Mehr Bäume, weniger Verkehr
Wiener Grüne für Neugestaltung des Gürtels
Mit einem sogenannten Zukunftsbild präsentierten die Grünen Wien am Donnerstag ihre Vision für einen neuen und deutlich grüneren Gürtel. Dafür möchte man die Fläche neu aufteilen und damit mehr Platz für Fußgänger, Radler, Öffis und Bäume gewinnen.
WIEN. Rund 70.000 Autos verkehren täglich am Gürtel, abschnittsweise nimmt der motorisierte Verkehr bis zu 86 Prozent der Fläche ein. Mit über 70 Dezibel ist auch die Lärmbelästigung nicht gerade gering. Für Fußgänger stehen hingegen nur etwa 18 Prozent zur Verfügung - und das bei Gehsteigen, die an manchen Stellen nur eine Breite von einem Meter messen. Entlang der Westgürtelstrecke gibt es zudem keinen durchgehenden Radweg und an der Begrünung könnte man auch noch feilen.
„Der Gürtel, der kann leiwand sein“, ist sich Judith Pühringer, Co-Parteivorsitzende der Grünen Wien, gewiss. Bei einem Mediengespräch im Café Oben am Urban-Loritz-Platz präsentierten die Grünen ihre Vision für einen zukunftsträchtigen Gürtel. Als Basis dafür dient eine Studie des Planungsbüros „bauchplan“, der Landschaftsplanerin Gisa Ruland und dem TU-Verkehrsexperten Harald Frey.
Reduktion des Autoverkehrs
Geht es nach den Wiener Grünen, soll die Fläche gerechter aufgeteilt werden. Man will alle Verkehrsteilnehmenden gleichermaßen berücksichtigen. Schwerpunktmäßig hat man sich dem Abschnitt zwischen Gumpendorfer Straße bzw. Alser Straße gewidmet. Als Beispielzonen wurden die Bereiche Westbahnhof/Europaplatz und Josefstädterstraße ausgewählt, für die man konkrete Lösungsvorschläge ausgearbeitet hat.
Mit einer sukzessiven Reduktion auf zwei Fahrspuren pro Richtung soll der Gürtel weiterhin eine wichtige Verkehrsader bleiben. Die neu gewonnene Fläche soll einerseits Platz für einen Zwei-Richtungsradweg mit 3,5 Metern Breite auf beiden Seiten des Gürtels bieten. Andererseits sollen die Gehsteige auf der gesamten Gürtellänge deutlich verbreitert werden.
1.500 neue Bäume
Auch die Versiegelung der Oberfläche ist den Wiener Grünen ein Dorn im Auge. Mit der Neupflanzung von 1.500 Bäume könne das Mikroklima deutlich verbessert werden und im Sommer zusätzlich für Abkühlung sorgen. Damit alte wie junge Bäume Überlebenschancen haben, orientiert man sich an dem bereits vielerorts in Wien umgesetzen "Schwammstadtprinzip". Durch diese Bauweise kann sich das Wurzelwerk verdichten. Zusätzlichen dringen Luft und Wasser in den Boden ein. Dadurch werden Bäume auch in Trockenperioden mit Wasser versorgt.
Für die von Otto Wagner entworfenen Gürtelbögen sind durchlässige Glasfronten vorgesehen. Außerdem sollen Lokale sowie Kunst- und Kulturprogramme die Gürtelbögen attraktiveren. Für den Europaplatz sieht das Konzept eine völlige Neugestaltung vor. Dieser soll autofrei und - natürlich - grüner werden. Ein „Radhaus“ soll zusätzlich 1.100 Rad-Abstellplätze bieten.
Comeback der Bim-Linie 8?
Wer statt auf das Auto oder das Rad lieber auf die Öffis setzt, kommt entlang des Gürtels nur schwer um die U6 herum. Diese ist bereits jetzt zu den Stoßzeiten an ihren Belastungsgrenzen. Um die U-Bahn zu entlasten, wollen die Grünen eine alte Bekannte wieder zum Leben erwecken: die Straßenbahnlinie 8.
Die Linie wurde 1989 eingestellt. Die Gleise gibt es noch, verschwanden in den 90er-Jahren jedoch unter dem Asphalt. „Wir wollen gute Ideen aus der Vergangenheit wieder ‚ausgraben‘“, meint dazu Mobilitätssprecher Kilian Stark. Mit der Wiederbelebung der 8er-Bim könnte zwischen Währinger Straße und Burggasse/Stadthalle das Angebot der Öffis verbessert werden. Zudem verfüge die Bim über mehrere und demnach auch kürzere Stationen, als die U6.
Das Konzept „Gemma Gürtel 2030+“ sei freilich keine fertige Detailplanung. Viel mehr sei es eine Vision, betonte Co-Parteivorsitzender Peter Kraus. Die Stadt Wien habe sich selbst das große Ziel gesetzt, den Autoverkehr zu halbieren. Dafür müsse es aber entsprechende Anreize geben. „Um den Gürtel zu beleben, muss er vorher attraktiviert werden“, so Kraus.
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