Vor 210 Jahren
Als der Wiener Kongress die Ordnung Europas neu definierte

700 Kaiser, Könige, Fürsten und Diplomaten aus Europa nahmen am Wiener Kongress teil. | Foto: Jean-Baptiste Isabey
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Wien ist schon seit vielen Jahrhunderten ein internationales Zentrum. Ein besonderes Ereignis fand in den Jahren 1814/15 statt – der Wiener Kongress. Nach den napoleonischen Kriegen wurde die neue Ordnung Europas definiert, unter der Leitung des österreichischen Außenministers Fürst Klemens von Metternich. Der Kongress endete vor 210 Jahren am 9. Juni.

WIEN. "Liberté, Égalité, Fraternité" - so lautet der berühmte Wahlspruch der französischen Republik. Er fußt in der Französischen Revolution 1789. Im Zuge der Revolution wurde die Monarchie gestürzt, der König und seine Frau getötet und die Republik ausgerufen. Die anderen europäischen Staaten, allen voran die Habsburgermonarchie, das Vereinigte Königreich, das russische Zarenreich sowie Preußen, sahen den Aufstieg der Republik als Bedrohung gegen ihre eigenen, monarchischen und teils absolutistischen Werte.

Als Napoleon verbannt wurde

Im Laufe der vielen Koalitionskriege der darauffolgenden Jahre sah man sich mit dem Aufstieg eines korsischen Soldaten gegenüber - Napoleon Bonaparte. Seine Feldzüge in Italien, Ägypten und anderen Regionen sicherten seine Karriere. Vom General über den ersten Konsul bis hin zum Kaiser der Franzosen reichten seine Posten. Zahlreiche Koalitionskriege gegen die anderen europäischen Mächte verschoben das Kräfteverhältnis und zeichneten die Grenzen neu.

Nach den napoleonischen Kriegen wurde die neue Ordnung Europas definiert, unter der Leitung des österreichischen Außenministers Fürst Klemens von Metternich. (Symbolfoto) | Foto: www.azalea.it
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Schließlich sah er sich nach einem katastrophalen Russland-Feldzug mit hunderttausenden Toten seiner (vorübergehend) endgültigen Niederlage gegenüber – der Völkerschlacht von Leipzig. Napoleon wurde daraufhin auf die Mittelmeerinsel Elba verbannt. Nach der Niederlage Frankreichs musste Europa neu geordnet werden. Als Austragungsort der Konferenz wurde Wien bestimmt. Der Kongress dauerte von 18. September 1814 bis 9. Juni 1815.

Der "Kutscher Europas"

Zusammen kamen die Delegierten im Haus am Ballhausplatz, in dem heute das Bundeskanzleramt seinen Platz hat. Dessen Webseite erklärt dazu: "Vorrangiges Ziel war die Wiederherstellung der territorialen Verhältnisse, wie sie vor den Napoleonischen Eroberungen bestanden hatten. Gleichzeitig sollten neue Konflikte zwischen den Mächten verhindert und bestehende auf diplomatischem Weg beendet werden." Organisiert wurde der Kongress vom "Kutscher Europas", dem österreichischen Außenminister Fürst Klemens von Metternich.

Holzstich von Fürst Klemens von Metternich 1859. | Foto: akg-images / picturedesk.com
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Hunderte Teilnehmer nahmen an der Konferenz teil. Kaiser, Könige, Minister und Staatsmänner von europäischen Staaten, Fürstentümern, Städten und mehr strömten in die Hauptstadt der Habsburgermonarchie. Die Entscheidungen wurden jedoch vor allem von den vier Großmächten Europas und ihren jeweiligen Vertretern beschlossen: Russland, Großbritannien, Preußen und Österreich. Der Vertreter Frankreichs, Talleyrand, nahm nur in begrenztem Maße an diesem Kreis teil.

Die fünf Prinzipien

Im Laufe des Kongresses wurden viele Entscheidungen getroffen. Diese geschahen aufgrund von fünf Grundsätzen, welche jedoch teils erst im Nachhinein von Historikern so definiert wurden. Hierzu zählt die Restaurierung der politischen Ordnung von 1792, Legitimität für erneute Übernahme der Herrschaft der von Napoleon bzw. der Revolution vertriebenen Häuser, etwa der Bourbonen in Frankreich, und die Gewährleistung der Souveränität der Monarchie.

Als letzte zwei Prinzipien zählen die Verpflichtung der gemeinsamen Unterbindung von revolutionären Bewegungen und Aufständen sowie ein Gleichgewicht der europäischen Mächte, um Frieden und Sicherheit der staatlichen sowie politischen Systeme zu gewährleisten.

Aufteilung Polens und Schaffung der Niederlande

Insgesamt wurden während des Kongresses zahlreiche Entscheidungen und Grenzverschiebungen beschlossen. Verlorene Gebiete wurden endgültig abgetreten oder zurückgewonnen, neue Territorien zugesprochen oder Grenzen in Übersee-Regionen verrückt Zu den großen Änderungen zählt die Wiederherstellung der Bourbonen-Monarchie in Frankreich sowie deren Abtritt der zwischen 1795 und 1815 eroberten Gebiete in Europa. Man erhielt im Gegenzug etwa das besetzte Korsika und gewisse Kolonial-Gebiete von Großbritannien zurück und wurde als Großmacht anerkannt.

Der Wiener Kongress definierte Europa neu. (Symbolfoto) | Foto: Pixabay
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Zu den großen Gebietsveränderungen zählt die Aufteilung Polens zwischen Preußen und Russland. Im deutschsprachigen Raum erhielt Österreich einige Regionen zurück, wie etwa Salzburg, Tirol oder Vorarlberg. Preußen annektierte einige Teile Sachsens. Weiters wurde mit dem Deutschen Bund ein loser Staatenbund geschaffen, in welchem die zwei großen deutschsprachigen Mächte, Österreich und Preußen, um Vorherrschaft kämpften. Preußen gewann diese Auseinandersetzung einige Jahrzehnte später. Unter dem preußischen Kanzler Otto von Bismarck wurde schließlich später das deutsche Kaiserreich geschaffen.

Außerdem wurden während des Wiener Kongresses die Niederlande geschaffen. Diese integrierten einige ehemals von Österreich kontrollierte Gebiete in der Region. Großbritannien behielt unter anderem Malta, Helgoland, Ceylon und die Kapkolonie. Allgemein kann gesagt werden, dass durch die Entscheidungen auf dem Wiener Kongress ein großer, all-umfassender Krieg in Europa für rund 100 Jahre, also bis zum Ersten Weltkrieg, mit-verhindert wurde. Ausnahmen stellen hier mehr oder weniger regionale Konflikte wie der preußisch-französische oder preußisch-dänische Krieg dar.

Sicherung des Sieges

Der Kongress endete schließlich am 9. Juni mit der Unterzeichnung der Schlussakte. Der Kampf gegen Napoleon war jedoch weiterhin nicht vollkommen vorüber. Während der Verhandlungen in Wien flüchtete Bonaparte von Elba, stürzte den französischen König und ernannte sich erneut zum Kaiser. Die Armee lief zu ihm über. Er wurde jedoch erneut besiegt, und zwar in der Schlacht von Waterloo gegen Großbritannien sowie Preußen am 18. Juni.

Nach dieser erneuten Neiderlage wurde der ehemalige Kaiser auf die Atlantikinsel St. Helena verbannt, unter strenger britischer Bewachung. Dort starb er nach einigen Jahren am 5. Mai 1821. Seine berühmten letzten Worte sollen gewesen sein: "Frankreich, die Armee, der Chef der Armee, Joséphine".

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