Menschenrechte in Wien
400 Kriegs- und Folteropfer warten auf Therapie
Der Verein Hemayat am Alsergrund betreut geflüchtete Menschen aus aller Welt, die traumatisiert sind. Doch der Bedarf ist leider übergroß: in Wien fehlen aktuell 400 Betreuungsplätze. Dies sagte die Hemayat-Geschäftsführerin am Tag der Menschenrechte am 10. Dezember in einem Interview mit dem ORF.
WIEN/ALSERGRUND. Frau J. kam aus dem Iran nach Österreich, sie floh vor einiger Zeit mit ihrer Tochter hierher. Ihr Mann lebt nach wie vor in ihrem Heimatland und versucht, sich politisch zu engagieren, kämpft für die Reform und Öffnung des Irans. Am Anfang telefonierten Frau J. und ihr Mann noch täglich, bis er plötzlich nicht mehr abhebt. Befürchtet wird, dass er in ein Folter-Gefängnis des gewaltsamen Mullah-Regimes gekommen ist.
Für Frau J. hat dies psychische Folgen: die Ungewissheit über das Schicksal ihres Mannes nagt an ihr, ebenso wie die ungewisse Aufenthaltssituation in Österreich. Wie lange wird sie bleiben können? So strudelt sie in psychische Probleme. Sie leidet bald unter ausgeprägter innerer Unruhe, Atemnot, Zittern, erhöhter Schreckhaftigkeit, Schlaflosigkeit bis hin zu dissoziativen Bewusstseinszuständen, in denen sie sich selbst als außerhalb ihres Körpers erlebt.
Hemayat hilft Opfern von Krieg und Folter
Seit einiger Zeit wird ihr geholfen: dafür sorgt der Verein Hemayat, der in der Sechsschimmelgasse 21 am Alsergrund beheimatet ist. Dieser bietet ein Betreuungszentrum für Krieg- und Folterüberlebende aus 50 verschiedenen Ländern aus aller Welt.
Allein im Jahr 2022 betreute der Verein 1.373 Klientinnen und Klienten, 17.120 Betreuungsstunden konnte Hemayat laut eigenen Angaben durchführen. Im Zentrum stehen hier Therapieplätze für traumatisierte Menschen wie Frau J.
Sie erhalten hier psychotherapeutische, psychologische und medzinische Betreuung, auch mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern. Im Fall von Frau J. heißt das, dass sie dank der Behandlung wieder zu Kräften kommen und den Alltag mit ihrer Tochter wieder besser zu bewältigen lernt.
Lange Warteliste, schlimme Fälle
Auch anlässlich des Tages der Menschenrechte, der am 10. Dezember stattfindet, gab die Hemayat-Geschäftsführerin Cecilia Heiss dem ORF Radio Wien nun ein Interview. Dabei sprach sie auch von den großen Herausforderungen des Vereins: denn auf seiner Warteliste stehen aktuell 400 Menschen. Diese bräuchten zwar Betreuung, doch Hemayat fehlt es an Ressourcen.
Selbst die Frage, ob jeder, der den Platz sehr dringend benötigt, einen bekommt, musste die Leiterin gegenüber dem Radio Wien so verneinen. Es sei laut Heiss „eine Rangreihung zwischen schlimmen Fällen, irrsinnig schlimmen Fällen und wahnsinnig schlimmen Fällen.“ Die Wartezeit beträgt derzeit bis zu zwei Jahre, finanziert wird der Verein durch private Spenden sowie öffentliche Förderungen.
Die Wartezeit könne bis zu zwei Jahren dauern. Finanziert wird der Verein durch öffentliche Förderungen sowie durch private Spenden.
Mehr Infos über Hemayat und eine Möglichkeit zu spenden gibt es hier.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.