Schneeballeffekt bei Betrieben

AK-Präsident Josef Pesserl besuchte die WOCHE Voitsberg, AK-Stellenleiter Ewald Pfeifer assistierte.
  • AK-Präsident Josef Pesserl besuchte die WOCHE Voitsberg, AK-Stellenleiter Ewald Pfeifer assistierte.
  • hochgeladen von Harald Almer

Der neue steirische Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl zieht durch die Lande. Nicht nur wegen der AK-Wahlen im März, sondern auch, um die Situation in möglichst vielen Betrieben kennenzulernen. Bis März will er rund 70 Betriebe besuchen, am Dienstag kamen einige dazu. Denn da war Pesserl mit dem Voitsberger AK-Leiter Ewald Pfeifer im Bezirk Voitsberg unterwegs und besuchte große Betriebe wie Stölzle Oberglas, SFL, Remus und Technoglas. "Die Stimmung ist durchwegs positiv, auch wenn die Arbeiter die Globalisierung und den Arbeitsdruck schon spüren", erzählt Pesserl im WOCHE-Büro. "Der psychische Druck wird größer, weil durch die hohe Arbeitslosigkeit ein paar hundert Menschen auf jeden Job warten."
Die Gesundheit ist dem ehemaligen StGKK-Obmann Pesserl ein großes Anliegen. Dementsprechend macht er sich für die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) stark. "Im Jahr 2005 richtete ich als GKK-Obmann einen Expertenstab für die BGF ein. Damals machten sieben Betriebe mit, acht Jahre später waren es schon 110, was zwischen 60.000 und 70.000 Arbeitnehmern zugute kommt."
Pesserl ortet einen Schneeballeffekt bei den Unternehmern, denn alle waren von der BGF begeistert. "Jeder Euro, der hier investiert wird, kommt zwei- bis siebenfach retour", so der AK-Präsident. "Das Arbeitsklima und die Motivation werden besser, die Zufriedenheit wird größer, damit wird auch die Qualität der Produkte besser. Die BGF kommt nicht nur den Arbeitnehmern, sondern auch den Firmen zugte."
Der Unterschied zwischen dem Job als GKK-Obmann und dem als AK-Präsident? "Beide sind gleich zeitaufwändig, oft bis zu 15 bis 18 Stunden täglich", sagt Pesserl. "Die Thematik als AK-Präsident ist wesentlich breiter gefächert." Als ehemligen Kfz-Mechaniker, Zusteller, Hilfsarbeiter, Schichtbetriebler, Lkw- und Busfahrer und Straßenbahnschaffner kommt Pesserl seine Erfahrung zugute. "Ich habe von der Pike auf alles gelernt, daher weiß ich, wovon die Menschen sprechen."
Pesserl Schwerpunkte sind die Verteilungs- und Steuergerechtigkeit und die Arbeitsmarktsituation. "Wir haben 450.000 Arbeitslose in Österreich, aber es werden 300 Millionen Überstunden im Jahr gemacht, davon wird ein Viertel nicht abgegolten. Da stimmt doch was nicht." Der Politik wirft er vor, dass sie nicht geeignete Rahmenbedingungen schaffen will. "Von den 290.000 Unternehmern in Österreich beschäftigen rund 200.000 keinen Arbeitnehmer über 55 Jahre. Aber die Politik will, dass alle bis 65 arbeiten."
Pesserl glaubt, dass die Entwicklung in die falsche Richtung geht. "Wenn Geld, das man für Spekulationen, einsetzt, lukrativer ist als Arbeit, dann passt etwas nicht. Schnelles Geld gehört so stark besteuert, dass sich Arbeit auszahlt. Zehn Prozent der Haushalte besitzen 900 Milliarden Euro, die Reichensteuer ist nur ein zartes Pflänzchen." Und die durchschnittliche Steuerlast der Mittelschicht beträgt 36,5%, der OECD-Durchschnittl liegt bei 15,5%. "Das schädigt die Kaufkraft und letztendlich auch die Wirtschaft. Außerdem hängen der soziale Friede und die Demokratie davon ab."
Ewald Pfeifer von der AK Voitsberg spürt eine deutliche Zunahme an Anfragen. "Die Menschen kommen wegen Probleme mit dem Entgelt, mit Schwierigkeiten während des Krankenstandes, bei Insolvenzen oder wenn eine Beendigung des Dienstverhältnisses ansteht. "Die Hemmschwelle, zur AK zu gehen, ist immer noch da, vor allem bei den Älteren. Wenn mich wer sieht, hören wir oft als Grund. Dabei werden alle Anfragen anonym behandelt. Die Jüngeren sind da schon selbstbewusster, die ältere Generation ist noch stärker autoritätshörig", so Pfeifer.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

So sollen die Wohneinheiten in der Mohnfeldgasse Bärnbach bei der Fertigstellung im Sommer aussehen.  | Foto: Ofner Immobilien
4

Wohnbauprojekt Mohnfeldgasse
16 neue Wohneinheiten entstehen in Bärnbach

In der Mohnfeldgasse in Bärnbach entstehen 16 Wohneinheiten, die im Sommer 2024 fertiggestellt werden. Erhältlich sind sie Schlüsselfertig ab 265.000 Euro. BÄRNBACH. Ein modernes neues Wohnbauprojekt der Firma Sadiki Bau ziert bald die Mohnfeldgasse in Bärnbach. Insgesamt 16 Wohneinheiten, aufgeteilt auf zwei Doppelhäuser sowie drei Häuser mit je vier Wohnungen, stehen dort zum Kauf oder zur Miete bereit. Mit dem Bau wurde im Jänner 2023 gestartet, die Übergaben starten heuer ab Juni, die...

  • Stmk
  • Voitsberg
  • Justin Schrapf
Anzeige
Bürgermeister Jochen Bocksruker legt sein Hauptaugenmerk auf die Stadt Bärnbach und kandidiert nun auch für den Landtag. | Foto: Die Abbilderei
8

Projekte und Events
Mit voller Kraft für die Wohnstadt Bärnbach

Der Bärnbacher Bürgermeister Jochen Bocksruker kandidiert im Herbst für den Landtag, um die gesamte Region voranzubringen. Seit Hauptaugenmerk bleibt natürlich Bärnbach, wo mehrere Projekte in den Startlöchern stehen wie Kindergartenzubau, Neubau des Rüsthauses und Straßenprojekte. Ihre Kandidatur für die SPÖ bei den Landtagswahlen im Herbst wurde von der BEvölkerung außerordentlich gut aufgenommen. Was haben Sie vor?Jochen Bocksruker: Eines gleich vorweg. Mein Hauptaugenmerk ist und bleibt...

  • Stmk
  • Voitsberg
  • Harald Almer

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.