Gedenktag in Wien
Ukrainischer Botschafter plädiert für Demo-Verbot
Bald soll es zwei russische Demos in Wien geben. Der ukrainische Botschafter sieht dies kritisch und fordert ein Verbot der Veranstaltungen.
WIEN. Der 9. Mai ist ein wichtiger Gedenktag in Russland: er wird als "Tag des Sieges" der Roten Armee gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg gefeiert. Auch in Wien finden daher Feierlichkeiten der russischen Community statt. Konkret wurden zwei Demonstrationen am 7. und am 9. Mai bei der Wiener Polizei angemeldet.
Dies zum Unbehagen von Wassyl Chymynez, seines Zeichens ukrainischer Botschafter in Wien. In einem Schreiben, dass auch der APA übermittelt wurde, plädiert er für ein Verbot der beiden Veranstaltungen.
Problematische Parolen befürchtet
Chymynez begründet dies mit zu erwartenden "chauvinistischen, rückwärtsgewandten Appellen" auf den Demos, die Putins Regime und den Krieg gegen die Ukraine legitmieren würden.
Der unschuldigen Opfer der nationalsozialistischen Diktatur zu gedenken, sei die Pflicht von allen, argumentiert Chymynez in dem Schreiben. Das Gedenken solle aber dazu dienen, dass aus der „dunklen Geschichte“ richtige Konsequenzen gezogen würden. Die Russen würden diese Gedenkveranstaltungen an die Opfer des 2. Weltkriegs jedoch missbrauchen, klagte er. Dabei verwies der Botschafter auf zu erwartende Parolen wie „Wir können es wiederholen!“. Derartiges könnten freilich nur Wahnsinnige fordern, kommentierte er.
Chymynez: „Im Hinblick auf die demokratiefeindliche Ausrichtung der russischen Propaganda sollte geprüft werden, ob ein Verbot für diese russischen Aufmärsche ausgesprochen wird.“
Zwei Feiern, ein Anlass
Die russische Community in Wien feiert 2023 aufgrund von internen Differenzen den „Tag des Sieges“ an zwei Terminen. Am Sonntag, 7. Mai, hat ein der russischen Botschaft nahestehender Verein eine „Gedenkversammlung zum 78. Jahrestag der Europabefreiung vom Nationalsozialismus“ am Schwarzenbergplatz angekündigt.
Zwei Tage später, am 9. Mai, begeht eine andere Gruppe dann den Tag am Stephansplatz. Der 9. Mai ist wie oben erwähnt der traditionelle russische Feiertag. Laut APA sind die Organisatoren eine Gruppierung rund um den Violoncellisten Viktor Miloserdov. Der Musiker ist laut eigenen Angaben zufolge Mitglied der Parteien FPÖ und MFG in Österreich sowie der Kreml-Partei „Einiges Russland“.
Die APA hatte Miloserdov telefonisch erreicht. Er habe beim russischen Botschafter dagegen protestiert, dass die offiziellen Feierlichkeiten ausgerechnet am 7. Mai stattfinden. Miloserdov zur APA: "Sie haben damit praktisch die Feier des 9. Mai aufgegeben und begehen mit dem 7. Mai ausgerechnet jenen Tag, an dem Mauthausen von US-amerikanischen Streitkräften befreit wurde."
Er habe Informationen über diese Angelegenheit nach Moskau übermittelt und warte nun auf eine Reaktion.
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