Neues Buch
"Verbrechen in Wien"

- Der Mörder Anton Hofrichter vor dem Militärgericht im Jahr 1909.
- Foto: Wiener Kriminalmuseum
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In dem neuen Buch "Verbrechen in Wien" schildern Harald Seyrl und Max Edelbacher die brisantesten Wiener Mordfälle des 20. Jahrhunderts.
WIEN. Eine zerstückelte Näherin, eine im Foyer des Konzerthauses erschossene Aristokratin aus Ägypten und ein Societylöwe, dessen Ruf mit seinem Frachter unterging – diese unterschiedlichen Kriminalfälle aus dem vergangenen Jahrhundert haben Harald Seyrl und Max Edelbacher nun in einem Buch zusammengefasst. "Verbrechen in Wien" beinhaltet 39 reich bebilderte und chronologisch geordnete Mordfälle von der Monarchie bis hin zu den Bankräubern "Pump-Gun-Ronny" und "Baby Face".
"Mich fasziniert weniger der Umstand A tötet B, sondern das Zeitbild", erklärt Seyrl, Direktor des Wiener Kriminalmuseums. "Ein Richter fragte in den 1920ern einen Mörder, ob ihm seine Opfer nicht leid getan haben. Er antwortete, er habe im Krieg so viele Tote gesehen, er habe bei den Morden nichts empfunden. Die Reizschwelle war in dieser Epoche sehr niedrig", so der Historiker, der die Fälle von 1902 bis Mitte der1950er Jahre im Buch aufbereitete. Ab 1955 übernimmt Max Edelbacher, der als ehemaliger Chef der Mordkommission und des Wiener Sicherheitsbüros den „Todesengeln von Lainz“, Jack Unterweger sowie der „Bestie von Favoriten" auf der Spur war.

- Die Autoren Max Edelbacher (links) und Harald Seyrl vor dem Wiener Kriminalmuseum in der Große Sperlgasse.
- Foto: Maria-Theresia Klenner
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Wenn Wiener Blut fließt
Erschlagen, erdrosselt, erstochen – die Mordfälle sind seit Jahrhunderten international die gleichen. "In Wien spielte oft der Missbrauch von Alkohol eine Rolle. Das passt zur Wiener Seele: hoch erfreut und zutiefst betrübt", analysiert Edelbacher, während für Seyrl der Fall Adolf Hofrichter typisch für Wien ist. „Für Oberleutnant Hofrichter war es 1910 dramatisch, nicht in den Generalstab aufzurücken. Daher war sein Plan, die aufgerückten Jahrgangskameraden zu vergiften, damit er früher nachrücken konnte. Das zeigt, wie wichtig die Militärlaufbahn in der Monarchie war."

- CSI Wien: Pressebericht aus dem Jahr 1930, in dem über den Einsatz Wiener Kriminalisten in Amerika berichtet wurde
- Foto: Wiener Kriminalmuseum
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Am Interessantesten für Seyrl ist der Fall der Giftmörderin Martha Marek, die ihre Familie auslöschte. „Dass eine Frau solch eine unglaublich kriminelle Energie hat, sorgte 1938 für großes Aufsehen. Marek war die erste Frau, die seit der Abschaffung der Todesstrafe 1919 hingerichtet wurde", so Seyrl. „Es musste für sie schleunigst eine Guillotine besorgt werden. Diese wurde in Berlin-Tegel gebaut und als Maschinenteile deklariert nach Österreich gebracht." Besonders kluge Tathergänge beeindrucken sogar die Autoren. „Die Blenderfähigkeit von Udo Proksch war bemerkenswert", so Edelbacher, für den „Verbrechen in Wien" bereits das zwölfte Buch ist. Für die Faszination an Morden hat der Kriminologe und Jurist eine Erklärung parat: „Überspitzt gesagt: In jedem von uns steckt Interesse am Bösen. Kriminalität kommt gut an!"
Zum Buch
"Verbrechen in Wien" ist im Eisengold Verlag erschienen, hat 208 Seiten und ist um 25 Euro im Buchhandel erhältlich. ISBN/EAN: 978-3-96201-026-3
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