Wien investiert Millionen
Mehr Geld für WiGev-Spitalspersonal ab 2024
Das Spitals- und Pflegepersonal des Wiener Gesundheitsverbands (WiGev) erhält in Summe 150 Millionen Euro mehr an Zulagen. Gleichzeitig plant die Stadt eine Ausbildungsoffensive. Dies betrifft das gesamte Personal, auch jene, die nicht direkt im patientennahen Bereich arbeitet.
WIEN. Geht es nach der neuesten Umfrage der Ärztekammer Wien, in der das Personal in den städtischen Spitälern befragt wurde, ist die Unzufriedenheit mit den aktuellen Arbeitsbedingungen und mit den Arbeitgebenden sehr hoch. 700 Angestellte des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGev) wurden demnach auch befragt. Etwa 90 Prozent der befragten Ärzte sowie Pflegekräfte haben laut der Umfrage "großes Verständnis" für Kündigungen ihrer Kollegen. Etwas mehr als 60 Prozent sind mit der Unternehmensführung ihres Spitals unzufrieden, in WiGev-Spitälern sind es sogar 72 Prozent. MeinBezirk.at berichtete, siehe unten.
Wohl auch um dieser großen Unzufriedenheit präsentierte ein Teil der Wiener Stadtregierung zusammen mit dem WiGev und der Gewerkschaft Younion ein neues Maßnahmenpaket am Freitag. Insgesamt 150 Millionen Euro soll es in einer ersten Phase bereits ab 2024 mehr geben. Auch eine Phase Zwei wird schon vorbereitet.
Phase Eins steht bereits vor
Die erste dieser Phasen beihalte „Akutmaßnahmen“, die bereits ab Jänner bzw. Februar 2024 wirksam werden sollen. Diese sehen unter anderem 1.000 Euro Fortbildungsgeld pro Arzt und Jahr sowie eine Anhebung der Fortbildungstage von 6,5 auf zehn Tage für Fachärzte und Allgemeinmediziner vor. Für Ärzte in Ausbildung gibt es ebenso neu zehn Fortbildungstage.
Auch bei den Zulagen gibt es Erhöhungen. Diese werden für Sonn- und Feiertagsdienste als auch für Nachtdienste je nach Berufsgruppe angehoben. Das gelte nicht nur für medizinisches Personal. Gänzlich neu ist eine Einspring-Prämie für kurzfristig angeordnete Zusatzdienste. Sie soll 130 Euro für jede Berufsgruppe betragen, für Ärzte besteht bereits eine Vereinbarung.
Aber auch bei der Ausbildung von neuem Personal möchte man neue Wege gehen. Die Ausbildungsstellen für Ärzte werden von 1.250 auf 1.370 angehoben. Gleichzeitig werden Auszubildende des Bachelorstudiums Gesundheits- und Krankenpflege genauso wie die des gehobenen medizinisch-technischen Dienstes schon während der Ausbildung beim WiGev angestellt. Sie sollen so auch praktische Tätigkeiten in den Spitälern und Co. während der Ausbildung ausführen dürfen.
WiGev-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb erklärt, wie wichtig gerade die Aufnahme von Auszubildenden beim WiGev sei. „Die praxisnahe Einschulung bekommt einen ganz neuen Stellenwert. Je mehr man die Auszubildenden anleitet und einbindet, desto besser werden sie in ihrem Beruf. Außerdem geht es darum, dass die Auszubildenden vom ersten Moment an angemeldet werden. Wichtig für die Versicherungszeiten des angehenden Personals.“
Verhandlungstisch für Phase Zwei
Diese Ergebnisse seien kein Schnellschuss - man habe sich intensiv mit der Gewerkschaft ausgetauscht, die Sozialpartnerschaft funktioniere in der Stadt, versichert Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ): „Wir haben bereits kurz nach Beginn des Jahres 2023 mit den Gesprächen begonnen. Wir sind mit der Gewerkschaft in die Tiefe gegangen und haben genau nachgesehen, wo unsere ,kritische Zonen‘ sind. Wo haben wir Bereiche, wo wir besonders aufmerksam hinschauen müssen.“
Dieses am Freitag präsentierte Ergebnis, als erste Phase, sei besonders wichtig umzusetzen, denn: „Die erste Phase ist die Akutphase, die ab 2024 beginnt. Dies sind Nachbesserungen, die es am dringendsten braucht“. Hacker betont, dass dies nicht nur Ärztinnen und Ärzte betrifft, sondern „alle Berufsgruppen“, als Beispiel nennt er Röntgenassistenten.
Man sei sich aber bewusst, in einem gewissen Wettbewerb mit anderen Gesundheitseinrichtungen zu stehen. Es benötige daher auch eine zweite Phase. Dazu hat man bereits auch einen Gehaltsschemenvergleich von allen öffentlichen Krankenhäusern in Österreich durchgeführt. Diese Phase soll im nächsten Jahr in ähnlicher Art und Weise intern diskutiert und beschlossen werden, versichert Hacker: „Hier gibt es in der internen Diskussion keine Tabus mehr. Ich betone, dass hier jedoch nicht öffentlich diskutiert wird, sondern intern.“
Ziel muss auf alle Fälle sein, die Vollbeschäftigung in den städtischen Spitälern zu erreichen, so der Gesundheitsstadtrat. Es gehe in dieser zweiten Phase dann aber auch um andere wichtige Punkte, etwa zusätzliche Karriere- und Ausbildungswege.
Anerkennung für Personal
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betont, dass der Gesundheitsbereich essenziell für das Leben in Wien sei: „Ein Grund dafür, dass wir in Wien die lebenswerteste Stadt sind, ist die gute Gesundheitsversorgung auf höchster Qualitätsstufe. Drei Viertel aller Spitalsleistungen in Wien finden in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverband statt.“ Rund 30.000 Mitarbeitende gibt es laut Ludwig in den Gesundheitseinrichtungen des WiGev.
„Mir ist es wichtig, diesen Mitarbeitenden die entsprechende Anerkennung und Zukunftsperspektiven bieten können. Aber nicht nur im ideellen, sondern auch im materiellen SInne. Daher haben wir als Stadtregierung in Kooperation mit der Gewerkschaft Younion dieses Paket geschnürt“, so Ludwig.
Edgar Martin von der Gewerkschaft Younion betonte, wie gut das System der Sozialpartnerschaft in Wien funktioniere: „Wir erleben in dieser Stadt eine Sozialpartnerschaft, die einzigartig ist in Österreich. Wir versuchen, die Dinge sachlich, ruhig und ergebnisorientiert abzuarbeiten.“ Das „Hinhören bei den Mitarbeitern“ sei das wichtigste – und hier gehe es um das gesamte Team, vom ärztlichen Direktor bis zum Portier. In Phase Zwei geht es um einen Bundesländervergleich, betont auch Martin. Man wolle im Wettbewerb um das Personal klar herausstechen.
Die Fülle der Maßnahmen und weitere Einzelheiten des präsentierten Pakets findest du hier.
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