Kunst und Kultur
Zukunftsfähigkeit fällt nicht vom Himmel
Der Informatiker Hermann Maurer zählt zu den am meisten zitierten Wissenschaftern Österreichs. Das betont zum Beispiel eine über Jahrzehnte konsequent geführte Arbeit, bei der man den Tunnelblick meidet. Es führt zu einem Fluß der Diskussionsbeiträge, mit denen sich Menschen über Jahre auseinandersetzen können.
All das handelt auch von einer wissenschaftlichen Relevanz, die mich im Kernbereich von Maurers Kompetenzen freilich überfordert. Aber im Zentrum solcher Wissensgebiete finden sich ohnehin nicht gar so viele Menschen zurecht. Damit ist ein wichtiger Punkt berührt. Ich kann eben nicht in allem mitreden. Nur wo ich mich in einigen Aspekten von Themen sachkundig gemacht habe, gelingt es mir, an Debatten sinnvoll teilzunehmen.
Was bleibt einem sonst übrig? Na, ganz einfach! Fragen. Es gibt immer offene Fragen. Das hat unterm Strich mit einer Orientierung zu tun, die ich vor allem bei alten Handwerkern kennengelernt habe. Die haben für Großmäuler nichts übrig. Man sagt nur, was man kann und man kann was man sagt.
Das klingt ein bißchen nach einem launigen Bonmot, ohne große praktische Bedeutung. Ist es das? Na, ich könnte mir viel merkwürdiges Rauschen in den Ohren ersparen, würden sich Menschen bloß zu jenen Dingen äußern, die ihnen ein wenig Wissenserwerb wert waren.
Ich genieße den Vorzug, mit Maurer quer durchs Jahr anstehende Fragen erörtern zu können. Er ist ein Mann, der sich nichts vormacht, aber allerhand ausdenkt. Zu seinen Grundsätzen gehört offenkundig die Annahme: „Wir haben zu wenig Phantasie!“; so auch der Titel einer Web-Publikation, die an das 2017er Kunstsymposion von Kultur.at erinnert.
Dabei geht Maurer von einer knapp gefaßten Überlegung aus: Vieles, was vorhergesagt wurde, ist nicht gekommen. Vieles, was gekommen ist, wurde nicht vorhergesehen.
Nun fällt ja Zukunftsfähigkeit nicht vom Himmel. Wir können uns treiben lassen, um staunend bis verzweifelt auf das zu reagieren, was uns plötzlich vor die Füße fällt. Oder wir können uns darüber verständigen, wohin wir uns jeweils wenden sollten, um uns dem anzunähern, was noch nicht gedacht werden kann. Dafür muß aber die Alltagsbewältigung zwischendurch Pause machen. Und: Denken ist in Österreich nicht strafbar!
+) Hermann Maurer: „Wir haben zu wenig Phantasie“
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