Welttoilettentag
Der ambivalente Umgang mit dem stillen Örtchen in Wien
Am Sonntag findet der Welttoilettentag statt. MeinBezirk.at hat sich angesehen, was man zu diesem Tag wissen sollte.
WIEN. Am 19. November ist der Welttoilettentag. Was sich in europäischen Breiten nach einem Scherzfeiertag anhört, hat in Wahrheit einen wichtigen Hintergrund. Der Welttoilettentag ist nämlich offiziell dem Kampf um Sanitäranlagen. Denn mehr als 2,5 Milliarden Menschen leben laut Vereinten Nationen (UN) ohne eine ausreichende Sanitärversorgung. Betroffen sind vor allem die ärmere Bevölkerung auf dem Land und Bewohner von Slums und schnell wachsenden Siedlungen in Städten.
Das sollte der Wienerin oder dem Wiener vielleicht bewusst sein, wenn er das heimische stille Örtchen aufsucht. Wie viele Klos und Pissoirs es in den 23. Bezirken gibt, wird zwar nicht erhoben. Aber zumindest eine Zahl zeigt, wie gut die Versorgung in der österreichischen Bundeshauptstadt ist. In der österreichischen Bundeshauptstadt sind laut Wien Kanal 99,8 Prozent aller Haushalte an das rund 2.500 Kilometer lange städtische Kanalnetz angeschlossen. Hier kommt einiges zusammen.
Damit ein reibungsloser Ablauf wie geschmiert läuft, braucht es auch eine entsprechende Wartung für dieses Untergrundnetz. Denn mit dem Porzellangefäß im Haushalt ist es ja nicht getan. Täglich werden 20 Tonnen abgelagertes Material aus den Kanälen gefördert, um einen störungsfreien Abfluss zu garantieren.
Kampagne für fettfreies Klo
Gerade vor dem Hintergrund, dass es Milliarden an Menschen gibt, die über keine funktionierende Toilette verfügen, ist ein weiterer Fakt eher traurig. Denn nicht nur der natürliche Abfall des Menschen wird in Wien hinuntergespült. Unter den 20 Tonnen an abgelagerten Material befinden sich auch Dinge wie Feuchttücher, Tampons, Essensreste und Zigarettenstummel – alles Sachen, die im Klo nichts verloren haben. Denn die können nicht nur den heimischen Porzellanthron, sondern auch das Kanalnetz verstopfen oder beschädigen.
Grund genug für die Stadt Wien im Mai 2022 eine "Offensivkampagne" zu starten. Über verschiedene Kanäle wird per "Flo the Klo" und der dazugehörigen "Stuhl-Gang" - bestehend aus "Betty Besen", "Lilly Lulu" sowie "Howie Haufen" - musikalisch darauf aufmerksam gemacht, was alles in die Toilette darf und was eben nicht.
Der Toiletten-Aufruf scheint seine Wirkung zu zeigen. Im August 2023 war Zeit, die Wirksamkeit der Botschaft zu eruieren. Das Fazit von Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ): „Unsere Initiative gegen falsch im WC oder Kanal entsorgten Müll zeigt erste Erfolge." Seit dem Start der Informations-Offensive „Spül keinen Müll“ Mitte 2022 bis August 2023 sank die Menge an „Rechengut“ in der Wiener Kläranlage um rund 335 Tonnen. Fünf Prozent weniger Müll als im Jahr zuvor. „Ein sehr erfreuliches Ergebnis“, so Czernohorszky.
Schlechtes Zeugnis für Wiens WCs
Wenn es einmal schnell gehen muss, helfen verschieden Infostellen weiter. So gibt es etwa die kostenlose App "WC-Finder", auf der laut eigenen Angaben 150.000 öffentlich zugängliche Toiletten weltweit eingetragen sind. Auch die Wiener Linien bieten einen eigenen Toiletten-Netzplan an:
Generell scheint der Umgang mit der öffentlichen Toilette in Wien kein einfacher zu sein. Einer aktuellen britischen Studie zufolge gehören die stillen Örtchen für jedermann und jederfrau zu den schmutzigsten in ganz Europa. MeinBezirk.at berichtete ausführlich:
Nur in fünf europäischen Städten sind die Zustände demnach schlimmer als in der österreichischen Bundeshauptstadt.
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