Aggressive Patienten
Notfallmedizinisches Personal lernt Selbstschutz
Menschen helfen und versorgen ist der Auftrag für Sanitätern, Ärzten und Pflegepersonal. Die Patienten benötigen Hilfe und das notfallmedizinische Personal kann diese bieten. Doch was, wenn sich das doch einmal dreht?
BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. In den vergangenen fünf Monaten wurden laut Landesgesundheitsagentur (LGA) im Landesklinikum Waidhofen insgesamt 56 Vorfälle gemeldet. Die überwiegende Mehrheit dieser Vorfälle, nämlich 40, ereignete sich auf der Psychiatrie des Klinikums.
Die Art der Aggression variierte, wobei verbale Aggressionen am häufigsten waren, gefolgt von Aggressionen mit Körpereinsatz. Aggressionen mit Gegenständen traten vergleichsweise seltener auf.
„Sowohl im Medizinstudium, wie auch in der Sanitäter-Ausbildung oder sämtlichen anderen Ausbildungen medizinischer Berufe kommt das Thema des Selbstschutzes oft viel zu kurz bzw. teilweise gar nicht vor. Man lernt zwar, dass es am besten ist, gar nicht in Gefahrensituationen zu kommen, und dies auch oberste Priorität hat - jedoch lernt man nicht, wie man reagieren sollte, wenn es doch einmal soweit kommt. Und jeder, der in diesem Bereich tätig ist, weiß, dass alles passieren kann," berichtet Sven-Erik Gratzl vom Verein FIN, die kürzlich einen Selbstverteidigungskurs organisiert haben.
"Um uns zu sensibilisieren und uns Grundkenntnisse zum Thema Selbstschutz anzueignen, haben wir uns dazu entschieden, in Zusammenarbeit mit Lightning-Self-Protection einen Übungsnachmittag zu veranstalten," so Gratzl.
Mitarbeiter laufend geschult
Im Landesklinikum Waidhofen, aber auch überregional durch die LGA werden laufend Schulungen und Fortbildungen. Zusätzlich gibt es zwei Mitarbeiter, die Deeskalationsschulungen für die Mitarbeiter anbieten und durchführen. Ähnlich die Situation beim Roten Kreuz. "Bis dato waren die Rettungssanitäter im Bezirk Waidhofen von Aggressionen dieser Art glücklicherweise verschont. Trotzdem gibt es landesweit organisierte Schulungsprogramme des Roten Kreuzes und regelmäßig Angebote für Interessierte, die sich in dieser Richtung weiterbilden wollen," berichtet Bezirksstellenleiter Bernhard Schierer.
Hilfe für Betroffene
Es gibt eine Nö-weite, elektronische Erfassung aller Übergriffe im Klinikbereich durch Personen (verbal, körperlich), daraus werden Maßnahmen abgeleitet. Zusätzlich gibt es direkt im Landesklinikum eine Hotline für psychologische Betreuung bei unmittelbarer schwerer Belastung.
"Zur psychischen Unterstützung bieten wir für unsere Mitarbeitern die Möglichkeit, nach schwierigen Situationen einen Peer aufzusuchen und sich dort Hilfe zu holen," so Schierer über die Hilfe beim Roten Kreuz.
Kurs zur Selbstverteidigung
Die Teilnehmer haben im vierstündigen Kurs wichtige Daten und Fakten zur Sensibilisierung und danach auch effektive und einfache Techniken gelernt, um sich aus Gewaltsituationen zu befreien. Außerdem wurden Tools wie Taschenalarme besprochen, die in bedrohlichen Situationen für mehr Sicherheit sorgen können.
Nachdem auch die beiden Trainer in der Notfallmedizin tätig sind, wurde ein Rettungstransportwagen größenmäßig nachgebaut, um den Teilnehmern die Platzverhältnisse aufzuzeigen. Als Abschluss mussten alle ein notfallmedizinisches Versorgungsszenario absolvieren, wo die erlernten Techniken auch gleich zur Anwendung gekommen sind.
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