Kumberg
Franz Zebinger und sein Leben für die Musik

Prof. Dr. Franz Zebinger, Musiker (Cembalo, Klavier, Continuopraxis und Generalbass), Organist und Komponist | Foto: Hermine Arnold
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Bei den Zebingers in Kumberg sind Musik und bildende Kunst unter einem Dach vereint. Zwei bedeutende zeitgenössische Künstler, der Komponist Prof. Franz Zebinger und seine Frau, die Malerin Theresia Plank-Zebinger, leben und wirken hier in einem idyllischen Holzhaus mitten in der Natur.

KUMBERG. Prof. Dr. Franz Zebinger ist ein bedeutender zeitgenössischer Musiker, Musikpädagoge und Komponist. Seine zahlreichen Werkaufführungen fanden in über 20 Ländern in und außerhalb Europas statt. In diesem Interview dürfen wir mehr über die Persönlichkeit und das Leben von Franz Zebinger erfahren.  

Prof. Dr. Franz Zebinger, Musiker (Cembalo, Klavier, Continuopraxis und Generalbass), Organist und Komponist | Foto: Hermine Arnold
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Schon als Kind war für Franz Zebinger klar, dass er Komponist werden muss. Seinen Traum konnte er aber erst im Alter von 36 Jahren in die Wirklichkeit umsetzen, denn davor beschritt er einen spannenden Lebens- und Musikerweg.

"Paradiesreise" im Volkshaus Frohnleiten | Foto: Oswald Schechtner
  • "Paradiesreise" im Volkshaus Frohnleiten
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Franz Zebingers musikalische Kindheit

Franz war das zweite von sieben Kindern. Sein Vater Josef war der erste in der Zebinger-Familie, der unter großen Entbehrungen aus den kleinbäuerlichen Verhältnissen ausgebrochen ist, um seiner Musik-Leidenschaft und seiner Bestimmung als Komponist zu folgen. So fuhr dieser mit dem Fahrrad regelmäßig von Wolfsberg nach Graz, um dort eine Organisten-Ausbildung zu absolvieren. Josef hat dann als Organist in Wolfsberg, Modriach und später in St. Peter am Ottersbach gearbeitet, wo er auch seine Familie gegründet hat. Vater Josef hat aber auch als Autodidakt komponiert und Franz kann sich noch an die unterschiedlichen Tintenfarben erinnern, mit denen er die Noten schrieb.

Die prägende Figur für die Berufswahl von Franz Zebinger war sein Vater Josef Zebinger | Foto: Franz Zebinger
  • Die prägende Figur für die Berufswahl von Franz Zebinger war sein Vater Josef Zebinger
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Franz war schon immer auf Musik gepolt und bekam von seinem Vater erste Unterrichtsstunden am Harmonium. Vater Josef war die prägende Gestalt, die Franz zu seiner musikalischen Bestimmung geführt hat.

Auf Umwegen in die Musikerlaufbahn

Franz wurde in das Klostergymnasium St. Severin des Missionsordens SVD in Fürstenfeld geschickt, mit dem Fernziel später einmal Missionar in Afrika oder Südamerika zu werden. Das hätte seiner Mutter sehr gefallen, denn ihrem Wunsch entsprechend hätte Franz Priester werden sollen. Doch für Franz kam bald die schmerzliche Erkenntnis, dass bei den vorgesehenen Ausbildungen in der Klosterschule zu wenig Musik am Programm stand. Heimliches Üben am Harmonium oder am Klavier waren nur eine Notlösung, daher hat Franz zum Leidwesen seiner Mutter im Alter von ca. 15 Jahren seine endgültige Entscheidung gefällt, die Klosterschule „bei Nacht und Nebel“ zu verlassen, um seiner eigentlichen Bestimmung zu folgen.

Anfänglich herrschte zu Hause Katastrophenstimmung. Doch nach einem erfolgreichen Vorspiel im Kirchenmusikgymnasium bei der Stiegenkirche in Graz war Franz seinem ursprünglichen Ziel wieder ein Stück nähergekommen. Nach 2 Jahren an der Kirchenmusikschule wechselte Franz 1964 in die Orgelklasse an der damaligen Musikakademie. Von dort ist er endgültig in die Musikerlaufbahn eingestiegen.

Studium, Fernmatura und Doktorat

Schon im Alter von 20 Jahren erfolgte die Familiengründung und die Heirat mit seiner ersten Frau, die mit Sohn Andreas schwanger war. Das stellte Franz vor neue Herausforderungen, denn als Student hatte er kein Einkommen und – wie damals es bei Musikern oft der Fall war – auch keine Matura. Sein ehrgeiziger Entschluss stand bald fest, nicht nur die „Roland“-Fernmatura zu absolvieren, sondern sogar eine akademische Karriere einzuschlagen. Schon bald arbeitete er als Musiklehrer in Köflach und hatte das Glück - in einer Zeit der Musikschulgründungen - in Gleisdorf eine volle Musiklehrerstelle angeboten zu bekommen. Die pädagogische Prüfung hat Franz dann ein Jahr später absolviert, ein paar Jahre später folgte die Diplomprüfung für Orgel.

