Neurologe Röper: "Erkrankungen den Patienten erklären, ohne banal zu werden"
Der Neurologe Christoph Röper im Gespräch über mündige Patienten und zeitgemäße Ärzte. Er warnt vor "gefährlichem Halbwissen" über die eigene Krankheit.
Immer mehr Patienten wünschen sich von ihrem Arzt eine Kommunikation auf Augenhöhe. Können unsere Mediziner diesen Wunsch erfüllen?
Es hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Der Ansatz, dass mittlerweile fast jeder Arzt Kommunikationsseminare besucht, trägt sicher dazu bei, dass immer mehr Mediziner gute Patientengespräche führen. Dass etwa bei der Visite im Krankenhaus über den Patienten hinweg gesprochen wird statt mit ihm, gehört der Vergangenheit an. Es ginge auch gar nicht mehr. Die Patienten sind mündiger geworden.
Was zeichnet eigentlich diesen mündigen Patienten, der so gerne zitiert wird, aus?
Die Patienten haben heute besseren Zugang zu Informationen. Nicht nur durch Zeitungen und Fernsehen, sondern vor allem durch das Internet. Das gilt mittlerweile übrigens auch für die ältere Generation. Auch sie setzt sich, das merke ich im Alltag, mit dem Internet auseinander.
Dabei ist, nehme ich an, Vorsicht geboten.
Es ist im Internet wichtig, sich bei seriösen Quellen zu informieren. Wenn Informationen über Krankheiten nicht in den richtigen Zusammenhang gesetzt werden, kann es zu gefährlichem Halbwissen kommen. Und dadurch können dann Ängste und Befürchtungen bei den Patienten entstehen, die gar nicht nötig wären.
Wie sollten Ärzte darauf reagieren?
Es ist unsere Aufgabe als Mediziner, die Patienten ganz genau zu informieren. Das Mini Med Studium trägt übrigens genau dazu bei. Dort referieren anerkannte Fachleute. Sie bereiten Themen für ein Laienpublikum so auf, dass die wichtigen Informationen bei den Betroffenen richtig ankommen.
Was ist Ihr Erfolgsrezept für eine gelungene Kommunikation mit Patienten?
Ein allgemeines Erfolgsrezept gibt es nicht. Es ist wichtig, sich jedes Patienten individuell anzunehmen. Aber grundsätzlich geht es darum, die Erkrankung an sich und die Fachausdrücke, die der Patient zu hören bekommt, so zu erklären und zu umschreiben, dass er sie versteht – ohne dabei zu banal zu werden. Und dann ist es wichtig, ausreichend Zeit für Nachfragen zu geben.
Was würden Sie Patienten raten: Wie kann man sich vorbereiten, damit Gespräche mit dem Arzt zum Erfolg werden?
Wichtig ist, einen Arzt zu wählen, dem man vertraut. Da kommt gerade dem Hausarzt eine bedeutende Rolle zu. An ihn kann man sich immer wenden. Ganz wichtig: den Mut haben, alles zu fragen, was einem einfällt. Oft entstehen Fragen erst nach mehreren Tagen – dann sollte man sich einfach noch einen weiteren Termin ausmachen.
Zur Person:
Primar Christoph Röper leitet das Department für Akutgeriatrie und Remobilisation an der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie der Kepler Universitätsklinik (vormals: AKH Linz). Röper ist unter anderem Projektleiter des „Schlafmedizinischen Kompetenzzentrums“. Ende 2015 wurde Röper mit dem „Doctor’s Communication Award“ und dem „Professor Bartsch Preis“ ausgezeichnet. Der von Mini Med initiierte Preis ehrt Mediziner, die sich um die gut verständliche Vermittlung von Fachwissen im Rahmen des Mini Med Studiums verdient gemacht haben. Röper referierte für Mini Med unter anderem über „Wenn Körper und Geist nachlassen. Geistige und körperliche Fitness bis ins hohe Alter - eine Utopie?“.
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