"Wer Kritik als Jammerei abtut, ist realitätsfremd"
LAbg. Karl Petinger bezeichnete die Wirtschaftskammer als "Jammerhaufen". WKO-Vizepräsident Andreas Herz zeichnet ein düsteres Bild vom Bezirk.
In Voitsberg gärt es. Die Wirtschaft im Bezirk gerät zusehends unter Druck und kritisierte zuletzt nicht nur die Verlängerung der Baustelle an der zentralen WEZ-Brücke bis kurz vor Weihnachten um fünf Wochen und die geplante dreijährige Bauzeit bei der Sanierung des Voitsberger Tunnels. Die Unternehmer stößt auch sauer auf, dass der geplante Ausbau der B70 erst in zehn Jahren starten soll.
"Dies verstärkt den Eindruck, dass man im Steirischen Zentralraum, den Voitsberg mit Graz und Graz-Umgebung eigentlich bilden sollen, lediglich ein Anhängsel des urbanen Gebiets ist", sagt WKO-Wizepräsident Andreas Herz aus Söding-St. Johann. "Die letzten Jahre haben deutlich gezeigt, dass die Landeshauptstadt mit ihrem Speckgürtel und der Bezirk Voitsberg nicht zusammenpassen."
Kennzahlen im Minus
LAbg, Karl Petinger hatte zuletzt bei einer Pressekonferenz im Voitsberger Rathaus die Wirtschaftskammer als "Jammerhaufen" bezeichnet, die als krankjammert und die positiven Signale ignorieren würde. Das sieht Herz überhaupt nicht so: "Sämtliche Kennzahlen in der Entwicklung der letzten Jahre zeigen eine deutliche Abwärtsbewegung im Bezirk Voitsberg. Laut dem Wirtschaftspolitischen Berichts- und Informationssystems des Landes Steiermark hat der Bezirk seit 2010 deutlich weniger Arbeitgeberbebtriebe (-45) und hinkt im Tourismus hinterher. Die Gründungen stagnieren und besonders dramatisch ist die Situation bei den Lehrlingen: Seit 2010 gibt es um 158 Lehrlinge weniger, ein Minus von 34%."
Dazu sei die Bevölkerungsbilanz negativ, bis 2030 werde der Bezirk knapp 2.000 Einwohner verlieren und weitere 1.000 bis 2040. "Wir sehen uns also einer Situation gegenüber, die objektiv betrachtet ein existenzielles Problem für den Bezirk darstellt", so Herz. "Petinger als Maria Lankowitzer sollte eigentlich wissen, wie es den Leuten im Bezirk geht. Wenn er dann aber jene als Jammerhaufen bezeichnet, die die Situation aufgrund der Faktenlage kritisieren, dann fällt das in die Kategorie Realitätsverweigerung."
Die Wirtschaft fordere, laut Herz, schon seit Jahren eine Zusammenlegung der Kernraumgemeinden zu einer Weststeirer-City. "Damit könnten man effizient planen und entwickeln. Die Mehrheit der Bevölkerung ist dafür, doch es scheitert alles am Kirchturmdenken in der Region."
Die Antwort von Bgm. Ernst Meixner: "Die Idee der Weststeirer-City stammt übrigens von Peter Kalcher und mir. Für die Entwicklung unserer Stadt und der Region brauchen wir Herz, aber nicht unbedingt einen Herrn Herz!"
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