeinde, zu entscheiden, wo und wann sich der neue Kernraum in welche Richtung entwickeln soll. Das Problem Abwanderung gibt es nicht.

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