Schauspieler Simon Schwarz
"Der Erde ist unser Lebenswandel scheißegal!"

- Schauspieler, Kabarettist – und jetzt auch Buchautor: Simon Schwarz setzt sich für eine lebenswerte Zukunft ein.
- Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk
- hochgeladen von Nicole Gretz-Blanckenstein
Schauspieler Simon Schwarz ist unter die Autoren gegangen. In seinem ersten Buch mit dem Titel "Geht's noch? Betrachtungen eines Überforderten" widmet er sich auf ganz persönliche Weise dem Klimawandel.
WIEN. Simon Schwarz ist einer der bekanntesten Wiener Schauspieler. Er hat bereits in unzähligen Filmen und Serien mitgespielt. So ganz nebenbei ist er Kabarettist und betreibt mit Schauspieler-Kollege Manuel Rubey einen Podcast. Dort wollte eine Hörerin wissen, ob Schwarz auch mal ein Buch schreiben würde.
Aus dem anfänglichen "Nein, ich werde sicher nie ein Buch schreiben", ist das Werk "Geht's noch? Betrachtungen eines Überforderten" entstanden. Keine Biografie – "meine Biografie braucht jetzt wirklich niemand" – sondern ein Buch über Themen, die den Schauspieler und jetzt auch Autor wirklich sehr beschäftigen: Aktivismus, Klimaschutz, Umwelt und Gesellschaftspolitik.
"Ich bin mit dieser Welt überfordert!"
Im Interview hat er MeinBezirk verraten, was ihn überfordert, wie er mehr Bewusstsein für das Thema Klimaschutz schaffen möchte und ob es denn noch Hoffnung gibt.
Dein neues Buch trägt den Titel "Geht’s noch? Betrachtungen eines Überforderten". Womit bist du überfordert?
SIMON SCHWARZ: Ich bin mit dieser Welt und mit unserer Gesellschaft überfordert. Und ich bin damit überfordert, wie wir mit unserer Erde umgehen. Ich glaube, es geht nicht nur mir, sondern der Mehrheit der Gesellschaft so. Kaum jemand weiß noch, was er glauben oder nicht glauben soll. Wir werden von den sozialen Medien abgelenkt. In Wirklichkeit steuern wir in einen völligen Wahnsinn: Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf und es werden uns Dinge erzählt, die überhaupt nicht stimmen.
Welche denn zum Beispiel?
Dass jeder Milliardär werden kann. Das ist eine Lüge. Nicht jeder kann Milliardär werden. Die wenigsten können das, meistens nur jene, die entweder zufällig eine Wahnsinnsidee haben oder gut von ihrer Familie ausgestattet sind. Der Rest wird nach unten gehen, und deren Kinder werden noch weiter nach unten rutschen. Das ist die Realität.
"Klimaschutz sollte Menschenschutz heißen"
In deinem Buch beleuchtest du das Thema Klimaschutz aus einer sehr persönlichen Perspektive. Schafft man mit diesem persönlichen Ansatz bei den Menschen eher ein Bewusstsein für dieses Thema?
Ich hoffe es. Wir erzählen schon lange, dass Klimaschutz wichtig ist. Früher hat man das Umweltschutz genannt, heute nennen wir es Klimaschutz. In Wirklichkeit müsste es Menschenschutz heißen. Denn es geht dabei nicht um die Umwelt und auch nicht um die Erde, weil der ist es in Millionen von Jahren scheißegal, wie viel Plastik oder Atommüll wir heute in sie hineinleeren. Es geht um Menschenschutz, und nichts anderes. Ich glaube tatsächlich, dass ich ein bisschen eine andere Perspektive darauf habe, weil ich mit einer Mutter aufgewachsen bin, die sich als Umweltaktivistin extrem damit beschäftigt hat.
Inwiefern ist deine Perspektive anders?
Als ich mich entschlossen habe, Schauspieler zu werden, war das aus der Not heraus, weil mir nichts anderes eingefallen ist. Alle meine Kolleginnen und Kollegen hatten im Gegensatz zu mir die Matura. Ich habe erst viel später begonnen, mich mit dem Thema Klimaschutz zu beschäftigen, und verschlinge seither Sachbücher und Dokus. Deshalb glaube ich, dass ich mit meiner Erzählung und der Emotionalisierung meiner Geschichte den Leuten das Thema Klimaschutz anders erklären kann, als es bis jetzt erklärt wurde.
Hoffnung trotz schmelzender Gletscher
In 14 Kapiteln geht es von den Generationen über das Auto und Hainburg bis zu Frust und Zukunft. Bist du klimaschutztechnisch frustriert oder blickst du doch ein Stück weit optimistisch in die Zukunft?
Ich war auf der Zugspitze, auf der höchsten Forschungsstation Europas. Dort hat mir ein Wissenschafter in diesem Permafrostgang erklärt, wie bald wir wahrscheinlich keine Gletscher mehr haben werden. Das ist relativ katastrophal, wenn du dir das so anhörst. Da sitzt du in einer kleinen Grotte auf gefrorenem Boden, es ist eiskalt und er erzählt dir: "Was das mit dem Wasserhaushalt machen wird, wissen wir noch nicht so genau, aber wir vermuten, nichts Gutes." Das ist ein Szenario, wo du dir denkst: "Lass uns mal die Täler in Tirol alle räumen, damit da keiner zu Tode kommt!" Und am Ende des Gesprächs habe ich ihn dann gefragt: "Können wir überhaupt noch etwas dagegen tun?" Er meinte: "Ja, natürlich, wir können ganz viel tun." Dann habe ich ihn gefragt: "Hast du Hoffnung?" "Natürlich, ich habe sogar wahnsinnig viel Hoffnung. Das ist ja nicht das Ende, wenn die weg sind. Aber wir können ganz viel tun – und wir müssen es halt langsam tun." Ich bin ja kein Wissenschaftsjournalist, der nur Fakten auflistet, sondern ich nehme das Emotionale mit und denke mir, wenn ich die Leute dafür begeistern kann, dann können wir etwas tun. Und dann werden wir auch etwas verändern.
Buchpräsentation mit Simon Schwarz
"Geht’s noch? Betrachtungen eines Überforderten" von Simon Schwarz und Co-Autorin Ursel Nendzig ist im Carl Ueberreuter Verlag erschienen. Es umfasst 200 Seiten und ist um 25 Euro im Buchhandel erhältlich. Am Donnerstag, 13. November, lädt der Verlag von 18.30 bis 20 Uhr zur Buchpräsentation in die Buchhandlung Thalia in der Landstraßer Hauptstraße 2a/2b. Dabei wird Schwarz aus seinem Werk vorlesen und sicher auch das eine oder andere Autogramm geben.
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