Mein Handwerk: Span für Span und Zug um Zug zum Bogen
Bogenbauer Robert Resnik erzählt von seinem Handwerk, der Herstellung von Langbögen.
"Im Nachhinein betrachtet ist im Leben immer alles so, dass die unterschiedlichen Abschnitte stets miteinander verwoben sind", sagt der 43-jährige Robert Resnik.
Bei dem diplomierten Sozialarbeiter waren es viele Phasen, die nacheinander zu einem Ganzen geworden sind: Nach einer Lehre als Fernmeldemonteur die Sozialakademie auf dem zweiten Bildungsweg, dort, vor einer zehnjährigen beruflichen Tätigkeit als Bewehrungshelfer, im Zuge eines Seminars für Erlebnispädagogik, Wirtschaftscoaching und Outdoortraining das erste Mal Kontakt mit Bogenbauer Felix Jestl in Lockenhaus, danach das erste Seminar, der erste eigene Bogen. "Seitdem bin ich das Fieber nicht mehr los geworden", sagt Resnik, der bereits drei Jahre nach seinem ersten Pfeilschuss zahlreiche Tourniere und Meisterschaften gewonnen hat.
Heute schießt Robert Resnik kaum noch Wettbewerbe, heute steht er dafür umso mehr in der Werkstatt. Und dort entstehen in ausdauernder Handarbeit aus meist verzogenen und krummen Holzstücken fein abgestimmte und austarierte Langbögen.
Nachdem das Rohholz mittels Dampf oder trockener Hitze gerade gebogen wurde, nimmt Resnik mit Reifmesser, Ziehklinge und Paspel Span für Span und Zug für Zug da und dort gerade so viel weg, dass aus einem zwei Meter langen Robinien-, Osage- oder Ulmenholzscheit nach und nach ein Bogen wächst. Dabei hat der Bogenbauer, der sich selbst nicht als Handwerker, sondern als Experimentierer und Probierer sieht, auf vieles zu achten: "Weil der Bogenrücken einiges an Zugkraft auszuhalten hat, darf hier der Jahresring nicht beschädigt werden. Feingefühl und Präzision sind gefragt."
Es gibt Handwerker, die ihre Erzeugnisse fast ausschließlich für den Verkauf und somit also für andere herstellen. Robert Resnik baut seine Bögen nur für sich selbst. "Ganz selten ein Tauschgeschäft vielleicht, verkauft aber hab ich noch nie einen Bogen." Die Bogenbauergilde sei, wie er sagt, ohnehin eine Tauschercommunity. "Da hat der eine etwa Obsidian für Pfeilspitzen, ein anderer dafür Birkenpech oder seltenes Eibenholz."
Nach dem so genannten Tillern, dem genauen Ausrichten der Wurfarme, und dem Versiegeln mit Hartöl oder Schellack wird der Bogen zum ersten Mal gespannt.
Robert Resnik schwärmt: "Wenn du in wochenlanger Arbeit aus einem Trumm Holz einen Bogen freigelegt hast und das erste Mal damit schießt, dann ist das ein perfekter, ein geradezu philosophischer Moment!"
Zur Person:
Robert Resnik
Dipl. Sozialarbeiter
Erlebnispädagoge
Freier Mitarbeiter am Institut für Systempädagogik
Erziehungshelfer des Landes Steiermark
Mitbegründer von RESKON: Wirtschaftscoaching und Outdoortrainings. Klettern, Kanufahren, Teamworkouts in Kroatien, Italien, am Hochschwab und im eigenen Camp in Gutenberg.
Leidenschaftlicher Musiker, Kletterer und Archäotechniker (Birkenpechdestillieren, Feuersteinbearbeitung, Herstellung prähistorischer Pfeilspitzen etc.).
Verheiratet, 1 Kind
www.reskon.at
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