Nahversorgung ist unersetzlich
Naheliegend (XIV): Popcorner & August
Ich bin kein Gewinn für Menschen die mit Schuhen handeln. Mein Bedarf ist, auf meine bisherige Lebensspanne umgelegt, einfach zu gering. Es genügt mir eine Grundausstattung, die im Kern so aussieht: Bergschuhe für schlechtes Wetter, leichte Schuhe für prächtiges Wetter, Sandalen für den heißen Teil des Sommers. Früher war noch ein Paar Motorradstiefel dabei, die ja nur kaputtgehen, wenn es böse kracht.
Es ist bei mir mit anderen Dingen ähnlich. Wenn ich in den letzten Jahren Kleidungsstücke gekauft hab, dann im Baumarkt. Wenn ich eine neue Straßenjacke brauche, dann vom Sportartikelgeschäft. Ich hab keine Laune, via Dresscode zu kommunizieren, den Menschen per Bekleidung etwas ausrichten.
Nun meint Vintage-Fachfrau Kerstin Feirer, auch das sei ein Kommunikationsakt, sei ein Statement, eben Understatement. Das leuchtet mir ein. Also zurück zu den Schuhen. Nein, zugegeben, es ist mir nicht völlig egal, wie die aussehen. Schnösel- oder Stutzer-Schuhe kämen nicht in Frage. Auffälliges käme nicht in Frage.
Zum Glück gibt es, was ich brauche, auch wenn das immer erst nach vielen Jahren neu geklärt werden muß. Man kann freilich im Ramschladen ebenfalls bekommen, was so aussieht, wie das, was ich bevorzuge. Als Künstler sind meine Budgets oft knapp, da scheint es verlockend, Schuhe zu kaufen, die zwischen 19,- und 29,- Euro kosten. Nett! Solange die Sonne lacht. (Aber dafür hab ich meine Sandalen.)
Mit Billigtretern darf man nicht in heftigen Regen kommen. Das gibt nasse Füße. Außerdem ist nach spätestens einem Jahr die Sohle durch, oft schon früher. Es hat einen Hauch von Demütigung, wenn wann plötzlich spürt: da ist ein Loch in meinem Schuh.
Lebenskonzepte
Man muß also kein Nobelpreisträger sein, um zu begreifen: ein Schuh für 60,- bis 90,- Euro, der alles mitmacht und dabei viele Jahre hält, eignet sich für ein eleganteres Lebenskonzept. Jedes Jahr neuerlich 20,- Euro für Schuhe, die sich eigentlich nur bewähren, wenn ich die Füße auf dem Tisch hab, ist irgendwie… Blödsinn.
Da nun meine Erfahrungen zur Beschaffung von Kleidungsstücken kaum über die Kategorie Baumarkt hinausreichen, können Sie sich vielleicht vorstellen, daß es mir Streß macht, wenn ich was Neues brauche, weil es Fragen aufwirft: wo gibt’s das?
Ich bestaune Frauen, die so im Alltag, beim Gang durch die Stadt, oft unvermittelt bremsen und einen Kleiderständer vor einem Geschäft durchsehen. Das fördert gewiß eine Beschaffungskompetenz, die mir völlig fremd ist. Mich interessiert dieses Zeug einfach nicht.
Nun geschah es vor einer Weile, daß nach etlichen Jahren meine leichten Schuhe völlig verschlissen waren, undicht und sehr unansehnlich. Das absolute Limit war erreicht. Also ging ich zum "Popcorner", wo ich sie einst gekauft hatte, zeigte die Wracks vor und sagte: „Genau solche möchte ich gerne noch einmal.“
Das hätte auch geklappt, bräuchte ich nicht Größe 47. Und zwar in der nahe liegenden Filiale "August“, die bloß dem Thema Herrenschuhe gewidmet ist. Sie ahnen, ein eigenes Herrenschuhgeschäft, das ist mir in Bekleidungsfragen fast zu viel Komplexität.
Immerhin war dann eben dieser Typ des Schuhs im Stibor’schen Stammhaus in Pischelsdorf vorrätig und ich hatte die Wahl, einen Tag zu warten oder selbst hinzufahren. Pischelsdorf ist ein netter Ort, wo man auch gut essen kann. Nun hab ich diese Schuhe wohl schon etwa vier Jahre und werde vermutlich noch einmal so lange nichts aus diesem Geschäft brauchen.
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