Zum Glück war Franz ehrgeizig, sonst hätte er nicht am Vormittag studiert, am Nachmittag als Musiklehrer (damals noch 6-Tage-Woche!) gearbeitet und in der Nacht für die Matura gebüffelt. Beim Studium entschied sich Franz für Klassische Archäologie und Romanistik, weil das zeitlich mit seinen sonstigen Aktivitäten vereinbar war, obwohl ihn unter anderem auch Medizin interessiert hätte.

Neben dem Klavierunterricht in Gleisdorf hat Franz schon in Ensembles als Cembalist und Organist gespielt, auch als Solist. Wichtig für ihn war aber das Ensemblespiel im Bereich der Barockmusik und der frühen Klassik (frühe Werke von Haydn Mozart, Beethoven). Diese Stücke sind am Cembalo und somit auch am nicht weit entfernten Hammerflügel spielbar.

an der "heimatlichen" Orgel in St. Peter am Ottersbach | Foto: Oswald Schechtner
  • an der "heimatlichen" Orgel in St. Peter am Ottersbach
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Bald war er auch Lehrbeauftragter an der Musikhochschule in Graz und der Expositur Oberschützen, wo er bis zu 40 Wochenstunden verpflichtet war - zuerst als Korrepetitor, dann als Lehrer für Continuopraxis, Generalbass, Cembalo- und Klavierpraxis (zeitgleich das Studium an der Uni!). Im Alter von 36 Jahren folgte dann das Doktorat und auch endlich das, was Franz immer schon wollte: das Komponieren.

Franz Zebinger, der Komponist aus Leidenschaft

Bei seinen Kompositionen war Franz darauf bedacht, sie schnellstmöglich zur Aufführung zu bringen: zuerst mit den eigenen Kindern, dann mit Studierenden oder auch mit Musikerkollegen, für die er geschrieben hat. Einige Stücke hat Franz auch selbst als Organist und Cembalist zur Aufführung gebracht. In den ersten Jahren waren es wenige Kompositionen pro Jahr, aber mit der Zeit wurde die Kompositionsarbeit intensiver.

Im Internet findet man leider nur unvollständige Werkslisten vom großartigen Komponisten Franz Zebinger. Laut eigenen Schätzungen dürften das weit mehr als 500 Stücke sein, Franz hat aufgehört sie zu zählen. Anfänglich waren es hauptsächlich Instrumental- und Vokalwerke, in den letzten Jahren sind es immer mehr Oratorien geworden. Begonnen hat es mit der Markuspassion als Auftragswerk des Steirischen Tonkünstlerbundes, die Uraufführung fand in der Grazer Salvatorkirche statt. Das Werk wurde auch viel im Ausland gespielt.

"Die Katze", Wildon 2022 | Foto: Oswald Schechtner
  • "Die Katze", Wildon 2022
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Weitere Oratorien: „Heller als die Sonn“, „DIES ILLA“, „Geschichte von Adam und Eva“, „Bruder Sonne – Schwester Mond“, „Feuer vom Himmel“, „Mein Kosmos“, „Todestöter“, „Abrahams Opfer“, „Paradiesreise“, „Die Katze“.

Vorliebe für ethnische Musik

Beim Studium des Werkverzeichnisses findet man alles vom Jodler-Ragtime bis zum Festmarsch, vom japanischen Kirschblütenlied bis zur Pannonischen Suite, von steirischen Weihnachtsliedern - bis zu seiner Europa CD mit lettischer, tschechischer, polnischer, zypriotischer, maltesischer und italienischer Musik. Franz Zebinger pflegte schon immer sein Interesse für ethnische Musik - also Volksmusik im weitesten Sinn.

Uraufführung "Maltesische Melodien" mit Dieter Pätzold (Sax), Bernd Kohlhofer (Akk), Reinhard Ziegerhofer (Bass) | Foto: Oswald Schechtner
  • Uraufführung "Maltesische Melodien" mit Dieter Pätzold (Sax), Bernd Kohlhofer (Akk), Reinhard Ziegerhofer (Bass)
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Eines seiner ersten Werke, das auch sehr gerne von seinen Studenten gespielt wurde, waren Variationen über den „Irdninger Nacheinand“ Jodler für Blockflöte und Cembalo. Das Stück wurde vielfach aufgeführt und es gibt auch eine Vielzahl von Rundfunkaufnahmen seines Schaffens.

Vor dem Achteckstadl Vasoldsberg mit Mitgliedern des Kulturvereins Achteck und afrikanischen Musikern | Foto: Oswald Schechtner
  • Vor dem Achteckstadl Vasoldsberg mit Mitgliedern des Kulturvereins Achteck und afrikanischen Musikern
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Bei ethnischer Musik setzt sich Franz mit typischen Liedern der jeweiligen Volksgruppe und mit ihrer Sprache auseinander und verschafft sich einen Einblick in das Volksleben. Das Ergebnis ist dann immer „ZEBINGIERT“, d.h. es entsteht etwas ganz Neues, wie zum Beispiel eine kroatische Litanei mit balkanischer Rockcharakteristik.

