Nach Krebsheilung
16-jähriger Wiener Schüler soll abgeschoben werden
Der 16-jährige Jaba Begiashvili, Viertklässler einer Wiener Mittelschule und Klassensprecher, soll laut seinem Lehrer abgeschoben werden. Jaba überstand eine Krebserkrankung, laut Anwalt sei die Familie vorbildlich integriert.
WIEN. Ein Lehrer arbeitet an einer Wiener Mittelschule und berichtet auf X (ehem. Twitter), wie er sowie seine Kolleginnen und Kollegen "täglich mit Lebenssituationen von SchülerInnen konfrontiert werden, die für viele fernab ihrer Vorstellungskraft liegen". Der nicht namentlich genannte Lehrer eröffnete das X-Profil, nur um eine wichtige Geschichte mit der Welt zu teilen.
Es geht um den 16-jährigen Jaba Begiashvili, der in der Schule die vierte Klasse besucht und Klassensprecher ist. Seiner Familie und ihm droht jetzt eine Abschiebung. Jaba wurde vor einigen Jahren Leukämie in seinem Heimatland Georgien entdeckt. Dort gab es keine Möglichkeit zur Behandlung. Die ersten Behandlungen bekam er in Ankara, im Frühjahr 2018 kam er gemeinsam mit seinen Eltern durch die Vermittlung eines Onkels, der seit 23 Jahren in der Bundeshauptstadt lebt, nach Wien.
Seitdem wurde Jaba im St. Anna Kinderspital behandelt. Im Februar 2020 kam dann die gute Nachricht, dass Jaba "geheilt" ist. Er leidet allerdings an Osteonekrose durch die Chemotherapie und muss immer wieder ins AKH oder St. Anna Kinderspital. Im Oktober 2024 ist eine Großuntersuchung geplant.
Panikattacken wegen drohender Abschiebung
Seine Geschwister (Saba, 17 und Nini, 18 Jahre alt) sind wenige Monate später nach Wien nachgezogen, erzählt der Lehrer auf X. In der vergangenen Woche wurde der Klassenvorstand von der verzweifelten Mutter informiert. "Der Familie droht die Abschiebung, es könnte jederzeit so weit sein. Sie haben die Befürchtung, dass es in den Herbstferien passieren wird", so der Lehrer von der Mittelschule. Er berichtet, dass der ältere Bruder, der mittlerweile die Vienna Business School besucht, seit der Gefahr der Abschiebung an Panikattacken leide und ebenfalls im St. Anna untersucht werde.
Seit einigen Tagen gibt es eine Petition von "Mein #Aufstehn". Die Initiative setzt sich für ein "positives Miteinander, soziale Gerechtigkeit, faires Wirtschaften und den Schutz unseres Planeten ein". "Die Familie ist schon seit fünf Jahren super in Österreich integriert. Jaba wurden durch die Erkrankung viele Lebensjahre gestohlen, eine Abschiebung würde ihm endgültig alles nehmen und wäre auch wieder eine extreme gesundheitliche Belastung", heißt es.
Anwalt: Paradebeispiel für Integration
Bereits 4.150 Menschen haben die Petition unterschrieben. Laut dem "Kurier" (Paywall) wird die Familie derzeit rechtlich von Anwalt Dino Srndić unterstützt. Er sagt, dass man die Familie Begiashvili "als Paradebeispiel für gelungene Integration betrachten" könne: "Eine Abschiebung würde eine Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention bedeuten". Denn die Familie habe einen Anspruch auf einen Aufenthaltstitel "aus besonders berücksichtigungswürdigen Gründen. Eine Abschiebung würde einem tiefgreifenden Eingriff in das Familienleben gleichkommen", so Srndić.
Zuletzt wurden mehrere Beschwerden gegen die Entscheidung des Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) abgewiesen, auch das Bundesverwaltungsgericht ortete "fehlende Integrationsschritte". Gegen das Erkenntnis werde man sich mit einer Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof wenden, erklärt der Anwalt.
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