Zwei Jahre Krieg
Knapp 15.000 Ukrainer sind in der Wiener Grundversorgung
Zwei Jahre dauert der Ukraine-Krieg nach der russischen Invasion auf das Land am 24. Februar 2022 bereits. Laut Fonds Soziales Wien (FSW) befinden sich etwas weniger als 15.000 Ukrainer in der Wiener Grundversorgung. Für die Geflüchteten wird dringend Wohnraum gesucht.
WIEN. In der Nacht auf den 24. Februar 2022 läutete bei vielen Wienerinnen und Wiener die Meldung als Push-Benachrichtigung, dass die russische Invasion auf die Ukraine startete. Es war der Anfang des russischen Überfalls auf die Ukraine. Laut Vereinten Nationen starben seitdem mindestens 10.378 Menschen in der ukrainischen Zivilbevölkerung - Stand: 31. Jänner. Für die Opfer gab es am Donnerstag eine Lichtermeer-Aktion am Stephansplatz:
Wien hat auf unterschiedliche Art und Weise den ukrainischen Geflüchteten geholfen, eine große Welle der Solidarität herrschte in der Bundeshauptstadt. Es wurden Ukraine-Ankunftszentren und temporäre Unterkünfte geöffnet, Ukrainerinnen und Ukrainer fuhren gratis mit den Öffis.
Nach einem Jahr Ukraine-Krieg waren von insgesamt 37.300 Leistungsbezieherinnen und -bezieher in der Wiener Grundversorgung (GVS) mehr als 23.000 aus der Ukraine. Nach zwei Jahren, mit Stand Mitte Februar, sind es 14.810 von insgesamt 31.300 in der GVS. Das zeigt eine Statistik des Fonds Soziales Wien (FSW). Die Zahl der Menschen in der GVS ist leicht rückläufig, der Höchststand wurde Ende des vergangenen Jahres mit 23.530 gemessen.
67 Prozent davon sind Frauen und etwa 27 Prozent Minderjährige. Sie alle leben entweder in organisierten Einrichtungen oder haben eine private Unterkunft gefunden. Letztere sind in der Mehrheit mit 78 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer in der Grundversorgung. Während die FSW-Einrichtungen für Ukraine-Geflüchtete im ersten Kriegsjahr 215.000 Nächtigungen zählten, waren es in den vergangenen zwölf Monaten erst 2.390. Mittlerweile hat das FSW nur ein Ankunftszentrum mit Notquartier.
Wohnraum dringend gesucht
Als wichtige Ansprechstellen für die Ukraine-Geflüchteten gelten die Caritas-Servicestelle, die für die Auszahlung der Leistungen zuständig ist, sowie fünf FSW-Beratungsstellen. "Diese wurden eigens für die Zielgruppe geschaffen und bestehen neben den regulären Beratungsstellen für GVS Bezieher:innen. Die Ukraine-Beratungsstellen sind aber auf die spezielle Zielgruppe ausgerichtet, etwa aufgrund des freien Zugangs zum Arbeitsmarkt", so eine FSW-Sprecherin gegenüber MeinBezirk.at.
Noch immer wird dringend Wohnraum für Vertriebene aus der Ukraine gesucht. Die Vermittlung von Wohnraumspenden übernimmt der Diakonie-Flüchtlingsdienst. Auf der Homepage der "Helfer Wien" sowie per Mail unter wohnraumspende-ukraine@diakonie.at können Wienerinnen und Wiener ihre Wohnraumspende melden. Über die Plattform where2help.wien können sich Privatpersonen, Initiativen und Organisationen vernetzen. Infos gibt es auch bei der Caritas und bei der Diakonie.
Die Diakonie Österreich fordert von der Bundesregierung ein Aufenthaltsgesetz für Ukraine-Vertriebene, dass diese mit anderen anerkannten Flüchtlingen gleichgestellt werden und damit ihnen der volle Zugang zu sozialen Rechten wie Arbeiten, Wohnen und Existenzsicherung zuerkennt werden soll: "Was die primäre Wohnversorgung angeht, so war die Entscheidung, die Ukraine-Vertriebenen bei ihrer Ankunft in Österreich in großer Zahl bei Privatpersonen unterzubringen. Dies geschah im Rahmen der staatlichen Basisversorgung (genannt „Grundversorgung“). Was zur Zeit des Kriegsausbruchs sicherlich hilfreich war, ist aber längst an sein Ende gekommen", heißt es.
Hilfe für Ukraine-Geflüchtete
Auf der Website der Stadt unter start.wien.gv.at gibt es Informationen über die Verlängerung des Aufenthaltsrechts, Schulpflicht und Übergangslehrgänge, Zulassung, Führerschein sowie Parkpickerl und kostenfreie Schutzimpfungen. Hier kann man auch über die Aufnahme in die Grundversorgung informieren.
Das Ankunftszentrum für Ukrainerinnen und Ukrainer befindet sich in der Schlossberggasse 8 im 13. Bezirk und ist rund um die Uhr geöffnet. Hier bekommt man etwa die medizinische Erstabklärung, Notquertierplätze für einen temporären Aufenthalt sowie Erstversorgung, Waschmöglichkeiten und Ausgabe von Hygieneartikel.
Beratung für Ukraine-Flüchtlinge gibt es im Austria Center Vienna (Bruno-Kreisky-Platz 1, 22. Bezirk), geöffnet von Montag bis Freitag, 8 bis 16 Uhr. Am Wochenende sowie feiertags ist das Beratungszentrum geschlossen.
Weitere Beratungsstellen sind:
- ASBÖ Sozialberatung für Menschen aus der Ukraine (Schönbrunner Straße 222–228/Stiege 1/6. Stock, 12. Bezirk)
- Diakonie Wohnraumvermittlung, Wohnberatung, Sozialberatung, sozialmedizinische Beratung und Arbeitsmarktintegrationsberatung (Mooslackengasse 17–19/3, 19. Bezirk)
- Interface Wien Startbegleitung für aus der Ukraine geflüchtete Menschen (Gerhardusgasse 25, 20. Bezirk)
- Volkshilfe Wien Begleitung und Gestaltung von Perspektiven für Vertriebene aus der Ukraine (Augasse 2–6, 2. Stock, 9. Bezirk)
- Brave Informationen sowie Beratung und Unterstützung bei Jobsuche und -vermittlung (Augasse 2–6, 9. Bezirk)
Telefonische Auskunft für Ukraine-Vertriebene gibt es bei folgenden Hotlines:
- Caritas (Einreise, Aufenthalt, Unterkunft): 05 1776 380 (von Montag bis Freitag, 9–13 Uhr)
- Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU, auf Ukrainisch und Russisch): 01 2676 870 9460
- Österreichischer Integrationsfonds (ÖIF, auf Ukrainisch, Fragen zu Unterstützungs- und Hilfsangebote, Wohnen und Arbeiten): 01 715 10 51 120 (Montag bis Freitag, 8–18 Uhr)
- Sorgenhotline Wien (telefonische Beratung auf Ukrainisch bei psychosozialen Belastungen durch die Psychosozialen Dienste in Wien): 01 4000 53000 (Montag bis Freitag, 9–17 Uhr)
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