KIBu „Komponist:innen und Interpreten:innen im Burgenland“

Durch die Lehrtätigkeit in Oberschützen ist eine enge Beziehung zum Burgenland entstanden, Franz Zebinger hat mit seiner Frau in Kroisegg ein Bauernhaus gekauft und in Anlehnung an den Steirischen Tonkünstlerbund eine äquivalente Einrichtung für das Burgenland, das KIBu, gemeinsam mit Musikerkollegen aufgebaut. Im Rahmen dieser Tätigkeit gab es auch jährliche Workshops, in denen sich die Komponisten mit der Musik der unterschiedlichen Volksgruppen auseinandersetzten. Dazu gab es regelmäßig Veranstaltungen mit Uraufführungen und Rundfunkaufnahmen.

KIBu-Konzert mit dem Belgrader Kammerorchester in Wien | Foto: Franz Zebinger
  • KIBu-Konzert mit dem Belgrader Kammerorchester in Wien
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Die wertvolle KIBu Aufbauarbeit von Franz Zebinger und sein Einsatz für die burgenländische Kunst und Kultur wurde entsprechend anerkannt und mit diversen Auszeichnungen (Bundesehrenzeichen der Republik, Kulturpreis der Burgenländischen Landesregierung, Theodor Kery Preis) geehrt.

Aktuelle Projekte

Noch heute gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der ungarischen Volksgruppe. Aktuelle Ergebnisse werden Anfang November im Projekt „Europäische Kulturhauptstädte“ des Kulturvereins „Achteck“ in Eggersdorf zu hören sein. In der Veranstaltungsserie des Vereins wird jährlich eine andere europäische Hauptstadt kulturell beleuchtet (literarisch, bildnerisch und musikalisch) und die Aufgabe von Franz ist es, für die Veranstaltung entsprechende Kompositionen zu kreieren.

Franz Zebinger nimmt auch an der jährlich stattfindenden Gaishorner Liederwerkstatt teil. Dort entstehen in einem mehrtägigen Workshop Kompositionen für Laienchöre aus Mundart-Gedichten oder anderer dort verfügbarer Literatur.

Gaishorner Liederwerkstatt 2023 | Foto: Franz Zebinger
  • Gaishorner Liederwerkstatt 2023
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Daneben gibt es immer wieder geplante Aufführungen vom Steirischen Tonkünstlerbund und Franz komponiert auch immer wieder auf Anfrage für ein Wiener Ensemble.

Schönes im Leben finden

Ansonsten meint Franz schmunzelnd, dass er ehrgeizlos geworden ist und mit seiner jetzigen Frau Theresia Plank-Zebinger die Freude am Leben genießt. Dazu gehören tägliche Spaziergänge in der Natur, guten Einfällen nachzugehen und der geistigen Heimat des Mittelmeerraumes von Griechenland über Italien bis Spanien noch viele Kunstreisen zu widmen.

Franz Zebinger: „Man wird älter, das spürt man auch jeden Tag. Aber egal welche gesundheitlichen Einschränkungen sich bemerkbar machen sollten und egal welche Bösartigkeiten, Feindseligkeiten oder Kriege sich in der Welt abspielen, der einzelne Mensch muss für sich einen Ruheplatz finden. Es gilt, etwas Schönes im Leben zu finden: die Sonne genießen, einen Vogel singen hören, einem Schmetterling oder den wandernden Wolken zusehen, Musik von Mozart oder eigene Musik hören.“

Das ist eine tolle Botschaft.
Wir danken Franz Zebinger für das wunderbare Interview und die Einblicke in ein erfülltes Musikerleben.

Auszeichnungen

  • 2004 Amt der Burgenländischen Landesregierung Kulturpreis
  • 2007 Republik Österreich Bundesehrenzeichen für besondere Verdienste um die Kulturarbeit
  • 2009 Burgenlandstiftung - Theodor Kery Theodor Kery Preis

2. März 2013: Steirer des Tages
• Laut (unvollständigem) Werkverzeichnis von 1982 – 2013: 420 Werke
• zahlreiche Werkaufführungen in über 20 Ländern in und außerhalb Europas

Biografien:

https://db.musicaustria.at/node/67954
http://www.steirischertonkuenstlerbund.at/mitglieder/zebinger.html
https://kulturvereinachteck.jimdofree.com/akteurinnen/franz-zebinger/

Werkverzeichnisse:

https://db.musicaustria.at/werke-von-komponisten/67954
http://www.kibu.net/pdf/ZEBINGER%20Werkliste%20bis%20J%C3%A4nner%202010.pdf

Interessanter Artikel über Theresia Plank-Zebinger:

Theresia Plank-Zebinger und ihre fantastische Bildsprache

Hermine Arnold
Freie Redakteurin
https://www.nedi.at

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