Ehrung
Goldenes Verdienstzeichen aus Wien für Zeitzeugin Lucia Heilman
Sie ist Ärztin, Holocaust-Überlebende und seit Kurzem Trägerin des Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien: Lucia Heilman. Für ihren unermüdlichen Einsatz als Zeitzeugin wurde die 94-Jährige am Montag im Rathaus geehrt.
WIEN. Die Ärztin Lucia Heilman musste in ihren jungen Jahren Unvorstellbares durchleben: Als U-Boot überlebte sie die Nazi-Zeit in Wien. Ihr Überleben verdankte sie damals Reinhold Duschka, seitdem widmete sie ihr Schaffen der Medizin und dem Helfen anderer. Als Zeitzeugin wirkte sie seit den 1990er-Jahren in zahlreichen Erinnerungsprojekten mit, etwa "Die letzten Zeugen" am Burgtheater oder im Dokumentarfilm "Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt".
Für ihr Lebenswerk wurde Heiman am Montag, 15. Jänner, im Rathaus ausgezeichnet. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) dankte der 94-Jährigen und überreichte sie Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien. "Trotz des Ungeheuerlichen und bis heute sprachlos Machenden, das ihr widerfahren ist, wirkte Lucia Heilman in ihrem späteren Leben ohne Unterlass als Brückenbauerin und Mahnerin gegen Antisemitismus und Rassismus", betonte die Kulturstadträtin.
"Nicht die Stadt ehrt Sie!"
Neben der Laudatorin Tajna Eckstein waren bei der Überreichung zahlreiche Freundinnen und Freunde, Wegbegleitende sowie Kinder, Enkelkinder und Urenkelkinder Heilmans anwesend. Unter Beifall des ehemaligen Vizebürgermeisters und Ehrenbürgers der Stadt Wien, Sepp Rieder (SPÖ), des Präsidenten der Israelischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch sowie von Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, bekam sie das Verdienstzeichen überreicht.
"Es ist nicht die Stadt Wien, die sie ehrt, sondern Sie haben mit ihrer Arbeit, ob als Ärztin oder als Zeitzeugin, diese Stadt geehrt", versichert Kaup-Hasler: "Gerade jetzt, wo wir das Aufflammen von Antisemitismus und Xenophobie überall auf der Welt zu beklagen haben, zeigt sich, wie wichtig es für eine Gesellschaft ist, zu sprechen, und dass jeder von uns nicht müde werden darf, laut die Stimme zu erheben gegen Unrecht und für humanitäre Werte."
Heilman kam 1929 als Lucia Johanna Treister in Wien zur Welt und wuchs am Alsergrund auf. 1938 wurde die heute 94-Jährige aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der Schule verwiesen. 1941, der Großvater war bereits 1939 nach Buchenwald deportiert worden, versteckte ein enger Freund ihres Vaters sie und ihre Mutter in seiner Werkstatt in der Mollardgasse, später in einem Kohlenkeller in der Gumpendorfer Straße. Niedergeschrieben ist ihre Geschichte und die ihres Retters Reinhold Duschka in "Am Seil – Eine Heldengeschichte"
Erinnern als Lebensaufgabe
Laudatorin Eckstein, welche Biografin des Zeitzeugen Projekt Centropa ist, erklärte den Anwesenden, wie wichtig die Rolle von Heilman in der Erinnerungskultur der Stadt ist: Lucia Heilman hat es zu ihrer Lebensaufgabe gemacht, dem Unwissen den Kampf anzusagen. Mit klaren Worten hat sie verständlich gemacht, wohin Ausgrenzung führt und wie wichtig Demokratie ist."
Die 94-jährige Heilman selbst betont in ihren Dankesworten noch einmal, dass sie diese Ehrung stellvertretend für alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen annehme. Ebenso hob sie hervor, dass der Dank auch den vielen Lehrerinnen und Lehrern an den Schulen gebühre, denn erst durch deren Engagement werde die Arbeit an den Schulen möglich.
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